Fragile Heart - Leanna Crawford
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°Gegenwart°
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Madelyn WatsonIch weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich diese Therapie mit ihm überlebt habe. Wie habe ich es nur schaffen können, meine Maske so zu erhalten wenn ich jetzt das Gefühl habe, dass ich meine Emotionen nie wieder unter Kontrolle bringen konnte?
Hastig wischte ich mir über meine Augen, packte meine Sachen und verließ den Raum, damit mich niemand sah.
Im Mitarbeiterraum saßen jetzt viel mehr meiner Kollegen, es war gerade ja auch offizielle Pause. Als mich Lilly entdeckte, winkte sie mir zu und ich setzte mich zu ihr an den Tisch. Sie schob mir die nächste Tasse Kaffee hin, die ich einfach in die Hand nahm.
Für mich war alles wie ein Film, den ich ansah und kein Teil davon war.Vorhin saß ich im selben Raum mit Lilly, aber diese Begegnung mit Kayden hat meinen ganzen Gefühlszustand auf den Kopf gestellt, dass sich dieser ausgelassene Morgen viel zu weit weg anfühlte.
"Maddie?", fragte Lilly, als sie mir die Hand auf den Unterarm legte, "alles gut bei dir? Du siehst ganz bleich aus."
"Ja... es ist alles gut", murmelte ich und stützte meine Stirn auf meine Handfläche.
"Sieht aber anders aus", gab sie leise von sich. Darauf erwiederte ich nichts.Ich glaube, dass es Brandon war, der an mir vorbeilief und mich kurz begrüßte.
Darauf erwiederte ich auch nichts, sondern starrte einfach nur noch an die Wand. Es kann doch nicht sein, dass eine Therapiestunde am Tag mich so sehr aus der Bahn werfen würde. Ich müsste einfach nur bei Kayden meine Maske aufrechterhalten und sie dann ablegen. Dabei sollte natürlich niemand merken, dass ich zwei komplett unterschiedliche Rollen spiele.Es fühlte sich so leer an. Diese Begegnung mit Kayden hat mir einmal mehr gezeigt, wie sehr er sich verändert hat. Wir passen nicht mehr zusammen. Kayden hat mich damals immer zum Lachen gebracht und er war nicht nur mein Freund und später auch Verlobter, sondern auch mein bester Freund, mit dem ich so oder so über alles geredet hätte. Noch nie habe ich unsere gemeinsame Zeit herbeigesehnt, wie jetzt. Ich habe realisiert, wie besonders die zwei Jahre mit ihm waren. Von dem alten Kayden ist aber nichts mehr da.
Seufzend holte ich die Akte hervor und fing an, zu lesen. Die Zeit bis zur nächsten Gruppentherapie mit etwas älteren Menschen konnte ich noch gut mit dem Lesen seines Falls überbrücken.
Sein Unfall war scheinbar so, dass er aus irgendwelchen Gründen auch immer vor ein Auto gerannt ist. Neurologische Schäden gab es nicht, was mich aufatmen ließ.
Eigentlich schaute ich danach nur noch auf die beschriebenen Seiten und tat so, als würde ich mich damit beschäftigen, nur um einem Gespräch mit Lilly aus dem Weg zu gehen, die mich die ganze Zeit misstrauisch anschaute.
Wie gerne würde ich einfach alles vergessen. Besonders Kayden und seine Bedeutung für mich. Dann würde ich jetzt einfach eine Physiotherapeutin sein, die einen neuen Patienten hat. Ich könnte jetzt ausgelassen meine Pause genießen und mich auf die Woche freuen.
Aus der Akte las ich auch, dass Kaydens stationäre Rehabilitation auf sechs Wochen angelegt war, was eher lang ist, aber das war bei diesem schwerwiegenden Unfall auch zu verstehen. Danach wird er wahrscheinlich noch ambulante Therapie bekommen.
Also müsste ich sechs Wochen aushalten und danach all die Begegnungen wieder vergessen. Wenn ich das schaffen würde, wäre ich außerordentlich stolz auf mich.
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together we're stronger
Teen FictionWas, wenn man dachte, dass die erste Liebe die Intensivste ist? Was, wenn man dachte, dass die Liebe alles besiegen kann? Dann hat man sich wohl geirrt, das denken zumindest Madelyn und Kayden, deren Happy End vor drei Jahren zunichte gemacht wurde...