Epilog

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Fall on me - A great big world, Christina Aguilera
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°neun Monate später°
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Madelyn Watson

Langsam hebe ich meinen Blick zum Sternenhimmel und genieße die leichte Gänsehaut an meinen Armen, die durch den sanften Wind entsteht. Kalt ist mir nicht, denn dafür steckt zu viel Adrenalin und Freude in meinen Knochen.

"Madelyn?", höre ich Kaydens Stimme neben mir und drehe mich zu meinem Ehemann um. Er kommt in seinem Rollstuhl langsam auf mich zugerollt, bis er neben mir steht. Glücklich streiche ich mir eine Haarsträhne zurück, obwohl meine Frisur heute sowieso schon zu viel gelitten hat. Und mein Hochzeitskleid ist auch nicht mehr ganz weiß, wie es heute morgen war, aber muss denn alles perfekt sein? Das Medaillon meiner Oma, das ich heute anhabe, hat ja auch schon von ihr Gebrauchsspuren.

"Können wir noch etwas machen?", fragt er vorsichtig und nimmt meine Hand, woraufhin ich nicke, "ich weiß, dass alle schon gegangen sind und bald wahrscheinlich schon die Sonne aufgeht, aber darf ich noch einmal mit dir tanzen bevor wir mit Freddy nach Hause fahren?"

Erstaunt sehe ich ihm in die warmen Augen und nicke lächelnd. Ich will diesen Tag irgendwie auch noch festhalten, obwohl er schon vorbei ist.
Er hält sich an meiner Hand fest und steht etwas wackelig auf, woraufhin ich schnell seine andere Hand nehme.

"Geht es? Du musst dich nicht quälen nur um mit mir zu tanzen, obwohl du mich beim Eheversprechen und bei unserem ersten Tanz ziemlich überrascht hast, als du einfach aufgestanden bist", kommt es aus mir heraus.
"Dein Training war ja nicht nutzlos", erwiderte er verschmitzt und geht einen Schritt auf mich zu. Damit hat er sogar recht.

Nachdem er vor über einem halben Jahr aus dem Krankenhaus entlassen wurde hat er weiterhin Physiotherapie bekommen und wir haben alles so in die Wege leiten können, dass er erneut mein Patient wurde. Ich habe damals erwartet, dass ein sehr langer Weg vor uns liegen würde, aber Kayden wollte noch nie so schnell wieder gesund werden. Und mittlerweile kann er trotz der Lähmung sogar laufen und steigert sich jeden Tag. Heute hat er lieber den Rollstuhl dabei, weil unser Hochzeitstag ein sehr langer Tag war. Nein, der Tag ist noch nicht vorbei.

Aber bis jetzt war es wunderschön gewesen. Wie in unseren Träumen waren wir den ganzen Tag unter freiem Himmel und das Wetter hätte nicht besser sein können. Und als wir uns das Eheversprechen geben wollten ist Kayden plötzlich ohne meine Hilfe aufgestanden, wo meine ersten Tränen heute gelaufen sind. Und so ging das weiter. Auch beim ersten Tanz mit Kayden und dann mit meinem Vater konnte ich nichts gegen das Pipi in meinen Augen tun. Und wie glücklich alle waren...

Für mich fühlt sich auch noch alles wie im Traum an. Das hier ist mein wahr gewordener Kindheitstraum und Kayden ist ein Teil davon.

"Hey, was ist los?", höre ich seine sanfte Stimme als ich bemerke, wie ich schon wieder Tränen vergieße und wir stehen immer noch voreinander mit meinen Händen in seinen.

Wortlos lege ich meine Hand auf seine Schulter und lasse mich von ihm näher ziehen. Es wird ganz ruhig um uns, als wir uns anfangen langsam zu bewegen. Ich gehe ein paar Schritte von ihm weg, um mich zu drehen und komme wieder in seine starken Arme. Ich kann kaum etwas um uns herum erkennen, denn nur der Mond und die Sterne scheinen auf uns herab, aber das ist okay.

Ich fühle mich so geborgen wie noch nie. Und in dem Moment, in dem ich wieder nach oben an den Sternenhimmel sehe wird mir bewusst, was Sterne für Kayden bedeuten. Hoffnung. Licht. Und Liebe.
Vielleicht will er genau aus dem Grund jetzt noch einmal alleine mit mir tanzen, weil jetzt alle anderen Lichter und Geräusche ausgeschalten sind.

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