Time - NF
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○Gegenwart○
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Madelyn WatsonErschrocken blinzelte ich die letzten Tränen weg und wand meinen Blick ab. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, die ich ihn angestarrt habe, aber bestimmt waren es nur zehn Sekunden gewesen. Dieser Tonfall und der selbe besorgte Blick wie damals. Alles war gleich. Er hat sich nicht verändert. Er hat genau wie ich eine Maske getragen. Ist er immer noch wie damals? Und hat er dann um Mitleid zu erregen die ganze Zeit so traurig geschaut? Naja, tut er ja immer noch, aber ich dachte es wäre nichts mehr von dem alten Kayden da gewesen.
Aber der alte Kayden ist jetzt präsenter als ich dachte und warum lasse ich auch nicht los?Wenigstens haben wir heute schon einmal gelacht. Dann war es wieder unangenehm und still zwischen uns gewesen und jetzt sieht er, wie es mir gerade wirklich geht.
"Madelyn, sag doch was", flehte er, als er vor mich hin rollte. Seit wann war er in dem Rollstuhl so wendig?
"Mir geht es besser...", fing ich an und blies die Luft aus, "...als du denkst."Mehr konnte ich nicht sagen, denn meine Stimme wurde zittriger mit jedem Wort. Ich fing an, flacher zu atmen, damit ich seinen verdammten Duft nicht noch stärker riechen musste, als er sowieso schon meine Sinne benebelte.
"Mir ging es noch nie so gut wie gerade", log ich und versuchte noch normal zu atmen, "das sollte dir ja egal sein. Eines Tages wirst du merken, wie sehr ich dich geliebt habe und wirst dich selbst dafür hassen, dass du mich verlassen hast", spuckte ich ihm entgegen, nahm meinen Rucksack und stürmte zur Tür heraus. Atemlos lehnte ich meine Stirn gegen die Tür, die ich gerade mit voller Wucht zugeschlagen habe.
Ich wollte weinen, doch meine Augen blieben trocken.
Ich wollte schreien, aber der Schrei blieb in meiner Kehle stecken.
Ich wollte gegen die Wand schlagen, doch meine Fäuste hingen wie gelähmt neben meinem Körper.
Es kostet so viel Kraft, niemandem zu zeigen, wie kaputt man ist. Und nicht einmal diese Kraft hatte ich gerade noch.Eigentlich traurig, dass ich mir einredete, dass ich keine Liebe in meinem Leben brauchte, um glücklich zu sein. Doch die traurige Realität ist, dass ich irgendwann an der Einsamkeit ersticken würde. Jeder Mensch braucht Liebe, die so schwer zu finden und so leicht zu verlieren ist.
Das ist die bittere Wahrheit. Und für diesen Moment tat ich genau das falsche: Wie ein Schleier erstickte ich alles, was meine Emotionen preisgeben könnte. Ich habe zu viel gezeigt. Viel zu viel. Es hat schon damit angefangen, dass ich mit ihm mehr als normal geredet habe.
Kraftlos drückte ich mich mit meinen Armen von der Tür weg und versuchte meinen Fehler zu vergessen. Meinen verdammten Fehler. Ich wollte nie Privatleben mit Beruf kollidieren lassen, aber es ist passiert. Es war nicht nur ein Fehler ihm gegenüber, sondern ich habe ihn im Gegensatz zu anderen Patienten schlecht behandelt. Das darf ich nicht. Es ist meine ungeschriebene Regel, dass ich allen Patienten mit dem selben Respekt begegne. Und diese Regel habe ich von vorne bis hinten gebrochen.
Bestürzt ging ich den Gang entlang und ignorierte jedes Rufen meiner Kollegen nach mir. Vor allem ignorierte ich Brandon, der mich natürlich wieder ansprach. Ich hielt es nicht länger aus, in diesem Haus hier zu sein. Ich fühlte mich so unbeschreiblich klein in dieser großen Klinik. Ich bin hier nur eine von vielen, die hier arbeiten und ich kann gerade nicht aufgrund meiner Probleme den Patienten helfen. Sie sollten nicht unter meinem Gefühlszustand leiten. Niemals.
Als ich draußen an der frischen Luft war, atmete ich drei Mal tief durch und sah mich um. Niemand hier merkte gerade wie scheiße es mir ging, ich traue mich nicht einmal mit meinen Freunden darüber zu reden. Aber einer Freundin werde ich alles erzählen können. Und diese Freundin hört auf den Namen Riley.
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together we're stronger
Teen FictionWas, wenn man dachte, dass die erste Liebe die Intensivste ist? Was, wenn man dachte, dass die Liebe alles besiegen kann? Dann hat man sich wohl geirrt, das denken zumindest Madelyn und Kayden, deren Happy End vor drei Jahren zunichte gemacht wurde...