The untold story of Eliza Ashryver (Part 25) - Qualvoller Abschied

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Eliza kniff fest die Augen zusammen. Selbst die kleine Menge Licht, die durch die roten Seidenvorhänge hineinfiel, brachte ihren Kopf vor Schmerzen fast zum Explodieren. Doch das würde bald nicht mehr von Belang sein. Sie spürte, dass langsam die letzten Lebenstropfen aus ihr wichen. Sie würde gerne sagen, sie hätte sich damit abgefunden. Aber das stimmte nicht. Sie hätte alles dafür gegeben, um Aedion aufwachsen zu sehen, mehr Zeit mit ihm zu verbringen. Das war das, was ihr am meisten zu schaffen machte.

Die letzte Woche über hatte sie fast durchgehend mit Aedion gekuschelt, um noch ein bisschen seine Nähe zu genießen. Tag und Nacht hatte er in ihrem Bett gelegen und ihr Gesellschaft geleistet. Teilweise hatte er geredet, teilweise geweint oder geschwiegen, aber Eliza war dankbar für jede Sekunde, die sie die letzten Jahre über mit ihrem Sohn hatte verbringen dürfen. Jetzt jedoch war Aedion in seinem eigenen Zimmer. Eliza war an diesem Morgen mit der Gewissheit aufgewacht, dass es ihr letzter war. Und so gerne sie Aedion ein letztes Mal um sich gehabt hätte, so sicher wusste sie auch, dass ihr nicht einmal fünf Jahre alter Sohn seine Mutter nicht sterben sehen sollte.

Ihr Körper fühlte sich leer und kalt an an der Stelle, wo er die letzte Woche über gelegen hatte. Eliza weinte stumm. Plötzlich wurde sie von einem heftigen Hustenanfall geschüttelt, der sie verzweifelt wimmern ließ. Blut flog durch die Luft und gesellte sich zu den vielen, kleinen, roten Flecken, die bereits ihre Bettdecke beschmutzten. Evalin saß neben ihr und schluchzte leise, dabei strich sie zärtlich über Elizas Hand. „Du hast dich bestimmt getäuscht, Liz. Nicht heute, nicht jetzt. Bitte, bleib bei mir!", flehte sie. Eliza schüttelte traurig lächelnd leicht den Kopf.

„Ich habe mich nicht getäuscht. Heute wird mein... Letzter Tag sein", widersprach sie ganz leise. Bei dem, was sie geplant hatte, konnte es gar nicht anders sein - und auch ihr Körper würde keinen Tag länger zulassen. Evalin schlug die Augen nieder. „Nein, Eliza. Bitte, bleib bei mir. Du bist so jung. Du darfst noch nicht sterben." Eliza antwortete nicht. Es gab ohnehin keinen Ausweg. Sie schloss abermals die Lider und erinnerte sich an die schönsten Erlebnisse ihres Lebens. An Gavriel, an den Moment, in dem sie Aedion das erste mal zu Gesicht bekommen hatte - den Tag seiner Geburt. An die vielen wunderschönen Momente in seiner Kindheit. Auch ein paar Erinnerungen an ihr eigenes Aufwachsen waren dabei.

Doch immer wieder tauchte Gavriel auf. Gavriel, ihr Gefährte, wie sie ihn kennengelernt hatte, wie er sie zum ersten Mal küsste... Gavriel, dem vor Staunen fast die Augen aus dem Kopf fielen, als er sie in dem blauen Ballkleid sah. Sie trug es auch jetzt. Sie hatte ihren abgemagerten, knochigen Körper in die schmutzigen, blutigen Fetzen ihres Ballkleids gehüllt. Das war irgendwie tröstlich: Zum Sterben das Kleid zu tragen, das der Anfang der schönsten Monate ihres Lebens gewesen war.

Wenn sie ehrlich war, fieberte sie der Erlösung von ihren endlosen Qualen sogar ein bisschen entgegen. Es war einfach kaum mehr auszuhalten, obwohl Evalin ihr Schmerzmittel gegeben hatte. Doch Elizas Krankheit schien ein richtiges, denkendes, böses Wesen zu sein. Es wehrte sich gegen jegliche Heilungsversuche und Elizas Zustand verschlechterte sich mit jedem Tropfen Magie, den Evalin in sie hineinfließen ließ. Also hatten sie das mit der Magie aufgegeben.

Stunden später war Eliza bereit, loszulassen. Sie sah Evalin an. „Mach's gut, Evalin. Ich hab dich lieb." Evalin sah sie alarmiert an. Eliza streckte sich und legte ihre Hand auf Evalins Unterbauch. „Was ist?", fragte sie. Eliza lächelte, dann ließ sie das Einzige, was sie noch am Leben hielt, in Evalins Bauch strömen und lehnte sich zurück. Ein kurzer Schmerz zuckte durch Evalins Körper. Zusammen mit Gavriels goldenem Licht wich auch sämtliche Lebenskraft aus Eliza. „Pass gut auf Aedion auf", flüsterte Eliza. Dann... Stille. Eliza sackte in sich zusammen und verfiel mit geschlossenen Augen und einem Lächeln auf den Lippen in den ewigen Schlaf.

The untold story of Eliza Ashryver | Throne of Glass-FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt