24 ~ Schnell weg

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„Musstest du so unhöflich sein?", fuhr Taluna Cian an, als er sie aus dem Haus schob.

„Der Zweck heiligt die Mittel", antwortete er schlicht und verzog keine Miene. Er war sich keiner Schuld bewusst, nachdem er Nora und Helen regelrecht von seinem Grundstück vertrieben hatte. „Wir haben keine Zeit für nettes Geschwätz."

Energisch schob Cian Taluna durch den Flur hinaus auf die Veranda. Ein warnendes Knurren drang aus Talunas Kehle. „Dein Vorgesetzter kommt direkt aus der Hölle."

„Nein, er will nur verhindern, dass du da hinkommst."

„Unsinn", murrte Taluna und ging die Stufen hinunter.

Die Sonne war bereits über den Zenit hinaus, doch sie hatte nichts von ihrer Intensität verloren. Die Luft war drückend heiß und kein Windhauch versprach Kühlung. Feine Nasen konnten riechen, dass abends ein Gewitter über das Land hereinbrechen würde.

„Sei ein braves Mädchen und geh packen", sagte Cian und verschränkte die Arme vor der Brust. Seine Narben juckten, als wollten sie ihn vor der nahenden Gefahr warnen. Erinnerungen versuchten, aus seinem Unterbewusstsein hervorzubrechen.

Dennoch musste er sich bemühen, eine ernste Miene zu behalten, als er in Talunas schmollendes Gesicht blickte. Ihre Augen funkelten ihn an und er fühlte, wie der Panther in ihr das Fell sträubte.

Es erschien Cian, als wäre die Geborgenheit und Leidenschaft nur eine Illusion gewesen. Als hätte es sich dabei um einen schlechten Scherz gehandelt, den das Schicksal auf seine Kosten gemacht hatte.

Taluna schnaubte ungehalten. „Du bringst mich noch ins Irrenhaus."

„Besser dahin als in die Hände dieser Terroristen", erwiderte und deutete mit ausgestreckten Arm in die Richtung von Talunas Haus.

„Und was soll ich Nora sagen?", fragte sie schließlich resigniert.

„Was weiß ich, lass dir was einfallen."

Taluna grinste diabolisch. „Vielleicht erzähle ich ihr, dass ich mit dir durchbrenne und wir in einem billigen Kasino heiraten."

Cian rieb sich über den Nacken und biss sich auf die Innenseite seiner Wange, um nicht laut zu lachen. „Tu was du willst, aber beweg deinen Hintern."

„Jawohl Sir!", antwortete sie wie ein vorbildlicher Soldat und salutierte.

~

„Elende Machos... Können mich alle mal... Grrrrr."

Still vor sich hin schimpfend wuchtete Taluna einen großen Koffer auf ihr Bett und begann ihre Schränke zu durchwühlen. Nora war nirgends im Haus zu finden gewesen.

'Wahrscheinlich zerreißt sie sich gerade mit Helen das Maul über den rüpelhaften neuen Nachbarn', dachte Taluna und grinste boshaft.

Doch der Adrenalincocktail in ihrem Blut wischte die hämische Miene von ihrem Gesicht. Sie konnte nicht leugnen, dass ihr die Situation unheimlich war. Seit sie das Haus betreten und einen Moment Ruhe gehabt hatte, zerbrach sie sich den Kopf. Es fiel ihr beim besten Willen niemand Wichtiges ein, für den sie als Druckmittel dienen konnte.

Ihre Kollegen bei der Zeitung kamen nicht infrage, ebenso war sie mit keinem Prominenten näher bekannt. Von Regierungsmitgliedern ganz zu schweigen – nicht einmal der Bürgermeister von Heyton würde sich an ihren Namen erinnern.

„Miau", ertönte es neben Taluna und riss sie aus ihren Gedanken. Wie eine lebendige Sphinx saß Pixi auf dem Schreibtisch und sah Taluna mit ruhigen Augen an. Seufzend legte die Nairi einen Kleiderstapel in den Koffer und ging zu der Katze.

Love Me WildWo Geschichten leben. Entdecke jetzt