"Dann lass uns zuerst die Ware außer Gefahr bringen." , entschied Lexus, nachdem Rona ihn gefragt hatte. Schließlich war er für diese Mission betraut worden und trug die Verantwortung. "Dann folge mir, wir müssen in ein hinter gelegenes Dorf. Ich habe eine Stute hier, mit ihr verlieren wir nicht viel Zeit." Sie zog ihn aus der dunklen Nische und über die steinernen Straßen zurück zum Marktplatz, der mittlerweile dunkel und still dalag. Die Sonme war schon hinter den Häusern im Meer versunken und die Abendstunden brachen an. Die Leute saßen in ihren Häusern am Kamin oder am Tisch und genossen die Zeit zusammen. Doch Lexus und Rona konnten das noch nicht. Rona fand ihre Stute immer noch an der Stelle angebunden, doch sie war unruhig und man merkte ihrem Getänzel an, dass auch sie nach Hause in ihren gemütlichen Stall wollte. Rona war froh, dass die Scheckenstute noch da war. Ihr vorhin so schönes Fell war etwas stumpf und ihre Augen drückten immenses Heimweh aus, sie würde ihren Reiter mit fliegenden Hufen nach Hause tragen. Irgendwie verstand Rona die Sehnsucht des Pferdes, auch sie sehnte sich schon lange nach etwas, das für sie unerreichbar schien, doch trotzdem musste sie weitermachen.
Sie sattelte die Stute wieder auf und klopfte ihr kurz den Hals. "Deine Zeit hier ist vorbei, wir reiten jetzt nach Hause. Kannst du uns beide tragen?" Die braunen Augen des Schecken blickten sie ruhig und müde an. Rona bedauerte sofort, die Stute überhaupt darum gebeten zu haben, sie merkte ihr an, dass all die Menschen und die vielen Eindrücke, die das empfindliche Tier getroffen hatten, ihren Tribut forderten. Lexus hatte sich neben die beiden an die Wand gelehnt, noch immer verärgert von dem dreisten Kriminellen. In seinen Gedanken versunken, reagierte er nur langsam: "... du die Stute, Lexus. Ich treffe dich dann dort." Sie drehte sich zu ihm und schnippte einmal mit den Fingern vor seiner Nase. "Hey, hier spielt die Musik!" Er richtete sich auf, fuhr sich mit der Hand durch die braunen, unter seinem Hut hervorhängenden Haare und blickte sie entschuldigend an. "Also, du nimmst die Stute und reitest immer den Weg entlang, den ich dir gleich zeige. Du hälst dich rechts, nachdem du an einen cyan-farbenen See vorbeigekommen bist. Aber die Stute wird den Weg nach Hause finden. Warte auf mich, bevor du das Gestüt betrittst. Ich treffe dich dort." Er nickte ihr kurz zu und sie zog noch die letzten Riemen des Sattels fest, bevor sie ihm die Zügel gab und ihn zu dem Weg brachte, den sie vor gefühlten Tagen hergeritten war. Mit einem lockeren "Bis nachher" war sie verschwunden und ließ ihn mit einigen Fragen stehen. Was war das denn jetzt? Wie wollte sie denn jetzt mit ihm mithalten? Doch die Antwort lag direkt vor seinen Augen, vielleicht zu nah, um erkannt zu werden.
Rona war um ein paar Häuserecken verschwunden und suchte nun fieberhaft einen Ort, an dem sie zummindest für kurze Zeit ungesehen verharren konnte. Sie wanderte zügig durch die Straßen, fest ihr Ziel im Sinn, doch überall waren die kalten Lichter der Straßenlaternen, die sie wie ein Fluch begleiteten. Wäre nicht mein erster..., dachte sie verbittert. Sie lief immer weiter, warscheinlich wieder parallel zu der Straße, die Lexus nahm. Ein paar Häuserblöcke weiter, sah sie die ersten Ausläufer des Waldes, die dunkel und verheißungsvoll nach den Häusern griffen. Endlich hatte sie etwas gefunden, es war geradezu perfekt. Sie lief schnell auf dem grau braunem Kopfsteinpflaster dem Wald entgegen, doch als sie nur noch zwei Blöcke entfernt war, kamen ein paar junge Männer aus der Seitengasse. Sie trugen dreckige T-Shirts und noch dreckigere Hosen, doch das dreckigste von allem, war das Grinsen, das in ihren verzogenen Gesichter klebte. "Ey, Jungs, seht mal, was wir gefunden haben!" , rief der erste und fing laut an zu lachen. "Sollte ein Mädchen wie du nicht zuhause sein, wenn es dunkel wird?", fragte derselbe und drehte sich zu seinen Leuten um. "Wie wär's, wenn wir ihr zeigen, wovor ihre ängstlichen Eltern dieses dumme Luder warnen wollten, hah?!" Die anderen grölten zustimmend und einige schlugen ihre Schlagstöcke oder Baseballschläger in ihre Hände. Rona war sich bewusst, wie viel Zeit sie verlieren würde, wenn sie sich hier weiter aufhalten würde, doch sie kannte auch das Risiko und ihr schlechtes Gewissen, das sie haben würde, wenn sie diese ungerechten, verschlagenen Typen weitermachen lassen würde. "Na Kleine, was haste? Hat's dir die Sprache verschlagen?" , provozierte der dreckige Mann weiter und zog eine der Hände mit abgerissenen Fingernägeln aus den zerschlissenen Hosentaschen. Rona starrte die Männer nur ausdruckslos an, in ihren sonst leuchtenden Augen spiegelte sich alles verschlingende, dunkle Leere. Sie starrte die Männer nur weiter an, legte ihren Umhang ab, ohne das ihre Blicke die grauen Augen des Provokateurs und die seiner Gruppe verließen. Das ist doch nicht normal... Der von Wolken überzogene, tiefgraue Himmel wirkte noch dunkler und erdrückender, während den Männern der kalte Schweiß den Körper hinablief. Ich hab gar keine Angst! Mein Körper gehorcht mir nicht! Das ist doch nur eine Schlampe! Denn genau das war es. Ihr Körper wusste instinktiv, dass sie einem wesentlich stärkeren Wesen gegenüberstanden, gegen das sie nicht eine noch so kleine Chance hatten. Das Problem, das bestand war, dass der Geist so weit entwickelt war, dass er auch ohne Signale des Körpers handelte. Denn genau dann überschätzte sich der Mensch oder verstand es nicht, richtig zuhandeln, obwohl die Antwort genau vor ihnen lag. Rona war wütend, sehr wütend. Es gab noch nicht einmal einen triftige Auslöser, die Männer fungierten nur als Ventil für die, sich in ihr angestaute, Wut auf ihre Umwelt und sich selbst, dass sie in ungerechten Situationen so wenig handelte. Sie spürte die Wut tief in ihren Gefühlen verankert, doch da war noch etwas, was sie sich jedoch nie eingestehen würde: Es war Angst. Angst, dass sie die Kontrolle verlieren könnte. Angst, dass sie alles um sich herum auslöschen könnte. Angst, dass sie an so viel Leid Schuld sein könnte. Doch diese Angst wurde schon sofort von der Wut überspült. Doch statt dieses verheerende Feuer ihres Inneren wie ein Vulkan zu verbreiten, setzte sie eine kalte, eiskalte Maske darüber, die jegliche Flammen niederdrückte und erlöschen ließ, die sich zu nah an die Oberfläche wagten. Und ebendiese sahen die Männer. Dieser Ausdruck von Eiseskälte, der so kalt schien, dass sie erstarren würden, wenn sie sich Rona nähern würden. Die Männer sahen sich untereinander zitternd und schwitzend an, in vielen Gesichtern erblickten sie eine glimmende Wut über das Mädchen, die sie alle teilten. Diese Wut war aber kein Vergleich zu dem, was Rona empfand. Die ihre war nicht einmal stark genug, einer Welle von Angst zuüberstehen, ohne direkt zuerlischen. Zu ihrer Verteidigung musste man jedoch erwähnen, dass die Angst, die Ronas Kälte bei ihnen auslöste, für normale Menschen der reine Terror war. Rona ging langsam auf die Männer zu, die sich jetzt wesentlich defensiver verhielten. Die Fronten waren wie ausgewechselt, mit dem Unterschied, dass Rona nicht ein einziges Wort sagte, gleichzeitig aber wusste, dass sie das gar nicht brauchte. Als Rona von dem ersten Großmaul noch ein oder zwei Meter entfernt war und nach ihm hätte greifen können, wenn sie es gewollt hätte, drehten sich alle fluchtartig um und flohen so schnell sie konnten, wobei einige sich an anderen vorbeidrängten und wieder andere alles stehen und liegen ließen.
Was beide Parteien nicht wusten, war, dass sie nicht die einzigen gewesen waren. Zwei Männer in schwarzen Anzügen waren im Schatten einer Ecke stehengeblieben und hatten das Geschehene beobachtet, nicht unbedingt ohne Angst, jedoch mit weit weniger als die Schläger. Sie hatten sich so lautlos wie alles passiert war, auf ihren Weg gemacht, um ihrem Auftrag zuende zubringen und anschließend ihrem Boss von dem verheißungsvollen, gefährlichen Vorfall zu berichten. Doch da war noch jemand, jemand den niemand bemerkt hatte, es war ein Mann mit blondem Haar und grünen Augen, die interessiert alles von einem Dach beobachtet hatten.
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Endlich endlich [One Piece FF]
Fanfic[ON HOLD] Vor langer Zeit lebte ein heute vergessenes Wesen in einem heute längst vergessenem Königreich. Doch dann folgte ein Streit, zwischen diesem Königreich und anderen. Das einzelne Königreich, das heute nicht einmal mehr einen Namen hat, ging...