Kapitel 40 - Entschuldigung

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Leonora PoV:

Sie sah mich verschmitzt an und begann mir dann zu erzählen, was sie vor hatte. "Wir bräuchten nochmal Harrys Tarnumhang", begann sie.
"Das klingt jetzt schon so, als wäre es nicht ganz legal", sagte ich skeptisch. Sie zuckte mit den Schultern. "Wir haben größere Sorgen und er ist selbst Schuld, wenn seine Schüler was illegales machen." Ich sah sie schockiert an. "Warte mal. Es IST illegal?"
"Weiß nicht. Wieso sollte Hausfriedensbruch in dieser Welt strafbar sein, wenn man jede Tür mit 'nem Zauber aufbekommt?" Gut, da hatte sie schon irgendwie Recht. Warte... Sie will dass ich bei ihm einbreche? "Was? Denkst du wirklich Einbruch regelt die Sache?!"
"Ja. Das hat schonmal geklappt. Also du schleichst dich rein, ich warte vor der Tür, ihr vertragt euch und alles wird gut."
"Aber...Er wird mir niemals verzeihen", murmelte ich und ich konnte ihn verstehen. Er hat mir vertraut und ich hab dieses Vertrauen nicht genug zu schätzen gewusst. "Doch das wird er. Wir machen das, klar?" Ich sagte nichts.
"Das ist auch eine Antwort. Ohne mich wärst du echt verloren", sagte sie und schien sich das vorzustellen, da sie ihr Gesicht verzog. "Und jetzt holen wir uns den Tarnumhang", sagte sie und zog mich hoch. "Was? Wofür überhaupt?"
"Damit uns kein Lehrer während der Sperrstunde erwischt und abgesehen davon wäre es schon ungünstig beim Schlösser knacken gesehen zu werden." Das stimmte dann natürlich auch wieder. Sie zog mich am Arm mitsich.

Harry lieh uns den Tarnumhang und wir besprachen den Plan nochmal. "Okay, also... Wir gehen zusammen hin und du schleichst dich in seine Räume. Ich warte während dessen vor der Tür. Ihr klärt das, du kommst raus, wir freuen uns und fangen an zu lachen. Plan erfolgreich", sagte sie und sah mich stolz an. Ich nickte.

Wenig später begann die Sperrstunde und wir schlichen uns zusammen, unter dem Tarnumhang, in die Kerker. "Pass auf, wo du hin trittst", wisperte ich. "Pass du auf", flüsterte sie drohend. Und schon wieder mussten wir uns das Lachen verkneifen.

Nach einer Weile erreichten wir seine Räume. "Alohomora", wisperte ich, schwang meinen Zauberstab und hörte wie das Schloss knackte. "Viel Glück. Du schaffst das", sagte sie und wuschelte mir durch die Haare. "Ich warte hier", fügte sie hinzu. Ich nickte, öffnete die Tür und betrat seine Räume.

Es war schon komisch jetzt hier zu sein. Vor allem, weil ich mich diesmal allein hier rein geschlichen habe. Wahrscheinlich würde er gleich als erstes ins Wohnzimmer gehen. Auf alle Fälle war er noch nicht da.

Ich setzte mich auf sein Sofa und wartete darauf, dass er rein kam. Wahrscheinlich drehte er gerade noch seine übliche Runde im Schloss. Ich stand auf und schaute mir alles etwas genauer an. Schließlich erreichte ich ein großes Regal mit sämtlichen Tränken. Hat er die alle selbst gebraut? Wow. Nicht schlecht.

