The untold story of Eliza Ashryver (Part 9) - Tränenreiches Wiedersehen

238 38 41
                                    

Eliza stand am Hafen und sah dem Schiff beim Anlanden zu. Die letzten drei Wochen waren die schlimmsten ihres Lebens gewesen. Gavriels Verlust lastete noch immer schwer auf ihr, wahrscheinlich sogar noch schwerer als am Anfang. Mit jedem Tag, der verstrich, wurde sie einsamer. Zudem hatte sie den Palast nicht verlassen dürfen und hatte so permanent ihre Mutter ertragen müssen.  Ihre Mutter war eh schon so unfreundlich zu ihr, aber seit ihr Vater ihr die Wahrheit erzählt hatte, warum, war alles anders. Sie konnte kein gutes Haar mehr an der Frau finden, die sie auf die Welt gebracht hatte. Diese ging immer strenger mit ihr um, je näher sie der Zeremonie kamen. Die war in zwei Tagen. Eliza schluckte. Sie hatte jetzt nur den Palast verlassen dürfen, um Evalin willkommen zu heißen. Und dann war da noch dieses ständige Gefühl, krank zu sein, was sich mittlerweile zu einer dunklen Vorahnung manifestiert hatte. 

Ihr einziger Trost war ihr Vater, der ihr immer zur Seite stand und sie tröstete, wann immer sie es brauchte. Ja, und dann war da noch Evalin, deren Schiff gerade in den Hafen segelte. Evalin winkte schon und grinste breit. Eliza rang sich ebenfalls ein Lächeln ab. Sie musste mit Evalin reden. Es gab so viel zu erzählen. Zehn Minuten später war das Schiff endlich zum Stehen gekommen. Evalin lief herunter und auf Eliza zu. "Eli! Ich hab dich so vermisst!", jubelte sie und schloss Eliza in ihre Arme. Eliza erwiderte die Umarmung und fing an zu schluchzen. Sie fühlte sich so geborgen in Evalins Armen.

"Hey, was ist denn los? Lass uns ein bisschen spazieren gehen, ja? Dann kannst du mir erzählen, was du so erlebt hast." Eliza nickte und wies in Richtung Stadt. "Erzähl du zuerst, Ev." "Wirklich?" Eliza nickte. „Na gut, dann... Ich habe einiges erlebt." Evalin, die übers ganze Gesicht strahlte, war viel zu aufgeregt, um Eliza den Vortritt zu lassen. Eliza wartete gespannt und war froh, dass sie nicht den Anfang machen musste. Evalin blieb stehen und drehte Eliza zu sich herum. Dann sprang sie freudig in die Luft und hielt Eliza ihre rechte Hand hin. Sie strahlte noch mehr und Elizas Gesichtszüge entgleisten. Schnell fing sie sich wieder. "Ev... Ist das... Bist du verlobt?" "Nicht nur verlobt, Cousinchen", teilte ihr Evalin geheimnisvoll grinsend mit und zwinkerte dabei. „Was?" Das hatte Eliza definitiv nicht erwartet. Sie musste die Information sich erst einmal setzen lassen. Evalin zuckte die Achseln. „Ich habe dir wirklich so viel zu erzählen, Eliza!", strahlte sie. Eliza rang sich ein Lächeln ab. Sie freute sich für ihre Cousine, wirklich. Es war nur einfach schwer, bei dem, was ihr selbst widerfahren war. Und sie konnte es immer noch nicht fassen: Evalin - verheiratet. 

"Du bist also wirklich verheiratet?", hakte sie nach. Evalin nickte freudestrahlend. „Bisher zwar nur auf dem Papier, aber ja." „Was heißt das, nur auf dem Papier?" „Es gab noch keine Feierlichkeiten. Die sollen noch stattfinden - es braucht noch ein wenig Zeit, alles zu organisieren, und ohne dich hätte ich sowieso nicht feiern wollen, Eliza." Eliza brachte ein Lächeln zustande. „Dann... Bleibt mir nur noch zu fragen: Mit wem bist du verheiratet? Einem Lord Terrasens?", fragte Eliza. "Besser", erwiderte Evalin, „Du wirst nicht glauben, wer!" Evalin war nach wie vor viel zu gut gelaunt, um Elizas Trauer zu bemerken, die diese nur mäßig zu verstecken imstande war. "Nun sag schon!" Evalin beugte sich vor und flüsterte ihr ins Ohr: "Rhoe Galathynius." "Nein", stellte Eliza fest, "kann nicht sein! Ich meine... Du meinst... Den Kronprinzen von Terrasen?" "Ganz genau den. Eli, ich sage dir, es war wirklich wie im Märchen! Liebe auf den ersten Blick!" Eliza schluckte und ging ein paar Schritte weiter. "Eliza. Was ist denn los? Du bist irgendwie... Verstimmt. Du wirkst traurig. Ist alles in Ordnung?" Eliza drehte sich mit Tränen in den Augen zu ihr um und schüttelte den Kopf. Sie hatte Probleme, die so groß waren, dass sie ihnen nicht einmal ins Auge blicken konnte. Doch Eliza wusste, dass es langfristig nichts bringen würde, diese Probleme zu verdrängen und in den hintersten Winkel ihres Bewusstseins zu schieben. Nichts war in Ordnung.

Schluchzend warf sie sich wieder in Evalins Arme. Diese strich ihr über den Rücken. Eliza entfernte sich einen Schritt und streckte ihre Hand vor. Evalin runzelte die Stirn und fragte: "Was...?" "Ich werde ebenfalls bald verheiratet sein, Ev! Meine Mutter... Sie hat mich an irgendeinen reichen Fae aus Doranelle verkauft. Einen schrecklichen Mann, Ev! Ich habe Geschichten über ihn gehört, die..." Eliza schluchzte auf. Gavriel hatte ihr diese Geschichten erzählt. Sie verband Gavriel mit so vielem in ihrem Leben, dass es unmöglich war, einmal nicht an ihn zu denken. Es tat so, so weh. Und es würde noch schlimmer werden. Bald - dessen war sie sich fast sicher - würde es etwas geben, das ihr bei jedem Atemzug Glassplitter ins Herz reiben würde, weil Gavriel in jeder Faser davon steckte.

The untold story of Eliza Ashryver | Throne of Glass-FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt