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In ihrem Klassenzimmer traf sie auch auf Yasuo und starrte ihn gedankenverloren an, nachdem sie es sich auf ihrem Platz in der mittleren Reihe am Fenster gemütlich gemacht hatte. Als er ihren Blick nach einiger Zeit bemerkte, drehte er sich zu ihr um und schaute sie fragend an. Rona jedoch drehte sich einfach gelassen weg und packte ihre Unterrichtsmaterialien aus. Und das gerade rechtzeitig, denn als sie fertig war, kam auch schon der Lehrer und wollte mit dem Unterricht beginnen, obwohl sie eigentlich noch Pause gehabt hätten. Ein Junge stand auf und rief: "Herr Ishida! Wir haben noch fünf Minuten rechtmäßige Pause! Nehmen sie uns die doch nicht weg!" Der Lehrer mit der Halbglatze drehte sich zu ihm und meinte: "Seid lieber froh, dass ich mehr arbeite als von mir verlangt wird! Wir fangen jetzt an!" Rona seufzte. Dann meldete sie sich und wurde auch direkt aufgefordert zu sprechen. Sie sagte ruhig und verständnisvoll: "Herr Ishida, wir danken Ihnen für Ihren Aufwand, doch haben auch wir unsere Pausenzeit, die wir vernüftig nutzen wollen, zum Beispiel für die Aufarbeitung der letzten Stunde. Da wir aber erst zehn Minuten vor Unterrichtsbeginn in diesen Raum dürfen, reicht die Zeit dafür nicht aus. Deshalb bitte ich Sie, uns heute die Pausenzeit zu gewähren, damit wir Ihren Unterricht auch produktiv und vollständig nutzen können." Dann setzte sie sich wieder und sah zu dem Lehrer. Seine Gesichtszüge waren während ihrer Bitte von etwas wütend und genervt zu nachdenklich gewechselt. Sie hatte mit der Zeit gelernt, dass dieser Lehrer absolut gut zu umschleimen war und wirklich: Er meinte geschmeichelt: "Na gut, aber dann nutzt diese Zeit auch ordentlich und produktiv aus. Ich werde währenddessen das Tafelbild vorbereiten." Dann drehte er sich wieder zu der besagten Tafel und fing an, etwas mit Kreide an diese heranzuschreiben.

Statt sich mit dem Unterrichtsstoff zu beschäftigen, holte Rona jedoch die Zeitung heraus, die Kagami ihr am Morgen mitgegeben hatte. Auch ihre Klasse begann wieder lauter zu werden, wenn auch recht wenig und Rona bemerkte ein paar bewundernde und dankbare Blicke, die auf ihr hafteten, ignorierte sie aber. Sie machte eine zufällige Seite auf, merkte sich die Zahl und fing an zu lesen, was zurzeit die Welt bewegte. Als sie etwas weiter blätterte, fand sie einen Artikel über die bevorstehende Weltkonferenz. Doch bevor sie anfangen konnte zu lesen, klingelte es zum Stundenbeginn und sie legte die Zeitung gezwungenermaßen zurück in ihre Tasche. Auch der Lehrer drehte sich nun wieder zu ihnen und fing mit dem Unterricht an.

Als es endlich zur Pause klingelte hatte Rona die ganze Stunde nur da gesessen nachgedacht. Sie dachte nicht nur über ihre Ziele, ihre Methoden und Prioritäten nach, die sie nicht hatten schlafen lassen, sondern ihre Gedanken schweiften auch zu dem Gelesenen aus der Zeitung und weit tiefgründigeren Dingen ab. Als sie ab und zu aufgefordert wurde, antwortete sie wie in Trance und kam dann wieder zu sich zurück, bevor sie wieder in sich versunken nach draußen schaute. Die Klingel holte sie unsanft in die Realität zurück und Rona packte schnell ihre Tasche, bevor sie sich zügig auf den Weg nach draußen machte. Bei den Bäumen auf dem kleinen Schulhof angekommen setzte sie sich hin und kramte dabei schon nach ihrer Zeitung. Als sie diese nun schon etwas zerknüllte fand, strich Rona sie vorsichtig wieder glatter und fing an auf der zuletzt geöffneten Seite über die Weltkonferenz weiter zu lesen.

Problematischerweise wurde sie schon nach kurzer Zeit unterbrochen. Jemand hatte sich direkt vor sie gekniet und blickte Rona lange an, ohne den Blick ein einziges Mal von ihr gleiten zulassen. Etwas genervt knurrte sie denjenigen an, ohne den Blick vor ihrer zuletzt gelesenen Stelle zulösen: "Was?" Er schreckte etwas hoch und fing leicht an zu stottern: "Nun ja, ähm, ich wollte dich mal etwas wegen vorhin fragen-" "Dann fang doch einfach an." , unterbrach Rona ihn leicht genervt und blickte ihm direkt ins Gesicht. Die Höflichkeit würde sie trotzdem wahren, niemand hatte es verdient, nicht angeschaut zu werden, wenn man mit ihm sprach. Etwas erstaunt sah sie in das sommersprossige Gesicht des Jungen, der in vergangener Stunde um die gerechte Pausenzeit aufbegehrt hatte. Anstatt weiterhin genervt zu sein, wechselte ihre Stimmung schlagartig zu interessiert und sie schenkte ihm ihre fast komplette Aufmerksamkeit. Bevor er weiterreden konnte, bat sie bei ihm um Entschuldigung: "Es tut mir leid, ich war unhöflich, rede bitte weiter." Mit interessiertem, jedoch neutralen Blick trafen ihre kraftvollen blauen Augen seine etwas schüchternen grünen. Er setzte verwirrt ein zweites Mal an und wurde, wie Rona bemerkte, von vielen umstehenden Jungs eifersüchtig angestarrt und mit Blicken erdolcht. Was für Dramaqueens. Ist ja nicht so als ob wir auf dem Schulhof liegend rumknutschen würden. "Also, ich wollte-, wo hast du gelernt, dich so auszudrücken, wie du es tust?" Ach, das ist es. "Ich war bei einigen Terminen und Vorlesungen meiner Mutter drüben in der Stadt mit und beschäftige mich auch in meiner Freizeit damit. Mehr ist es nicht, rein aus Interesse." , antwortete sie freundlich, doch war sie eigentlich schon wieder gelangweilt. Was wollten alle immer etwas über sie wissen, konnten die sich nicht um ihren eigenen Kram kümmern, das ging sie schließlich gar nichts an. Nachdem Rona das Gespräch beendet hatte und der Junge gerade gehen wollte, hielt sie ihn zurück und ermahnte ihn: "Pass auf dich auf, sieh' dir ihre Blicke genau an... so habe ich angefangen." Dann ließ sie ihn los und schlug ihre Zeitung auf, als wäre nichts gewesen. Er entfernte sich verunsichert von ihr und blickte sich aufmerksam um. Er sah in verzogene Gesichter, tiefe Augenbrauen, aber auch grauenhaftes Grinsen, dass eher an das Zähnefletschen von Tieren anstatt das Lächeln eines wohlerzogenen Menschen erinnerte. Auch wenn Rona es sich nicht direkt eingestand, beobachtete sie noch einen Weile lang die Aktionen der anderen Schüler, um sicherzugehen, dass ihrem Klassenkameraden nichts passierte. Es mag überzogen klingen, doch sie war lieber vorsichtiger als nötig und vertraute diesen Kinder ganz und gar nicht.

Endlich endlich [One Piece FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt