Lexus stieg vorsichtig aus dem Sattel, darauf bedacht, beim Absteigen nicht hinzufallen und es der braven Stute unnötig schwer zu machen. Sobald er die Zügel losgelassen hatte, übermannte die Furcht das arme Tier und es rannt mit von Angst beflügelten Hufen in eine Richtung los. Wohin die Stute rannte, konnte Lex nicht sagen, da die Dunkelheit nun völlig umsichgriff und er nichts sah außer Schwärze, die dunkler als Tinte wirkte. Er spürte zwar den matschigen Weg unter sich, doch als er nach unten blickte, sah er nicht einmal seine braunen Lederstiefel. Und das machte ihm Angst. Diese Wehrlosigkeit machte ihm mehr Angst als er sich eingestand. „Wo schaust du denn hin, du siehst doch sowieso nix! Hier spielt die Musik!" , rief der Fremde aus dem Schatten. Dann fing er lauthals an zu lachen, Lex auszulachen. „Unterschätz' mich doch, wird dir später noch leidtun!" , antwortete dieser wutentbrannt. Dann lief er so schnell wie er konnte wahllos in eine Richtung, drehte sich jedoch nie um, um diese nicht zu verlieren. Er stolperte einige Male, doch als er stehenblieb, hatte sich nichts verändert, die Person die er hier vermutet hatte, war nicht da. Kein gruseliger Mann, nichts als dieselbe Dunkelheit wie zuvor. Verdammt! , fluchte Lex innerlich und dreht sich zähneknirschend und ungewollt in alle Richtungen. Das einzige, was das zur Folge hatte, war, dass er seine Orientierung nun vollständig verlor. „Wie lange willst du denn da noch so rumstehen, das macht überhaupt keinen Spaß! Zeig' mir doch mal deine Großartigkeit, Revolutionär!" Als Lexus sich immer noch nicht richtig bewegte, sondern versuchte, herauszufinden, woher die Stimme kam, wurde der Mann langsam ungeduldig und damit gefährlicher. Nach kurzer Zeit der absoluten Stille dachte Lex, ihn endlich gefunden zu haben. Er drehte sich blitzartig um und stürmte selbstsicher in die Dunkelheit. Er holte mit seiner Faust aus und schlug zu, doch schon wieder nichts! Gerade als er anfing zu zweifeln und aus Frustration die Augen schloss, erkannte er vor sich ein durchsichtiges Paar Schuhe, die aus gleißend hellen Lichtfäden zu bestehen schienen. Erstarrt, öffnete Lex seine Augen, immer noch dem Boden zugerichtet, doch nichts als Schwärze. Schnell schloss er sie wieder, er hatte sich das doch nicht eingebildet! Und tatsächlich, die hellen Umrisse entstanden wieder und er konnte auch seinen Körper sehen! Mit geschlossenen Augen den Kopf hebend, richtete er sich wieder auf und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. So schnell gebe ich nicht auf! Wenn ich schon mit offenen Augen nichts sehe, dann versuche ich es halt ohne Sehkraft!, dachte er siegessicher. Als er sich mit geschlossenen Augen umblickte, erkannte er eine Figur nicht weit von sich. Der Mann hatte sich an etwas, wahrscheinlich einen Baum, angelehnt und sah zu ihm hinüber. Nun rannte Lexus schnell direkt auf ihn zu, doch kurz bevor er zuschlug, bewegte sich der Mann nach rechts und trat zwei Schritte zur Seite, um dem kräftigen Schlag von Lexus' linker Hand auszuweichen. Dieser hatte ihn aber scheinbar wirklich unterschätzt, denn Lexus setzte noch einen weniger starken Schlag mit der Rechten hinterher und traf den Typen voll im Gesicht, sodass dieser mehrere Meter nach hinten wegflog, bevor er zum Stehen kam und sich gleich wieder aufrappelte. Wütend spuckte er etwas Blut zur Seite aus und ballte seine Hände zu Fäusten. „Hast du ein Glück, dass ich nicht unnötig töten soll! Aber jetzt reicht's! Du bist wohl unglücklicherweise an einem Unfall gestorben!", brüllte er und ein man hörte das panische Flügelschlagen von den restlichen, tapferen Vögeln, die schnell ihre Nester verließen, um sich in Sicherheit zu bringen. Dann rannte der Mann blitzschnell auf Lex zu und zog im Laufen ein langes Stilett, das er schwungvoll auf Lexus niedersausen ließ. „Nimm' das, du verdammter Mistkerl! Du wagst es, mich mit deinen niederen Fingern anzufassen!" , schrie er hysterisch weiter und drosch blindlings auf Lex ein, der nur knapp ausweichen konnte und einige teils tiefe Schnittwunden an Armen und Beinen einkassieren musste. Die spottende, überhebliche Art des Mannes war vollkommen verschwunden, er schlug und schlug wie wild um sich und zerstörte damit nicht seinen Gegner, sondern viel eher ihre Umgebung. Überall lagen splitternde Äste und zerschnittene Teile von Stämmen und Büschen, durch die das scharfe Stilett wie durch Butter geschnitten hatte. Obwohl Lex das gar nicht sah, veranlassten die harten Luftzüge, die über seine Haute strichen, noch schneller ausweichen zu wollen. Er wusste genau, dieses Stilett konnte er nicht parieren, nicht mal mit seinen Schrotflinten, die er gerade schmerzlich vermisste. Wenn er diese Waffe vollkommen abbekam, würde sie durch seine Knochen hindurchgleiten, als ob sie weiche Butter wären!
