38 ~ Neue Pläne

306 32 12
                                    

Warme Sonnenstrahlen fluteten in das Zimmer, strahlten auf das Bett und ließen ihre Haut wie eine Perle schimmern. An ihrem Hals konnte er das Pochen ihrer Schlagader sehen, die ihren ruhigen und gleichmäßigen Herzschlag verriet. Beim Einatmen streifte ihr Rücken sanft seine Brust und ließ seine Nervenenden prickeln. Es waren Minuten, die sich, wenn es nach ihm ging, ewig hinziehen könnten. Der Kater konnte sich an ihr nicht satt sehen und der Mann war erleichtert, weil sie endlich in Sicherheit war.

Dem Verlangen nachgebend, ihre weiche Haut zu berühren, strich er sanft mit den Lippen über ihre Schulter. Einmal, zweimal, ein Dutzend Mal, bis sie sich träge zu räkeln begann. Als sie sich zu ihm umdrehte, waren ihre Wangen leicht gerötet, ihre Haare lagen verwirrt um ihr Gesicht und ihre Augen lächelten ihn glücklich an. „Guten Morgen...", murmelte sie und schmiegte sich an seine Brust. Cian meinte, dass sein Herz einen Schlag aussetzte und ihm der Atem stockte.

„Dir auch einen guten Morgen." Er strich ihr über den Rücken und lächelte, als er den Schauer spürte, der dabei durch ihren Körper lief. „Hast du gut geschlafen?"

Taluna lachte leise und legte den Kopf in den Nacken, um ihn anzusehen. „Wie ein Stein. Man sollte eher ein Schlafmittel nach dir benennen." Cian musste bei ihrer Anspielung ebenfalls lachen und schloss sie enger in seine Arme.

Es war still in dem Raum, ihrer beiden Atemzüge waren kaum zu hören und Cian genoss den friedlichen Moment.

„Cian, wann wirst du gehen?", fragte Taluna leise, sah ihm nicht in die Augen. Er hatte sich schon gefragt, wann sie diese Frage stellen würde. Er selbst hatte sich lange damit beschäftigt – eigentlich seit dem Moment, als sie das erste Mal „zum Spielen" zu ihm gekommen war. Diesen Anblick würde er wohl nie vergessen.

Taluna war eine außergewöhnliche junge Frau, das stand außer Frage. Sie war lebenslustig, intelligent und ein bisschen verrückt. Ihre Art bewirkte, dass er sich in ihrer Nähe wohl fühlte und sich unwillkürlich entspannte. Trotz des Stress' und der Angst um ihr Leben, hatte er sich schon lang nicht mehr so gut gefühlt wie in den letzten Wochen. Ihre Berührungen ließen ihn nicht zusammenzucken und starr vor Schreck werden, sondern besänftigten den Mann wie das Tier.

Unwillkürlich musste er an seinen Boss denken.

„Ich weiß, was Sie denken Walker", hatte er im Krankenhaus gesagt, während Cian Taluna festgehalten hatte. Sie hatte immer wieder zwischen Wachsein und Ohnmacht geschwankt und hatte sich selbst nicht aufrecht halten können. Cian hatte Todesängste ausgestanden, eine schlimmere Panik hatte ihn erfasst, als hätte man ihn in eine wütende Menschenmasse geworfen.

„Und was?!", hatte Cian in angefaucht und es war ihm egal gewesen, welchen Ton er gegenüber seinem Vorgesetzten angeschlagen hatte. Taluna war nie lange genug wach, um mit ihr reden zu können. Die Wunde an ihrem Arm sah schlimm aus und sie wirkte so schwach, als würde sie jeden Moment ihren letzten Atemzug tun. Cian wusste, dass Nairi weit besser mit Verletzungen umgehen konnten, doch er wusste nicht genau, in welcher Verfassung Taluna war.

Banks war nicht auf seinen respektlosen Tonfall eingegangen, sondern hatte ihn kühl beobachtet. „Sie wollen hier bleiben."

„Natürlich. Glauben Sie es ist sinnvoll, wenn wir sie bewusstlos im Krankenhaus lassen? Ihre Großmutter würde uns den Hals umdrehen, wenn wir sie nicht nach Hause bringen."

„Sie haben mich falsch verstanden", hatte Banks gesagt und die Arme vor der Brust verschränkt. „Ich meinte nicht hier, im Krankenhaus. Sondern Sie wollen bei Taluna bleiben, hier in Heyton."

Ehe Cian den Mund öffnen konnte, hob Victor Banks seine Hand und bedeutete ihm zu schweigen. „Ich weiß genau, dass Sie bei uns in der Zentrale niemand hält. Sie haben Ihren Dienst getan, aber Spaß hat es Ihnen nicht gemacht."

Love Me WildWo Geschichten leben. Entdecke jetzt