3 ~ Gelächter zum Essen

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Leises Fluchen drang aus dem kleinen Badezimmer neben Talunas Zimmer. Zu gefleckten Kugel zusammengerollt lag Pixi auf dem Wäschekorb und sah Taluna aus halb geöffneten Augen zu, wie diese verzweifelt in dem kleinen Schrank über dem Waschbecken kramte.

„Verdammt noch mal! Wo ist denn...", murmelte sie vor sich hin und öffnete die zweite verspiegelte Tür.

Durch das Klappern und Rascheln hörte Taluna nicht, wie es an der Haustüre klingelte. Pixi zuckte lediglich mit den Ohren, ehe sie ihre Aufmerksamkeit wieder Taluna widmete. Frustriert schloss Taluna den Schrank und sah sich selbst im Spiegel in die dunkelgrauen Augen. Ihr fransiges Pony hing ihr ins Gesicht und sie blies es genervt aus den Augen.

„Pixi, ich find ihn einfach nicht." Etwas frustriert drehte sie sich um und ging zu der Katze. Als sie den kleinen Mischling hinter den Ohren kraulte, fing Pixi wohlig an zu schnurren und schloss die Augen. Durch ein leises Klopfen an der Tür würde Taluna aus ihren Gedanken gerissen. Kathy stand an der Schwelle zum Bad und grinste sie an.

„Hier steckst du also. Hast du mich nicht kommen hören?", fragte sie und lehnte sich an den Türrahmen. Ihr helles Haar lag in einem geflochtenen Zopf über der Schulter. Es glänzte wie gesponnenes Silber im kühlen Licht der Lampe. Taluna seufzte tief und ließ von Pixis Ohren ab.

„Hallo Kathy. Tut mir leid, aber ich finde mein Haarband nicht." Entschuldigend lächelte Taluna ihre Freundin an, auf deren Gesicht sich ein breites Lächeln breitmachte.

„Meinst du das weiße? Das liegt auf deinem Bett." Einige Herzschläge herrschte absolute Stille, ehe Taluna sich an die Stirn schlug und an Kathy vorbei in ihr Zimmer lief. Und tatsächlich, auf ihrer Tagesdecke lag ihr Haarband – so unschuldig, als hätte sie nicht beinah fünf Minuten danach gesucht.

Von unten ertönte Noras Stimme: „Ich gehe dann Mädchen. Brennt mir nicht die Küche ab und wehe es ist nachher nicht wieder alles sauber!"

Talunas Mundwinkel zuckten verräterisch, als sie rief: „Viel Spaß Nonna. Keine Angst, wir passen auf."

„Das will ich auch hoffen. Also, wartet nicht auf mich." Sogleich fiel die Haustür ins Schloss und es wurde still im Haus.

Kathy verdrehte die Augen, als Taluna ihr zuzwinkerte. „Wie lang will Nora mir das eigentlich noch vorhalten? Damals war ich vielleicht fünfzehn... Nicht jeder Teenie kann mit einem Waffeleisen umgehen."

Bei dem Gedanken daran, dass Kathlen damals mit Hilfe des besagten Waffeleisens die Küche verwüstet hatte und beinah das Haus in Flammen aufgegangen wäre, musste sich Taluna auf die Zunge beißen. Kathy würde sie umbringen, wenn sie jetzt lachte. Die arme Kathy hatte es schon schwer genug, weil Nora sie bei jedem Besuch hier im Haus mit kritischem Blick beäugte. Ihre Großmutter mochte das Mädchen wirklich, doch wenn es um das Haus ging – das schon seit beinah einem Jahrhundert von einer Giordano auf die nächste vererbt wurde – verstand Nora keinen Spaß.

Eines Tages würde Taluna das Haus erben, wenn sie eine eigene Familie gründete. Bei den Nairi war es Tradition, dass die Familienzugehörigkeit, der gesellschaftliche Status und der Name von einer Frau zur anderen vererbt wurden. Dieses matrilineare System erklärte sich dadurch, dass das Morphen – die spezielle Komponente im Erbgut der Nairi, die die Verwandlung ermöglichte – an das X-Chromosom geheftet war. Somit waren Frauen automatisch 100 prozentige Nairi, wohingegen die Männer lediglich zu 50 Prozent Gestaltwandler waren.

Schnell streifte sich Taluna das Haarband über. „Komm Kathlen, ich sterbe beinah vor Hunger." „An mir soll es nicht liegen. Ich habe übrigens beinah den gesamten Nachmittag gebraucht, um alles einzukaufen." Da Kathlens und Glorias Praxis an Mittwochnachmittagen immer geschlossen war, hatte Taluna ihre Freundin zum Einkaufen geschickt. In regelmäßigen Abständen kochten die beiden Frauen miteinander.

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