In Gedanken vertieft, merkte ich nicht wie noch jemand den Raum betrat. Erst als eine kalte Stimme hinter mir erklang, wirbelte ich herum und sah in zwei dunkelbraune Augen. "Kann ich Ihnen helfen, Ms. Anciaux?" Seine Stimme tropfte förmlich vor Sarkasmus und gleichzeitig konnte man ganz genau hören wie verletzt er eigentlich war. "Bitte hören Sie mir zu", sagte ich und wollte auf ihn zu gehen, doch er erhob seine Stimme erneut. "Keinen Schritt weiter, Anciaux. Halten Sie sich gefälligst fern", zischte er. Ich ging ängstlich einen Schritt zurück und stieß mit meinem Rücken gegen die Wand. "Professor, es tut mir leid. Wirklich. Ich bereue was ich getan habe und Sie sind mir wirklich wichtig. Ich mag Sie wirklich gerne und... Es tut mir so leid", winselte ich und merkte wie meine Augen sich langsam mit Tränen füllten. "Es war nie meine Absicht Sie zu verletzen, aber letztlich hab ich es doch getan und das auf eine grausame Art und Weise. Ich will mich nur entschuldigen, mehr nicht. Und ich versteh auch, wenn Sie mich nicht sehen wollen und ich Sie jetzt für immer verloren hab", sagte ich, wobei mein Herz von einem Stechen durchzogen wurde und die ersten Tränen über meine Wangen liefen. "Sparen Sie sich das! Ich weiß, dass Sie mich nur belogen haben. Wissen Sie was schlimmer ist als belogen zu werden? Belogen zu werden, obwohl man die Wahrheit kennt. Und das nachdem man schon verletzt wurde. Passen Sie auf wie Sie mit mir sprechen."
"Wissen Sie, ich kann einfach nicht verstehen, wieso Sie sich so dermaßen abfällig verhalten..."
"Weil du mich verletzt hast! Weil du mich gebrochen hast! Weil du mein Leben noch mehr ruiniert hast!", unterbrach er mich. In seiner Stimme lag Hass, aber auch irgendwas anderes... Etwas was ich nicht ganz deuten konnte, aber es war nicht negativ. "Nein, ich meine... Sind Ihnen unsere Gespräche egal? War Ihnen der Tanz egal? Denn wenn ich ehrlich bin, hat mir all das was bedeutet und während des Tanzes... Ich weiß auch nicht..." Er kam auf mich zu. Seine Ausstrahlung war bedrohlich und ich presste mich noch dichter an die Wand. Ich sah ängstlich zu ihm auf. "Was war während des Tanzes?", fragte er und klang etwas ruhiger. "Irgendwas war zwischen uns, aber ich habe mir schon gedacht, dass Sie nichts gefühlt haben", sagte ich.
"Ich habe was gefühlt, aber offensichtlich war das ziemlich dumm von mir. Erzählen Sie mir nicht, ich würde Ihnen was bedeuten. Wahrscheinlich hat es Ihnen sogar Spaß gemacht mich zu verletzen." Seine Worte taten weh wie tausende Messerstiche direkt ins Herz. Mich verletzte es, dass er so über mich dachte? Mir tat es weh, ihn so zerstört zu sehen. Und vor allem, tat es mir weh, dass ich Schuld daran war. Ich wollte ihm eigentlich nur Gutes und jetzt brach ich ihm das Herz, obwohl das schon genug Menschen getan haben. Weitere Tränen rannen meine Wangen hinab. "Nein. Ich habe die ganze Nacht geweint, deswegen. Ich hab mich gefragt was schlimmer ist... Jemanden zu verletzen, dem man eigentlich nur Gutes will oder von jemandem verletzt zu werden, dem man so viel gegeben hat."
"Unfassbar. Sie stellen es auch noch so dar, als wären Sie das Opfer..."
"Weil ich Sie verloren habe. Können Sie das nicht begreifen?", fragte ich und eine Flut von Gefühlen überkam mich. Wut, Trauer, Schmerz, Verwirrung, Verzweiflung... "Darüber hätten Sie nachdenken sollen, bevor Sie mein Vertrauen so sehr ausnutzen." Ich schluchzte leise und sah dass er zwar versuchte böse zu sein, mich aber mitleidig ansah. Er wollte das doch gar nicht. "Das war leichtfertig, ich weiß, aber ich hatte in dem Moment Angst meine beste Freundin zu verlieren."
