Sie wurde in den Wagen geworfen und die Tür abgeschlossen. Ihre Mutter und zwei Wachen setzten sich auf eine Bank, die vorne am Wagen befestigt war. Langsam setzte sich das Pferd in Bewegung und brachte den Wagen mit Eliza wer weiß wohin.
Der Wagen holperte über die Straßen der Stadt und schließlich über Feldwege, die so uneben waren, dass der Wagen regelrecht auf und abhüpfte. Schließlich hatten sie Varese weit hinter sich gelassen und fuhren durch einen grünen Laubwald und einen Hügel hinauf. Eliza lag auf dem Boden des Wagens und versuchte, nicht zu weinen - was ihr fürchterlich misslang. Irgendwann kam das Pferd zum Stehen und die Wache sprang vom Wagen. Der Mann öffnete die Gittertür und zerrte Eliza hinaus. Er packte sie wie eine Gefangene und führte sie auf eine Lichtung. Eliza wurde himmelangst, als sie sah, was da stand: Ein riesiger Turm, der die Baumkronen um einiges überragte. Schon oft hatte sie ihn vom Palast aus gesehen. Bis jetzt hatte sie sich immer gefragt, wozu er diente.
Er sperrte eine kleine Holztür auf und stieß sie hinein. Ihre Mutter folgte ihnen. Der Wachmann schob Eliza eine enge Wendeltreppe hinauf. Stufe um Stufe kam sie ihrer Gefangenschaft näher. Nach der obersten Stufe stand sie auf einer kleinen Plattform, die in einer Tür mündete. Der Wachmann schloss auch diese Tür auf und wies in den Raum. Eliza folgte dem stummen Befehl und bekam weiche Knie, als sie den Raum sah. Er war zwar geräumiger als die Treppe, aber immer noch ziemlich klein.
An einer der grau getünchten Wände stand eine Pritsche, auf der eine dünne Decke lag. Der Boden war aus kaltem Stein und das einzige weitere Möbelstück im Raum war ein niedriger, kleiner Tisch. An der Wand hing ein Spiegel, wozu auch immer in einem Gefängnisturm ein Spiegel notwendig war. Es gab zwei kleine Fenster, die man öffnen konnte und die von außen mit Eisen vergittert waren. Außerdem stand ein kleiner Nachttopf an einer Wand. Der ganze Raum war eisig kalt.
Ihre Mutter betrat den Raum, der Wachmann blieb draußen und sperrte ab. "Bitte, setz dich doch", sagte ihre Mutter spöttisch und deutete auf die Pritsche. Eliza blieb stehen. Ihre Mutter lehnte sich an die Tür und verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich werde dir einmal schnell die Spielregeln erklären. Erstens: Du bleibst mindestens bis zur Geburt hier. Vorher kommst du nicht raus. Zweitens: Du bekommst keine Hilfe von Heilerinnen bei der Geburt. Du wirst ganz alleine sein. Die Suppe hast du dir selbst eingebrockt, jetzt musst du sie auch alleine auslöffeln. Drittens: Nach der Geburt wirst du dein Kind unverzüglich an mich abgeben.
Ich werde es zur Adoption freigeben." Eliza keuchte erschrocken auf und legte eine Hand auf ihren Bauch. „Nein", hauchte sie. Ihre Mutter grinste - sie freute sich bereits auf die riesige Summe, die ihr das Kind einbringen würde. Die Leute waren eh schon bereit, für eine Adoption viel Geld auszugeben, wenn es sich aber dann noch um einen Ashryver-Spross handelte... Obwohl es ein Bastard war, würde das Kind ihr ein Vermögen einbringen. Sie lachte und fuhr fort: „Viertens: Wenn du irgendwelche Dummheiten machst, wird dein Kind dafür büßen. Fünftens: Du kommst erst hier raus, wenn du mir den Vater des Kindes nennst. Sobald du das tust, darfst du nach der Geburt hier raus. Tust du es nicht, wirst du so lange hier drin bleiben, bis du es doch tust. Verstanden?" Sie hatte nicht wirklich vor, Eliza hinauszulassen. Sie dachte lediglich, dass das Wissen um den Erzeuger des Kindes womöglich hilfreich sein könnte. Falls der Vater nicht wollte, dass die Öffentlichkeit erfuhr, dass er ein uneheliches Kind mit Prinzessin Eliza gezeugt hatte, würde er ihr, Marysa Ashryver, bestimmt ein hübsches Sümmchen für die Wahrung dieses Geheimnisses bezahlen. „Sechstens: Du bekommst jeden zweiten Tag etwas zu essen und alle sieben Tage einen Trog mit Wasser plus Bürste. Einmal im Monat hast du das recht, Besuch zu empfangen. Das waren eigentlich auch schon alle Regeln. Wen möchtest du als erstes sehen? Morgen darfst du deinen ersten Besuch empfangen."
"Vater", krächzte Eliza. "Gut. Außerdem hast du einen Wunsch frei. Einen Gegenstand bringe ich dir hier hinauf, damit deine Zeit möglichst angenehm wird." Eliza rümpfte die Nase. Blöde Schnepfe. Aber sie sagte: "Meine Flöte. Meine Querflöte. Die will ich." "Gut. Bringe ich dir bald. Und noch viel wichtiger: Sag mir endlich: Wer hat das Kind gezeugt? Es ist nur zu deinem Vorteil, es mir zu sagen." Eliza schüttelte entschlossen den Kopf. Ihre Mutter zog eine Augenbraue hoch. "Was heißt das?" Elizas Verhalten zeigte ihr, dass sie vielleicht recht behalten würde. So, wie Eliza sich benahm, hatte sie wahrscheinlich mit einem verheirateten Mann geschlafen, der ganz bestimmt nicht wollte, dass irgendjemand - ganz zu schweigen von seiner Frau - von seinem Kind erfuhr. "Ich sage es dir ganz bestimmt nicht! Und du hast kein Recht, mir mein Kind wegzunehmen!"

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The untold story of Eliza Ashryver | Throne of Glass-Fanfiction
Fanfiction*Ihr könnt die Geschichte spoilerfrei lesen, sobald ihr etwa bei der Hälfte von Throne of Glass Band 5 seid🥰* 🥉 3. Pʟᴀᴛᴢ ʙᴇɪᴍ Sᴜᴘᴇʀɴᴏᴠᴀ Aᴡᴀʀᴅ! 🥉 Die junge Prinzessin Eliza Ashryver hat noch nie die wahre Liebe erfahren. Sie weiß nicht, ob sie vie...