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Run - Leona Lewis
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°Gegenwart°
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Madelyn Watson

Völlig fertig mit den Nerven schloss ich noch einmal meine Augen. In der Hand hielt ich einen Brief und es wird wohl das schlimmste sein, was ich jemals zu Papier gebracht habe. Ich habe noch nie so viele Tränen auf die Tinte fließen lassen, noch nie so viel an mir gezweifelt und mir trotzdem nie so oft gesagt, dass ich das Richtige tat.

Meinem Zeitgefühl nach war es schon nach Mitternacht und ich habe bis jetzt keine Auge zugetan. Die ganze Zeit lag ich starr in meinem Bett und schaute auf die zwei Bilder und wurde wieder schmerzlich daran erinnert, dass wir beide uns so sehr verändert haben, dass wir es wahrscheinlich nicht mehr zusammen schaffen werden. Und zu dem Schluss kam ich auch, wenn ich Kaydens Gesundheitszustand mal ignorierte.

Jetzt stand ich auf dem Parkplatz vor dem Krankenhaus und hielt den Brief in meinen Händen, der dem ganzen endlich einen Schlussstrich setzen wird.

Liebster Kayden,

ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Wenn ich an dich denke, dann denke ich an ein verrücktes Studentenleben, in dem wir uns kennengelernt haben. Ich denke an spontane Ausflüge, lustige Abende und tiefe Gespräche. Ich glaube, dass ich das mit niemand anderem hätte erleben können. Aber wenn ich an dich denke, dann denke ich auch an den schlimmsten Schmerz, den ich je erfahren habe. Und das meine ich todernst. Ich habe dich wirklich gehasst. Aber das tue ich jetzt nicht mehr, weil ich jetzt verstanden habe, was hinter der ganzen Sache steckt.
Und ich dachte die ganze Zeit, dass ich es mit dir schaffen kann, mein Beruf ist da ja ganz praktisch. Aber ich habe mit der Zeit realisiert, dass ich mich immer überschätzt habe. Und ich hatte auch ehrlich gesagt Angst, dass du trotzdem zumachen würdest. Ich kann eine Enttäuschung nämlich nicht noch einmal ertragen.

Es tut mir leid, aber ich werde deiner Bitte nachgehen. Ich werde die ganze Geschichte jetzt für mich abschließen und versuchen, einfach weiter zu machen. Für deine Zukunft wünsche ich dir alles Gute. Vielleicht kann ich dir ja irgendwann in der Zukunft normal gegenüber treten, aber jetzt kann ich das nicht. Ich werde dich für immer lieben, dagegen kann ich nichts tun. Vielleicht werde ich nie jemand anderen lieben können, aber damit muss ich leben.

In Liebe
Madelyn aka die, die immer friert;)

Schluchzend senkte ich meinen Blick und stieg aus meinem Auto. Ich will einfach nur den Brief persönlich einschmeißen, mehr nicht.

Langsam ging ich auf den Briefkasten zu und versuchte mir einzureden, dass ich mich beruhigen sollte. Doch je näher ich kam und schon die Klappe hob, um den Umschlag einzuschmeißen, verkrampfte sich mein Herz.

Wegrennen bringt nichts.

Es war nur ein kurzer Gedankeneinfall, der sofort wieder weg war. Ich zwang meine Lungen, sich mit Luft zu füllen und schluckte die letzten Tränen runter.

Stell dich deinen Ängsten.

Scheiße. Ich handelte aus Angst. Ich hatte Angst vor Enttäuschung. Aber was hatte ich jetzt zu verlieren? Herzschmerz würde ich sowieso fühlen müssen.

Wütend zerriss ich den Umschlag, schmiss ihn hinter mich und rannte zum Haupteingang. Im Eingangsbereich des Krankenhauses war fast nichts los, nur ein paar Schwestern.

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