The untold story of Eliza Ashryver (Part 6 ½) - Unverzeihliche Taten

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Etwa einen Monat später stand Eliza am Rande der Verzweiflung. Ihre Brüste schmerzten höllisch und beinahe täglich hatte sie diese heftige Übelkeit gespürt und sich oft übergeben. Meistens hatte sie den Brechreiz unterdrückt, damit Gavriel sich keine Sorgen machte und es meist sogar so geschickt angestellt, dass er selten etwas bemerkt hatte. Eliza wollte das, worauf all das hindeutete, aber nicht wahrhaben. Irgendwie war ihr durchaus bewusst, was gerade in ihrem Körper passierte, aber sie verdrängte jeden Gedanken daran.

Es war einer dieser tristen, wolkenverhangenen Tage, die sich anfühlten, als wäre der Herbst bereits hereingebrochen, obwohl es eigentlich erst Sommer war. Es war kalt und grau draußen. Während das Kaminfeuer munter vor sich hin brannte, saßen Eliza und Gavriel auf dem Sofa nahe der Feuerstelle und wärmten sich. Eliza saß mit dem Rücken zu ihm auf Gavriels Schoß. Er hatte seine Arme um ihre Taille geschlungen. Sie trug einen dicken, flauschigen Wollpullover, der sie vor der kriechenden Kälte abschirmte. In der Hand hielt Eliza eine Tasse mit erwärmtem Apfelsaft, den Gavriel ihr vorhin zubereitet hatte. Er hatte ihr warmen Gewürzwein angeboten, aber sie hatte abgelehnt. Sie war momentan lieber etwas vorsichtig, was Alkohol anging...

Sie schmiegte sich an Gavriel und genoss die Körperwärme, die er abstrahlte. Eliza nippte einmal an ihrem Apfelsaft und stellte die Tasse dann auf dem Tisch ab. Gavriel löste seine Hand von Elizas Taille und nahm sich seine eigene Tasse, aus der er einen Schluck trank. „Möchtest du jetzt etwas Gewürzwein haben, mein Schatz? Du kannst gerne bei mir trinken", bot er an und hielt ihr die Tasse hin. Eliza schluckte. „Nein. Danke." Gavriel seufzte und stellte die Tasse ab. „Eliza. Es... Es ist völlig in Ordnung, keinen Alkohol zu trinken, und das stört mich auch gar nicht - wie könnte es auch? Ich respektiere diesen Entschluss, genau wie ich jeden Entschluss respektieren werde, den du jemals treffen wirst. Aber..." Er strich ihr über die Haare. „Ich mache mir Sorgen, weißt du? Um dich. Ist alles gut mit dir?" Sie setzte ein strahlendes Lächeln auf, das ihre Unsicherheit verbarg, und drehte sich zu ihm um. „Natürlich, Gav. Was sollte denn nicht in Ordnung sein? Mir geht es bestens. Mir ist nur gerade nicht nach heißem Wein, das ist alles." Sie drehte ihren Oberkörper noch ein wenig weiter und gab ihm einen liebevollen Kuss. „Eliza. Ich... Ich kenne dich zwar noch nicht allzu lange, aber es fühlt sich so an. Und obwohl ich dich eben noch nicht allzu lange kenne, merke ich doch, das irgendetwas nicht stimmt. Bitte, rede mit mir. Gemeinsam können wir für alles eine Lösung finden."

Gavriel strich ihr ein paar Haarsträhnen aus der Stirn. „Wirklich. Da ist nichts", log Eliza. Ihr Herz klopfte wie wild. „Und wenn ich merke, dass da doch etwas ist?", fragte er besorgt. Eliza drehte sich wieder um, wandte sich von ihm ab. „Da ist nichts", wiederholte sie leise. Gavriel fasste sich ein Herz und stellte behutsam die Frage, die ihn schon seit ein paar Tagen beschäftigte: „Gibt... Gibt es da vielleicht etwas, das ich wissen sollte, Eliza?" Sanft legte er eine Hand flach auf Elizas Bauch. Eliza schnappte erstickt nach Luft. „Nein", presste sie hervor. „Eliza", sagte Gavriel eindringlich, „Kann... Kann es sein, dass..." Er holte tief Luft, stellte die Frage, die ihm am meisten ängstigte. „Kann es sein, dass ich... Bald Vater werde?" So, jetzt war es raus. Er war ja weder blind noch blöd und hatte durchaus all die Zeichen bemerkt, die darauf hindeuteten, dass er recht hatte. Erst heute Morgen hatte er Eliza in der Küche erwischt, wie sie genüsslich eine Gurke kaute und sich dabei Schokolade in die Backe schob. Allein damit war doch eigentlich alles geklärt, oder nicht? Eliza schluckte. Und schwieg. Ihre Augen weiteten sich, ihr Atem beschleunigte sich. Nein. Nein. Nein.

„Eliza?", fragte Gavriel nach ein paar Sekunden des Schweigens. Seine Stimme klang aufgebracht, nervös und aufgeregt. Vielleicht sogar... Erfreut, wenn auch nur ein ganz kleines bisschen - wobei Eliza sich das vielleicht auch nur einbildete, weil sie es sich wünschte. „Eliza. Bitte, bitte, rede mit mir. Bitte. Bist du... Bist du... Schwanger? Ich muss das doch wissen. Bitte, Eliza." Eliza erkannte, dass sie diesem Gespräch auch durch Schweigen nicht würde entrinnen können. „Du könntest deine Heilmagie benutzen, um es herauszufinden", presste sie angespannt hervor. Verdammt, verdammt, verdammt... Gavriel schüttelte den Kopf. „Nein. Ich möchte, dass du es mir aus freien Stücken sagst, sollte es da etwas zu sagen geben. Ich möchte nicht einfach in deinem Körper herumschnüffeln, dazu habe ich nicht das Recht." Gavriel drehte Eliza herum und sah ihr in die Augen, die vor Schreck geweitet waren. „Ich weiß es nicht, Gavriel", sagte sie wahrheitsgemäß und antwortete damit auf seine ursprüngliche Frage, während eine Träne aus ihrem Augenwinkel rann. „Ich... Ich warte seit Wochen auf meine Blutung, Gav", schluchzte sie, „und..." Sie brach ab. Gavriel zog sie an seine Brust und legte sein Kinn auf ihren Kopf. Er war sich nicht sicher, welches der überwältigenden Gefühle in seinem Kopf gerade die Vorherrschaft hatte - ob es nun Angst, Furcht, Freude oder Liebe - oder eine Mischung aus allem - war, wusste er nicht.

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