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Sie saß unter einem klaren Sternenhimmel und betrachtete die hell schimmernden Punkte in der Ferne. Der Boden unter ihr bestand aus einem dunklen spiegelnden Metall. Sie saß dort inmitten der Sterne und doch fühlte sie sich einsam. Um sie herum gab es nichts anderes als das kalte Licht der Sterne und deren Spiegelbild. Sie konnte bis in die Ferne schauen und doch würde sie nichts anderes sehen. So saß sie dort mit ihren Beinen im Schneidersitz gekreuzt und schaute auf die vermeintlichen Sterne.

Zeit verging und sie stand auf, bewegte sich etwas und setzte sich wieder. Jedoch nicht an ihren alten Platz, denn sie wusste nicht, wie weit sie gegangen war und alles sah leblos und gleich aus. Auch ihre Gefühle spiegelten diese Welt, sie empfand nichts als Gleichgültigkeit und hatte kein Zeitgefühl. Vielleicht hatte sie es auch einfach verloren oder vergessen, vielleicht vor ein paar Minuten, vielleicht vor Jahrzehnten. Zur Abwechselung legte sie sich auch mal hin, jedoch konnte sie ihre Augen nicht verschließen und auch nicht schlafen. Sie kannte diese Dinge nicht einmal mehr. Es war wie die Zeit, es war in dieser Ewigkeit belanglos geworden und ihr Körper konnte nicht mehr zwischen Tag und Nacht unterscheiden. Statt also dauerhaft müde zu sein, wurde sie einfach gar nicht mehr müde, egal wie lange sie nun schon wach war.

Nachdem sie einige Zeit gelaufen war, sah sie im vermeintlichen Spiegelbild der Sterne eine Änderung. Einer der Sterne leuchtete in einem leicht rotem Schein, statt das normale kaltgraue Licht auszustrahlen. Neugierig ging sie in seine Richtung und plötzlich wurde ihr bewusst, dass sich etwas veränderte unter anderem auch sie selbst. Sie schaute an sich hinab und statt einen stumpfen Körper zu sehen, färbten sich ihre Fingerspitzen in einen gesunden Hautton und verdrängten die bleiche kalte Gleichgültigkeit mit wärmender Farbe und einem wohligen Gefühl. Unter ihr erschein erst ganz durchsichtig und dann immer festerwerdend ein roter dünner Pfad aus verdichteten Lichtpartikeln. Als sie diesen ansah und ihm folgte, verlängerte er sich stetig und hob von der kalten Oberfläche des Spiegels ab, dessen Kälte sich in all der Zeit durch ihre rauen Stiefel gefressen hatte. So stieg sie immer weiter hinauf, dem roten Stern entgegen. Leider war er ewig weit weg, jedoch war diese Ewigkeit erträglicher als die vorherige, da sie etwas verspürte, was sie nicht mehr einordnen konnte. Während sie den Weg weiterlief, schaute sie sich die nun viel näheren Sterne an und sah in der Ferne, etwas abseits ihres Zieles noch einen weiteren anderen Stern. Er strahlte ein stark schimmerndes silbergraues Licht aus, das wie in Wellen von ihm abließ. Sie wusste nicht, welchem Stern sie folgen wollte, wusste sich nicht zu entscheiden. Sie war sehr durcheinander, da sie plötzlich Dinge spürte, die sie vor Ewigkeiten vergessen hatte. Was hatte das nur ausgelöst und warum genau jetzt? Das Licht unter ihren Füßen wurde schwächer und in ihr keimten Zweifel, was sie überhaupt erwartete. Dieses Unbekannte machte ihr Angst. Jedoch zog sie dieses kalte Licht der fernen Sterne magisch an und sie wollte es nicht loslassen. Der Pfad aus Licht flackerte mit ihren Zweifeln. Ihre Angst fraß sie von innen heraus auf und der Pfand hinter ihr löste sich langsam in nichts auf. Sie musste sich schnell entscheiden, denn aus dieser Höhe würde sie sehr tief fallen und das womöglich nicht überleben. Sie war hin und hergerissen, doch schließlich entschied sie sich für die Sterne. Sie war diese Einöde leid, so schön sie auch wirkte. Dieser Ort war ihr Gefängnis und würde es sonst auch auf ewig bleiben. Mit neuer Bestimmtheit lief sie nun schneller den Sternen entgegen. Der Weg vor ihr wurde wieder fester und sicherer und auch sie fasste Selbstsicherheit auf dieser gefährlich ungewissen Reise. Sie lief immer schneller und schneller und bald rannte sie den Pfand entlang immer weiter hinauf zu den fernen Sternen. Doch sie war immer an den Boden gebunden und das wurde ihr auch bald wieder vor Augen geführt.

Sie war schon ganz nah und erreichte schon fast die ersten Sterne, da wurde ihr Weg plötzlich langsamer, als ob er ermüden würde. Sie passte sich daran an und musste aber nach kurzer Zeit komplett stehen bleiben. Ihr Pfad hinauf, der schon ganz nah an den ersten Sternen war, baute sich nicht weiter auf. Sie ging bis ganz an den Rand, doch es passierte nichts. Vielmehr wurde sie sogar von dem Rand abgestoßen und es war, als ob sie eine unsichtbare Barriere vor sich hätte. Als sie vorsichtig ihre Hand danach austreckte, bildete sich ein milchig weißes Tor, das jedoch nicht aufging. Der Weg endete genau hier und selbst als sie ein Stück zurück ging und wieder darauf zu lief, blieb das Tor bestehen. Doch sie versuchte es immer wieder, bis sie den Pfad zu einer Gabelung hinab lief und einem anderen Weg folgte. Zu ihrem Unglück folgten auch hier verschlossene Tore, wann immer sie dachte, dazusein. Bei einem letzten Versuch schmiss sie sich verzweifelt gegen ein Tor, doch sie prallte nur ab. Der Rückstoß ließ sie über den Rand des Weges stolpern und sie trat ins Leere. Während sie noch versuchte ihr Gleichgewicht wiederzufinden, wusste ihr Geist, dass sie hier nicht hingehörte und diesen Ort nicht betreten konnte, so sehr sie sich auch danach verzehrte. So gab sie also auf und fiel wieder hinab in die eisige Einsamkeit.

Endlich endlich [One Piece FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt