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Falling - Harry Styles
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°Gegenwart°
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Madelyn Watson

Kurz schloss ich noch einmal meine Augen und ergriff die Türklinke. Es war Montagmorgen, Therapie mit Kayden und meine Motivation war besser als letzte Woche, aber definitv noch nicht auf Normalzustand. Das kann man sich glaube ich denken, wenn man jeden Tag seinen Ex trifft und trotzdem durchziehen muss.

Mit viel Überzeugungskraft drückte ich die Klinke herunter und betrat den Raum. Puh, Kayden war noch nicht da. Das würde unser erneutes Treffen mindestens um ein paar Sekunden verkürzen.

Mit hohem Puls ging ich zum Fenster und lüftete kurz, was tatsächlich ein ganz kleines Bisschen half. Die Vögel zwitscherten und die Bäume erblühten in voller Pracht. Ich liebte den Frühling wirklich sehr.

Nach fünf Minuten schloss ich wieder das Fenster und schaute überfordert durch den Raum. Das Gefühl war gerade schlimmer, als ich ihn vor einer Woche das erste Mal gesehen habe. Es war, als würde ich geradewegs wieder in das offene Messer laufen. Als ob ich schon wüsste, dass mich das alles danach wieder emotional total aufwühlen wird.

Das Problem war ja eigentlich, dass ich mich über mich selbst aufregte, dass ich nicht offen mit ihm darüber reden kann. Wenn ich mich mit Menschen gestritten habe, konnte ich danach immer auf die Person zugehen und das klären. Doch jetzt war es so, als dass ich Angst davor hatte, es zu vermasseln, wenn ich mit ihm reden würde. War das etwa so schwer?

War es so schwer, erwachsen und differenziert eine über Jahre hinweg ungeklärte Situation zu klären? Seit wann war ich so unfähig, mit einer Person zu sprechen?
Seit dem ich Kayden kenne.

Am Anfang war ich ja total aufgeregt, wenn ich mit ihm sprach und zum Glück bin ich kein Teil einer Serie, in der ich mich peinlich schauspielern sehe.
Ich glaube, mein Gesicht hatte durchgehend eine rote Farbe, wenn ich bei ihm war, aber ist das nicht so, wenn man sich Hals über Kopf verliebt hat?

Und jetzt bin ich aufgeregt, weil ich einfach Angst habe, mit ihm zu reden?!
Ist das mein Scheiß-Ernst?

Naja, wenigstens habe ich vor ihm wenigstens noch keinen emotionalen Zusammenbruch erlitten. Ich habe meistens gut die Fassung bewahren, aber vielleicht bin ich mental einfach nicht mehr stark genug dafür?

Will ich ihm überhaupt widerstehen? Würde ich ihm noch einmal vertrauen, wenn wir mal miteinander sprechen würden? Ist unsere Beziehung dann nicht eigentlich zum erneuten Scheitern verurteilt? Gibt es überhaupt Paare, die nach drei Jahren Trennung wieder zusammen gekommen sind? Definitiv nicht in meinem Bekanntheitskreis.

Die Türe ging auf, Kayden wurde von Nick in seinem Rollstuhl hineingebracht und ich schickte noch ein kurzes Stoßgebet in den Himmel, sodass ich irgendwie halbwegs auf die nächsten anderthalb Stunden gewappnet war.

"Hallo", sagte ich kurz und bekam ein kurzes Lächeln als Antwort. Wenigstens etwas. Naja, es war eher ein schiefes Verziehen der Lippen.
Aber trotzdem wenigstens etwas.
Nick verließ wieder den Raum und schloss die Tür. Oh nein.

"Okay, also da die Sachen letzte Woche ja recht gut geklappt haben, werden wir heute ein paar Übungen im Liegen machen", ratterte ich herunter und rollte eine große Liege herbei, die sehr breit war, wodurch keine Gefahr bestand, dass er runterfallen würde.

Kayden betrachtete jede meiner Bewegungen genau, was die Situation noch einmal unangenehmer machte, als sie eigentlich schon war.

Als ich die Liege abgesichert hatte, stellte ich mich wieder aufrecht hin und traf wieder auf seine Augen.

Fuck. Nein. Wegschauen.
Sonst werde ich schwach.

Sonst würde ich meine Emotionen wieder zeigen und diese Genugtuung werde ich ihm nicht noch einmal geben. Nie wieder werde ich zulassen, dass er mich zerbrechlich sieht. Wenigstens das habe ich durch unsere Trennung gelernt.

together we're strongerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt