The untold story of Eliza Ashryver (Part 1) - Wunderbare Bekanntschaft

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„Evalin, ich werde dich vermissen. So, so sehr. Das glaubst du gar nicht." „Ich dich auch, Lieblingscousine." Die beiden jungen Prinzessinnen von Wendlyn umarmten sich innig. Eliza Ashryver konnte nur mit größter Mühe die Tränen zurückhalten, die hinter ihren Augenlidern brannten. Glaston Ashryver, Evalins älterer Bruder, rief ungeduldig: „Evalin! Komm jetzt endlich!" Evalin seufzte und schenkte ihrer geliebten Cousine - und vor allem: ihrer besten Freundin - Eliza ein Lächeln. „Es ist nur ein Staatsbesuch. Ich schätze mal, in höchstens vier Monaten bin ich wieder da. Die Überfahrt nach Orynth dauert nun mal." Eliza seufzte.

„Vier Monate. Du sagst das, als wäre es nichts, Ev, doch vier Monate sind eine sehr lange Zeit." Evalin nickte. „Da hast du recht. Aber du wirst sehen, die Zeit wird wie im Flug vergehen - versprochen." „Wenn du das meinst, dann glaube ich dir das mal", meinte Eliza wehmütig. Oh, wie recht ihre Cousine doch hatte. Nur, dass Eliza davon noch nichts ahnte. Sie seufzte noch einmal. „Mach's gut, Ev. Bis in vier Monaten dann." „Bis dann!" Evalin versuchte, es aus Rücksicht vor Elizas Abschiedsschmerz zu verbergen, doch Eliza merkte, dass Evalin sich sehr wohl auf ihre Reise freute. Sie würde ein neues Land erkunden und kennenlernen, das war aufregend, das verstand Eliza, und sie würde sich an Evalins Stelle wahrscheinlich auch auf eine solche Reise freuen. Sie gönnte Evalin die Freude ja auch - natürlich tat sie das -, nur war es für sie einfach schrecklich hart, sich von Evalin zu verabschieden - sie hatte nicht viele Freundinnen, und Evalin war ihre liebste unter ihnen. Ohne sie würde sie sich schrecklich einsam fühlen.

Dass Evalin sich auf die Reise freute, verwunderte Eliza nicht besonders. Die beiden Prinzessinnen waren schon immer zwei Seiten derselben, goldenen Medaille gewesen. Evalin, die pflichtbewusste, emsige Musterprinzessin, die ihr hoheitliches Dasein liebte und die immer danach strebte, den Ansprüchen des Hauses Ashryver genüge zu tun. Eliza dagegen... Nun, nicht selten hasste Eliza ebendieses Leben, das Evalin so vergötterte. Natürlich war sie mehr als froh um das bequeme, meist sorgenfreie Leben, in das sie hineingeboren worden war und wusste, dass es Menschen gab, die so viel weniger hatten als sie - weswegen sie sich auch nie gegenüber anderen Leuten über ihr Leben beklagte -, aber mit all dem Luxus kam auch eine Unfreiheit, die ihr oft die Luft zum Atmen nahm. Sie würde fast alles für ein Leben in einem der niedrigeren Kreise der Bevölkerung geben, hatte dieses Begehren aber noch nie irgendjemandem anvertraut. Es war dumm und undankbar.

„Evalin, komm jetzt!", rief Evalins Vater, der König von Wendlyn und riss Eliza damit aus ihren Gedanken. „Also gut, ich muss dann. Tschüss, Eliza. Mach's gut." Evalin umarmte Eliza ein letztes Mal, winkte ihr und drehte sich um. Auf leichten Füßen lief sie zum wartenden Schiff. Bevor sie es betrat, drehte sie sich noch einmal um und winkte Eliza erneut.

Sie erklomm weiter die Landungsbrücke und verschwand schließlich im Bauch des prächtigen Schiffes. Eliza, die die Tränen mittlerweile wirklich kaum mehr zurückhalten konnte, blieb am Hafen stehen und sah hinauf zur Terrasse hoch über ihr. Kurze Zeit später erschien dort Evalin, lehnte sich an die Brüstung und winkte wie verrückt. Eine Träne rann aus Elizas Augenwinkel. Es war das erste Mal seit Langem, dass sie und Evalin so lange getrennt sein würden. Sie würde sie vermissen, so sehr, dass es schon jetzt in ihrer Brust schmerzte. Die Brücke wurde eingeholt und das Schiff setzte sich in Bewegung. „Auf Wiedersehen!", schrie Eliza gegen den Wind. Eliza und Evalin winkten sich noch lange. Selbst als das Schiff den mittlerweile menschenleeren Hafen schon lange verlassen hatte und nur noch ein kleiner Punkt am Horizont war, winkte Eliza noch.

Sie stand einfach nur da und sah in die Ferne. „Eure Schwester?" Eliza fuhr herum. Der Eigentümer der warmen Männerstimme lächelte sie an. „Äh... Nein...Meine... Cousine..." Sie taumelte rückwärts, als sie erkannte: Er war ein Fae... Ein waschechter, wunderschöner, göttergleicher Fae! Und er hatte sie angesprochen. Aus heiterem Himmel. Es war nicht so, dass Eliza Angst vor den Fae hatte - nur gesunden Respekt. Sie glaubte nicht an die Schauermärchen, die man ihr früher über die Fae erzählt hatte, um ihr Angst zu machen.

The untold story of Eliza Ashryver | Throne of Glass-FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt