13 ~ Hin und Her

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Cians Finger flogen über den Touchscreen seines Taschencomputers, als er das Kennzeichen des schwarzen Lamborghini eingab. Sein Puls war gestiegen, als er beobachtet hatte, wie ein muskelbepackter Mann auf das Haus der Zielperson zugegangen war. Durch sein Fernglas hatte er beobachtet, wie er geklingelt hatte. Doch selbst diese gewöhnliche Handlung hatte ihn nicht besänftigt. Dreiste Mörder hatten auch schon auf diesem Weg ihre Opfer eiskalt erwischt.

Sein Finger hatte über dem Abzug seines Scharfschützengewehrs geschwebt, als die Tür aufgegangen und die Frau herausgekommen war. Cian war nie unbewaffnet, selbst wenn er einen Mann mit bloßen Händen töten konnte. Auf diese Entfernung hätte ihm diese Fähigkeit nichts genutzt. Doch er hatte das Gewehr wieder sinken lassen, als er das entspannte Lächeln der Frau erkannt hatte. Sie kannte diesen Mann offensichtlich.

„Sie kennt ihn sogar gut", flüsterte er erstaunt, als er sah, wie der Mann ihre Wange küsste. Er fluchte leise, als sie zusammen ins Auto stiegen. Warum konnten Beschattete nie an einem Ort bleiben? Das würde ihm sein Leben momentan viel einfacher machen. So musste er aus dem Haus hasten und so schnell es ging die Verfolgung aufnehmen. Er konnte es sich nicht erlauben, sie aus den Augen zu verlieren.

'Gut, dass sich nicht jeder so ein Auto leisten konnte', dachte er und fuhr aus der Ausfahrt. Den unauffälligen Kleinwagen hatte Phönix ihm zur Verfügung gestellt – es war Teil der Standardausrüstung für Außendienstmitarbeiter. Der Computer piepte leise, als er den Fahrzeughalter identifiziert hatte.

„Tyson Phills", murmelte Cian, als er die Akte überflog. Er lächelte freudlos, als er das Tier des Mannes las: Tiger.

'War auch nicht verwunderlich, bei der Haarfarbe', dachte er und konzentrierte sich wieder auf den Verkehr. An der nächsten Ampel sah er den schnittigen Sportwagen und atmete erleichtert durch. Schon als er die rotbraunen Haare mit den dünnen schwarzen Strähnen gesehen hatte, war ihm dieser Gedanke gekommen. Zusammen mit den beinah zwei Metern Körpergröße passte seine Beschreibung exakt auf den exotischen Jäger aus Fernost.

Etwa eine Viertelstunde später parkte das schwarze Auto auf einem Privatparkplatz in einem Industriegebiet. Cian runzelt die Stirn und schlug nochmals die virtuelle Akte des Mannes auf. „Ah, sie hat sich einen Clubbesitzer geangelt", sagte Cian leise und wunderte sich nicht mehr, warum dieser Mann sich einen so teuren Wagen leisten konnte.

Missmutig beobachtete er, wie die Pantherin mit dem Tiger in den Club verschwand. Seufzend ließ er die Fenster herunter und stellte den Motor ab. Er hatte sich an diesem Tag schöneres vorstellen können, als in einem überhitzten Auto so warten.

~

Talunas Schultern und Arme schmerzten, als sie ein letztes Mal mit der Farbrolle über die Wand strich. Zusammen mit Tyson, Kathy und Mara hatte sie innerhalb von sieben Stunden den kompletten VIP-Bereich umgestaltet. Während vor einer Woche noch dunkle Farben den Raum dominiert hatten, zierten nun verschiedene Erdtöne die Wände und den Boden. Zusammen mit den vielen Zimmerpflanzen und Ranken an der Bar sah die Lounge aus wie ein Stück Wald.

Zufrieden legte Kathy einen Arm um ihre Freundin und lehnte ihren Kopf an Talunas Schulter. „Ich bin fertig wie ein Schnitzel", seufzte sie und lächelte. Taluna drückte ihrer Freundin einen Kuss auf die Wange und löste sich aus ihrer Umarmung.

„Wer bringt mich nach Hause?", fragte sie und sah in die Runde.

Mara lächelte sie an und meinte: „Ich fahr ohnehin in deine Richtung – dann können die beiden Turteltäubchen hier noch ein bisschen aufräumen." Die Schlangenfrau zwinkerte ihrem Chef und Kathy zu und verließ mit Taluna den Club.

Skeptisch sah Taluna auf das Motorrad, vor dem Mara stehen blieb und einen zweiten Helm aus dem Gepäckplatz holte.

„Ich weiß nicht", murmelte sie und setzte den Helm auf.

Love Me WildWo Geschichten leben. Entdecke jetzt