"Und Sie haben Ihren Verlust als schlimmer empfunden?" Was? Wie konnte er mich das denn fragen? "Nein, aber... Sie bedeuten mir beide sehr viel und mein Gott, sie ist meine beste Freundin." Es herrschte Stille. Nach einer Weile sah er mir wieder in die Augen und trat noch näher an mich heran. "Nennen Sie mir einen guten Grund, Ihnen zu verzeihen und vielleicht gebe ich nach", sagte er mit rauer Stimme. Er wollte mir verzeihen? Auf der einen Seite freute ich mich und auf der anderen war ich immer noch niedergeschlagen. "Sie haben jemanden, durch den Sie Ihre Vergangenheit hinter sich lassen können. Sie haben jemanden, dem Sie wirklich wichtig sind. Ich werde Ihnen so etwas schreckliches nie wieder antun. Ich schwöre es. Und wenn Sie mich jetzt gehen lassen, dann schwöre ich auch im Geiste noch bei Ihnen zu sein. Für immer." Ich wollte ihn nicht verlieren. Das musste er doch verstehen. Und wenn ihm all die Argumente nicht reichten, die wirklich wichtigen Aspekte an unserem Verhältnis zueinander, dann wusste ich auch nicht weiter. Er bedeutete mir unfassbar viel. Wir brauchten uns irgendwie. Schließlich schien es als wären wir beide, die einzigen Personen, die den jeweils anderen verstehen konnte. Allein bei dem Gedanken das was wir hatten zu verlieren, bildeten sich Tränen in meinen Augen. Noch nie hat mir jemand so viel bedeutet. Er seufzte. Wieder herrschte Stille. "Und was meinten Sie war zwischen uns während wir getanzt haben?"
"Ich weiß es nicht, aber irgendwas starkes. Ein starkes Band...", murmelte ich und sah zu Boden. Er hob mein Kinn sachte an und sah mir wieder in die Augen. "Schau mich an und sag mir die Wahrheit. Ich will nur dass du ehrlich bist", sagte er sanft. Welche Wahrheit meinte er denn jetzt? Ich sah ihn vollkommen ahnungslos an. "Sagen Sie mir was Sie gefühlt haben oder beschreiben Sie es wenigstens."
"Ich...Ähm...Ich...Weiß nicht. Es war schön und ich hab mir gewünscht dass es niemals endet. Ich hab mich wohl gefühlt. Und als Sie mich im Arm gehalten haben, habe ich mich sicher und geborgen gefühlt", erklärte ich ihm und in dem Moment wurde mir selbst einiges klar. Der Geruch von meinem Amortentia Trank, diese Gefühle... Ich liebte ihn. Ich hatte wirklich Gefühle für ihn. Verdammt. In dem Moment bekam ich Panik und hatte Angst. Ich wollte nicht von ihm abgelehnt werden und vor allem... Wenn er das raus findet, verlier ich ihn direkt wieder. Ich sah ihm mit unsicherem Blick in die Augen. Wir schwiegen beide einen Moment lang. Plötzlich nahm er meine Hände. Jetzt wo mir klar war, dass ich ihn liebte, war das alles so anders. Diese kleine Berührung von ihm sorgte für eine Gänsehaut auf meinem gesamten Körper. Sein Blick. Ich liebe ihn. Mir bleibt gleich die Luft weg. Noch nie habe ich ihn so wahr genommen. Er war wunderschön und perfekt... Ich konnte meinen Blick nicht von seinem lösen und war wie erstarrt. "Kann ich dir noch einmal ein Geheimnis anvertrauen?", fragte er leise. "Das wollen Sie wirklich?" Er nickte und sah mich dabei immernoch an, wirkte aber irgendwie geistig abwesend. "Das größte Geheimnis war die ganze Zeit... Und es ist seltsam, denn bis gerade wusste ich es selbst nicht mal... Das größte Geheimnis war..." Er brach ab, als hätte ihn plötzlich der Mut verlassen. "Der Tanz hat mir was bedeutet und die Gespräche auch und das Geheimnis was ich hatte war..." Er machte eine Pause und atmete durch. "Ich liebe dich", flüsterte er ganz leise, so als würde er nicht wollen, dass ich es höre. Diese Worte veränderten so viel. ER hatte Gefühle für MICH... Erst wusste ich nicht ganz was ich tun sollte, aber... Er wollte, dass ich die Wahrheit sagte. Und die kannte ich jetzt. "Ich liebe Sie auch", raunte ich. Wir sahen uns wie gebannt in die Augen. Das schwarz fesselte mich und ich begann darin zu versinken. Dann ließ er meine Hände langsam los und legte eine an meine Taille und die andere an meine Wange. Er zog mich langsam zu sich und sah mich dann noch einmal zögerlich an, so als würde er nach Bestätigung in meinem Gesichtsausdruck suchen, bevor er dann auch den letzten Abstand zwischen uns überbrückte und seine Augen schloss. Unsere Lippen trafen sich und wir begannen uns zärtlich zu küssen. Nun schloss auch ich meine Augen. Ich legte meine Hände langsam in seinen Nacken und intensivierte den Kuss so. Meine Haut prickelte und mein Bauch kribbelte. Das fühlte sich so unfassbar gut an. Es war als würde ein Feuerwerk in meinem inneren explodieren und ich war einfach wunschlos glücklich. So gut habe ich mich noch nie gefühlt.

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