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Moonchild - M83
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°Gegenwart°
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Madelyn Watson

Meine Gedanken schlugen Purzelbäume, als ich den Motor meines Autos startete. Irgendetwas Gefährliches lag gerade in der Luft und dieses Gefühl nahm mich so sehr ein, dass ich mich mit Mr. Hylands Geständnis gar nicht befassen konnte. Was für eine dritte Option gab es denn? Entweder lässt Kayden seinen Tumor entfernen oder er entzieht sich auf eigener Verantwortung der medizinischen Versorgung. Es sind nur zwei Optionen.

Und jetzt schreibt er mir im Bezug auf den Arzttermin, dass er nur die dritte Option gibt... Er verschweigt mir etwas ganz gewaltig. Was hat er denn jetzt vor?

Oben drauf kommt noch, dass Sean Kayden nicht finden kann. Wo treibt der sich schon wieder rum? Ist ihm seine Situation denn nicht bewusst und sein Leben ihm mittlerweile so egal?

Als ich wieder in Richtung Seans Wohnung fahre und ordentlich Gas geben wollte, bremse ich kurz schockiert. Was, wenn Kayden sich...

Ich wagte kaum, diese Option in meinem Kopf zuzulassen. Nein, das konnte er nicht bringen, sein Leben einfach wegzuschmeißen, nur weil die Diagnose gerade hart war. Aber es passte leider zu dem, was Sean gesagt hat. Dass er eigentlich jahrelang emotional ziemlich unten war. Neue Nachricht von Sean.

Sean: Also ich gehe jetzt in der Stadt suchen. Schreib mir, wenn du etwas weißt.

Rasch legte ich mein Handy weg und konzentrierte mich wieder auf den Verkehr. Alles schien mir gerade zu langsam. Die Ampel wurde nicht grün, auf den Gehwegen unterhielten sich Leute ausgelassen, während ich in meinem Auto die Krise bekam. Die Welt lief in Zeitlupe und am liebsten hätte ich alle angeschrien, dass sie sich mal beeilen sollten. Wie konnte jemand in dieser Situation jetzt so entspannt sein Leben genießen? Das war unfair.

Endlich wurde die Ampel grün, während mein Herz immer mehr raste. Hoffentlich ging es Kayden noch gut. Was, wenn er jetzt schon sich...

Ich glaube, ich bin nur fünf Meter lang gefahren, da hörte ich ein quietschiges Schleifen.
"Bitte nicht", kam es fassungslos über meine Lippen, als ich ausstieg und meinen komplett platten Reifen entdeckte. Fuck. Wie sollte ich denn jetzt zu Kayden kommen?

Ich schnappte mein Handy und meinen Schlüssel und rannte einfach die Straßen Provos entlang. Ich kam an der BYU vorbei, wo der normale Studienalltag stattfand. Hier hat unsere gemeinsame Geschichte angefangen und wird sie jetzt enden? Bitte nicht. Bitte nicht.

Ich rannte weiter, einfach dem Gefühl nach. Kayden konnte doch nicht weit sein. Bitte nicht.
Irgendwann kam ich in die Straße, in der Sean wohnt und bemerkte fluchend, dass er selber ja nach Kayden sucht. Mist, wie konnte ich denn nur auf diese beschissene Idee kommen?

Also überlegte ich fieberhaft, warum mich meine komischen Instinkte mich hier her geführt haben. Es dämmerte schon langsam und von oben sah man bestimmt schon die ganzen Lichter, die nachts leuchteten. Kayden mochte Lichter... In der Nacht... Mein Kopf rauchte, während ich versuchte darauf zu kommen, wo er war. Er musste doch bestimmt irgendwo oben sein. Er liebte doch die Lichter. Von oben. Oh scheiße.

Ich rannte zu Seans Haustür und klingelte einfach bei anderen Leuten Sturm. Schlimmer, als ich bei Sean jemals geklingelt habe. Es musste jetzt einfach klappen, ich konnte Kayden nicht verlieren. Nicht jetzt, wo uns eigentlich nichts mehr im Weg stand. Das Schicksal konnte doch nicht so genau steuern, dass Kayden von mir geht, wenn alles perfekt werden könnte. Könnte.

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