"Komm schon. Was ist?" Eliza schüttelte den Kopf. "Nichts. Lass uns zum Palast zurückkehren, in Ordnung? Sonst kriege ich Ärger." Evalin begriff, dass Eliza es ihr nicht sagen würde, also hakte sie sich einfach bei ihr unter.
Schweigend schlenderten sie ins Stadtzentrum und betraten schließlich den Palast. "Ich gehe dann auf meine Gemächer, in Ordnung? Bis später!", verabschiedete sich Evalin. Sie würde Eliza gerne Gesellschaft leisten, aber schon von weitem sahen sie, dass Elizas Mutter vor Elizas Zimmertür stand. Eliza nickte. Evalin verschwand in den Flügel für ranghöhere Mitglieder der Königsfamilie. Mit einem flauen Gefühl im Magen schritt Eliza auf ihre Mutter zu. "Mutter", begrüßte sie sie und neigte den Kopf. Ihre Mutter funkelte sie an und streckte eine Hand aus. Eliza zeigte ihr, dass sie vorschriftsgemäß den Verlobungsring trug. "Gut." Sie öffnete Elizas Zimmertür und wies hinein. Kaum war Eliza im Zimmer, schloss ihre Mutter die Tür und drehte den Schlüssel von außen im Schloss um. "Du bleibst hier bis zur Zeremonie drin. Damit du nicht noch irgendwelche Dummheiten machst."
Die Schritte ihrer Mutter entfernten sich. Eliza fluchte. Ihre Mutter hatte sie eingesperrt! Sie sah zum Fenster. Es müsste doch irgendwie möglich sein, hinauszuklettern. Gavriel hatte das auch geschafft. Doch die Balkontüren waren mit zwei dicken Brettern vernagelt. Wow. Eingesperrt wie eine Gefangene - im eigenen Palast. Eliza sah sich um. Alles wie immer, nur dass man ihr auf den Tisch ärmliche Essensvorräte gestellt hatte: Einen Apfel und einen kleinen Kanten Brot. Sie schnaubte. Das reichte vielleicht für einen halben Tag. Gut, dass sie ohnehin weder in der Verfassung noch in der Stimmung war, etwas zu essen. Eliza warf sich aufs Bett und schloss die Augen. Verdammt, was war nur los. Ihr Leben hatte sich in den letzten viereinhalb Monaten so drastisch verändert... Das hätte sie nie gedacht.
Sie hatte riesige Angst vor dem übermorgigen Tag. Eliza war sterbensmüde und fiel in einen unruhigen Schlaf, aus dem sie mehrmals hochschreckte, wie es immer war, seit Gavriel... gegangen war. Spätabends wachte sie erneut auf, als sie Stimmen vor der Tür vernahm. "Lassen Sie mich durch, bitte. Ich bin eine Prinzessin." Das war Evalin. "Tut mir leid, Miss. Ich habe die strikte Anweisung, Prinzessin Eliza weder hinauszulassen noch jemanden hineinzulassen. Tut mir leid, aber ich kann selbst für Sie keine Ausnahme machen." Ein Wachmann. "Bitte, Sir! Es muss ja niemand erfahren! Ich muss zu meiner Cousine!", rief Evalin verzweifelt. "Ich habe Anweisungen, die es zu befolgen gilt." Evalin seufzte resigniert auf. Dann stampfte sie davon.
Am nächsten Morgen war die Tür natürlich immer noch fest verschlossen. Eliza aß den halben Apfel und versuchte, sich irgendwie abzulenken, indem sie ein Buch las. Jedoch krampfte ihr Bauch schmerzhaft, weswegen sie es schnell wieder weglegte. Sie verbrachte den Tag damit nachzudenken, eine Spur in den Teppich zu laufen, sowie verzweifelten Versuchen, Schlaf zu finden. Am Abend stand sie schon kurz vor einem Nervenzusammenbruch und konnte kein Auge zutun. Die ganze Nacht lag sie wach und weinte. Ihre Schluchzer durchschnitten die Stille wie Messer. Sie klammerte sich an Gavriels Medaillon mit dem Abschiedsbrief, das sie nie ablegte. Seit kurzem bewahrte sie auch den Hausschlüssel darin auf, um noch ein Stückchen mehr von ihm bei sich zu haben. Als am Morgen die ersten Sonnenstrahlen durchs Fenster schienen, hörte Eliza Schritte vor der Tür. Sie drehte sich zur Wand. Die Tür wurde aufgeschlossen, jemand trat ein und die Tür wurde wieder verschlossen.
"Guten Morgen, Prinzessin." Das war Saya, ihre Zofe. Sie war nicht mehr die jüngste und auch meistens nicht die Freundlichste, aber Eliza mochte sie. "Morgen, Saya", murmelte sie. Saya kam auf sie zu. "Sag mal, hast du geweint? Du klingst so." Eliza vergrub ihren Kopf im Kissen und schüttelte wenig überzeugend den Kopf. Saya setzte sich auf die Bettkante. "Hey, was ist los? Ist das nicht schön? Du wirst bald verheiratet sein!" Ungläubig drehte sich Eliza zu ihr herum und offenbarte dabei die Tatsache, dass sie geweint hatte. "Nein", krächzte sie, "ich will nicht. Ich kenne den Mann nicht und ich will ihn auch gar nicht kennen und mein Herz gehört bereits jemand anderem. Diese Beziehung hat zwar keine Zukunft, ich werde den Mann, den ich liebe, nie wieder sehen, aber trotzdem kann und will ich keinen anderen, keinen Fremden heiraten."
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The untold story of Eliza Ashryver | Throne of Glass-Fanfiction
Fanfiction*Ihr könnt die Geschichte spoilerfrei lesen, sobald ihr etwa bei der Hälfte von Throne of Glass Band 5 seid🥰* 🥉 3. Pʟᴀᴛᴢ ʙᴇɪᴍ Sᴜᴘᴇʀɴᴏᴠᴀ Aᴡᴀʀᴅ! 🥉 Die junge Prinzessin Eliza Ashryver hat noch nie die wahre Liebe erfahren. Sie weiß nicht, ob sie vie...