Als Lex schon dachte, der Mann bräuchte eine Pause, da er seine Hiebe gut zehn Minuten am Stück auf Lex hatte niederprasseln lassen, bahnte sich sein fataler Fehler an. Er dachte, seine Chance gefunden zu haben, den Mann endlich zur Strecke bringen zu können. Er schlug mit voller Kraft auf ihn ein, doch griff er ins Leere! Der Mann hatte sich zur Seite gedreht und hielt Lexus von hinten das Stilett an die Kehle. „Ach wie schade, so schnell fertig? Und ich dachte schon, ich hätte jemanden zum Spielen gefunden. Ein unzufriedenstellender Zeitvertreib, also wirklich! Wie traurig, dass du zur falschen Zeit am falschen Ort warst, eigentlich hatte ich auf jemand anderen gewartet." , behauptete der dünne Mann. Warte, er wusste gar nicht von mir? Wer soll denn dann noch kommen? Er hat es doch nicht etwa auf Rona abgesehen, oder doch?! Was will er überhaupt von uns?! , dachte Lexus verzweifelt. „Naja, dann wollen wir das hier mal beenden. Du hast mich ganz schön wütend gemacht, dass weißt du. Ich kann dich deshalb nicht einfach schnell umbringen, also wie wäre es mit Aufschlitzen? Oder Zerstückeln?"
Rona und der ‚Lehrer', in dessen Kontakt ihre Kette geleuchtet hatte, schlichen leise durch den stillen Wald, doch für Ronas Geschmack waren sie immer noch zu laut. Durch das Dickicht kriechend, erreichte ihr schlechtes Gefühl bald einen Zenit, der sie noch mehr zur Eile rief. Mit leichtem Zittern in den Fingern, krabbelten sie durch den Wald, immer weiter hinein in die Stille und schwärzer werdende Dunkelheit. Der Lehrer neben ihr deutete stumm auf eine kleine Freifläche, die sie schon sehen konnten, doch sie war eindeutig nicht natürlich. Überall waren verlassene Vögelnestern in den Bäumen und nirgends erkannten sie ein Augenpaar versteckt. Es war zersplittertes Holz und viel Erde auf den nächsten Büschen verteilt und als sie die Öffnung erreichten, erschauderte Rona. Überall waren Spuren von schnellen Schritten und tiefe Scharten eines vermutlichen Schwertes, die Kreuz und Quer über alle Oberflächen verteilt waren. Es wirkte, als ob ein wütendes Biest seine Rage hier ausgelebt hatte! Auf den nächsten Blick erkannten sie die Wagenspuren, die fast nicht mehr in all dem aufgewühlten Boden zusehen war und konnte hinter den umgestürzten Bäumen erkennen, dass ein Weg weiterführte. Das hier musste die Straße sein, die Lex entlang reiten sollte! Doch wo war er?! Eisige Ruhe breitete sich in Rona aus und sie schob alle unnötigen Gedanken beiseite. Sollte sie erst den Auftrag erfüllen und Lex vielleicht zurücklassen, oder das Risiko eingehen, die Ware zu verlieren, und eine Chance haben Lexus zu retten, obwohl er ihre Hilfe vielleicht gar nicht brauchte oder sie sogar schon zu spät war? Rational wie sie in wichtigen Momenten handelte, entschied sie sich für die Mission.
Man muss auch Opfer riskieren, wenn man etwas erreichen will.
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Endlich endlich [One Piece FF]
Fanfiction[ON HOLD] Vor langer Zeit lebte ein heute vergessenes Wesen in einem heute längst vergessenem Königreich. Doch dann folgte ein Streit, zwischen diesem Königreich und anderen. Das einzelne Königreich, das heute nicht einmal mehr einen Namen hat, ging...