Trauma - NF
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°Gegenwart°
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Madelyn WatsonIch konnte nicht mehr. Das war mehr als zu viel für mich. Nicht nur schien plötzlich alles so, als wäre eine Tür nach draußen aufgerissen worden und ich werde von dem grellen Sonnenlicht geblendet. Ich kam nicht mit dem kompletten Ausmaß der Situation klar. Aber trotzdem konnte ich wieder frei an der frischen Luft atmen. Vielleicht war das ja auch gut?
Auf der anderen Seite wollte ich es nicht ertragen, dass eigentlich nichts zwischen Kayden und mir falsch gelaufen ist. Wir könnten zusammen sein. Sind es aber nicht.
Das ist wie, wenn man im Lotto gewonnen hat, aber zu bescheuert ist, den Scheck entgegen zu nehmen. Die Möglichkeit steht direkt vor einem, aber wir sind in unserer jetzigen Situation gefesselt.
Irgendwie will ich mich weigern zu glauben, dass die Trennung die richtige Entscheidung war. War es das wirklich alles wert, dass ich jahrelang durch die Hölle gegangen bin? Naja, irgendwie wurde dadurch ermöglicht, dass ich jetzt Physiotherapeutin bin, aber trotzdem tut es weh.
Alles hatte plötzlich einen bitteren Beigeschmack. Der Gedanke an Kayden und dass wir nicht zusammen sein dürfen. Eine verbotene Liebe. Meine Arbeit hatte einen bitteren Beigeschmack. Dass ich ein gut versorgtes Leben leben darf. Dass ich mit einem gebrochenen Arm davon gekommen bin und ich eigentlich in der Situation von Kayden stecken sollte. Eigentlich hätte ich mir jeden Knochen brechen sollen, aber das hat er gemacht. Er, in den ich jetzt immer noch hoffnungslos verliebt an. Endlich gewinnt dieser 0815-Spruch mal an Bedeutung.
Alles zerbrach in mir, als ich dann auch endgültig die Haustür hinter mir zuzog. Ich fühlte mich von Kayden noch weiter entfernt als zuvor. Wir können nicht anders. Ich kann seine Nähe nicht ertragen, wenn ich weiß, dass er dadurch noch mehr leiden müsste. Es würde sich total falsch anfühlen, noch länger bei ihm zu sein. Es wäre so falsch.
Ich ließ kurz den Wind durch meine Haarsträhnen wehen bevor ich mich an der Hauswand auf den Boden sinken ließ und hemmungslos anfing zu weinen. Ich weinte all meinen Schmerz hinaus, was erbärmlich klang und sich eigentlich befreiend anfühlte, aber mich immer weiter in mein Selbstmitleid trieb.
Plötzlich saß Liam vor mir und nahm mich in seine Arme, wodurch meine Schluchzer an seiner Schulter erstickt wurden. Trotzdem wollte ich nicht aufhören. Ich konnte nicht aufhören.
Wie hätte ich denn sonst weitermachen sollen? Einfach so tun, als wäre nichts gewesen? Nein, ich kann die Stiche in meinem Herzen nicht ignorieren, wenn ich an Kayden denke. Und jetzt machte einfach alles so Sinn. Er sah die ganze Zeit so deprimiert aus und es schien ihn immer etwas zu bedrücken. Oder die komischen Andeutungen. Es machte jetzt alles Sinn und fast wünschte ich mir die Ungewissheit zurück, denn die tat wenigstens nicht so weh.
Liam verfestigte seinen Griff um meinen Oberkörper noch etwas mehr und sprach beruhigend auf mich ein. Mein Bruder. Der, obwohl er gerade keine Ahnung hat, was mit mir los ist, mich trotzdem überfürsorglich tröstet.
Mir wurde gar nicht die Härte von Hauswand und Gehweg bewusst. Ich wollte einfach nur noch, dass dieser Schmerz wegginge. Es fühlte sich fast so an, als hätte er erneut Schluss mit mir gemacht. Der Schmerz war der selbe. Nämlich, dass es uns beide zusammen nie wieder geben wird. Nie wieder. Scheiße.
Ich zwang mich, meine Tränen unter Kontrolle zu bekommen, aber es ging nicht. Ich ließ mehr los als ich eigentlich wollte, denn ich führte ein bemitleidenswertes Leben.
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together we're stronger
Teen FictionWas, wenn man dachte, dass die erste Liebe die Intensivste ist? Was, wenn man dachte, dass die Liebe alles besiegen kann? Dann hat man sich wohl geirrt, das denken zumindest Madelyn und Kayden, deren Happy End vor drei Jahren zunichte gemacht wurde...