I Found - Amber Run
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°Gegenwart°
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Madelyn WatsonJe weiter ich mich vom College entferne, desto schwerer wird meine Brust. Ich bin nicht unbedingt besser als Kayden. Bei mir ist es einfach nur etwas anders.
Ich merke nicht, wie meine Füße schwer werden. Ich merke nur, wie der Wind die Bäume hin- und herpeitscht. Und wie die Haare mir strähnig im Gesicht hängen.
Alles andere lasse ich von mir abprallen. Ich lasse nichts anderes zu. Ich distanziere mich vor jedem Gedanken, wie Kayden von mir. Und es fühlt sich schon fast frei an, mal alles von sich zu stoßen.Ich bin sauer auf ihn. Am liebsten würde ich alles herausschreien und ihm endgültig meine Meinung sagen. Wie kann man nur so arrogant sein? Und vor allem nicht annehmen, dass irgendwas an der Verhaltensweise faul ist?
Wütend schrie ich in die Nacht heraus. Das Leben war so verdammt unfair. Denn je mehr ich mich über ihn aufrege, desto mehr tut auch mein Herz weh. Was war nur mit mir geschehen? Die Person, die ich gerade am meisten hasse ist auch die Person, die ich eigentlich über alles liebe?
Ich weiß, dass jeder sich mal streiten muss. Es gab ja bei uns schon die ein oder andere hitzige Diskussion. Aber war es gesund, dass man sich danach so abgrundtief hasst? Habe ich jetzt alles kaputt gemacht und er hasst mich auch?
Ich habe ihm doch nur helfen wollen und bin ich jetzt zu weit gegangen? Was, wenn ich ihn jetzt verloren habe? Was, wenn er schon heute Abend seine Sachen packt und einfach verschwindet? Denn aktuell bin ich ein weiterer Grund, warum er legitimerweise Provo hinter sich lassen möchte.
Mein Zeitgefühl ist kaputt. Wenn ich mich umdrehe, sehe ich den Stadtrand vielleicht noch und vor mir einen schwarzen Wald. Ich weiß, dass es bei so einem stürmischem Regen nicht schlau ist, in einen Wald zu gehen, aber ich will jetzt nicht stehen bleiben.
Ich will weitergehen. Irgendwie muss ich die Wut auf mich und ihn loswerden.
Außer Atem streiche ich mir die nassen Haare aus dem Gesicht und gehe dann in den dunklen Wald. Hier ist der Wind nicht so kalt und peitscht, aber trotzdem fange ich langsam an zu frösteln.Ich könnte umdrehen, aber mein Ego sagt mir, dass ich weitergehen solle. Bestimmt bin ich schon bis auf die Haut durchnässt, aber ich laufe weiter. Ich bin so wütend auf mein Scheiß-Leben, dass ich enttäuscht gegen einen Baum trete. Ich gehe einen kleineren Trampelpfad zwischen den Bäumen durch.
Soll ich vielleicht doch zurück gehen und alles mit Kayden klären? Nein, mein Stolz ist zu groß dafür. Ich will weiter gehen. Ich werde nicht klein beigeben, dass ich falsch liege. Selbst wenn dem so wäre, ist mir meine Würde auch nicht egal.
Er wird nicht mit mir spielen können und seine Meinung durchbringen. Da hat er sich an mir gewaltig geirrt.
Als ob die Natur wisse, was ich gerade denke, wird der Regen noch ein Stück stärker. Na gut, zurückgehen würde ich trotzdem nicht.
Plötzlich werde ich von einer gewaltigen Sturmböe erfasst und taumle etwas zur Seite. Panisch greife ich nach einem Ast, um wieder Halt zu finden. Kurz atme ich durch und gehe dann weiter. Die Sturmböe wiederholt sich, sodass ich mich schnell an einem Baum festklammern muss. Als ich meine Stehposition verändere, trete ich mit meinem linken Fuß auf etwas ziemlich Wackeliges. Gerade will ich weitergehen, als ich plötzlich abrutsche und ich mich gerade noch haltsuchend an einem Ast festhalte.
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together we're stronger
Genç KurguWas, wenn man dachte, dass die erste Liebe die Intensivste ist? Was, wenn man dachte, dass die Liebe alles besiegen kann? Dann hat man sich wohl geirrt, das denken zumindest Madelyn und Kayden, deren Happy End vor drei Jahren zunichte gemacht wurde...