18 ~ Katzen im Regen

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„Bitte ihn herein", zischte Nora und packte Talunas Arm.

„Du brichst mir die Knochen Nonna", wisperte diese ebenso leise und erwiderte den starren Blick der grünen Augen ihrer Großmutter.

„Sag er soll reinkommen, dann bleibt dir ein Gips erspart."

Taluna merkte, wie aussichtslos dieser Kampf war und kapitulierte. Geschlagen drehte sie sich um, lächelte und fragte honigsüß: „Willst du nicht reinkommen?"

Es war Abend und Taluna hatte Cian wieder als Chauffeur missbraucht. Dieses Mal hatte ihre schlaue Oma sie jedoch gleich auf der Veranda abgefangen. Cian sah sie über den Rand seiner Sonnenbrille hinweg an und hob eine Augenbraue.

„Macht es denn keine Umstände?"

„Aber nein mein Lieber, überhaupt nicht", flötete Nora und lächelte ihn freundlich an. „Außerdem habe ich wieder viel zu viel gekocht", lockte sie weiter und wusste, dass ihre Falle zugeschlagen hatte.

„Ach wirklich Nonna, ganz zufällig?", stichelte Taluna, als Cian aus dem Wagen stieg und auf das Haus zuging.

„Natürlich, ich dachte doch Kathy kommt vorbei."

„Ach ja, richtig", brummte Taluna und war sich dennoch sicher, dass das nicht der wahre Grund für das üppige Abendessen war. Kathy hatte sich für diesen Mittwoch bei Taluna entschuldigt.

„Ty und ich müssen noch was erledigen", hatte sie ihr morgens am Telefon gesagt. Nun bereute Taluna, dass ihre Freundin sie heute versetzt hatte.

Während Nora schon im Haus verschwand, drehte sich Taluna mit einem flehentlichen Blick zu Cian um.

„Um Gottes Willen, bitte ignorier einfach was sie sagt", bat sie ihn und sah wahrscheinlich aus, als würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen.

„Warum, erzählt sie heute etwas Interessantes?" Seine Mundwinkel zuckten verräterisch, als er lässig die Hände in die Hosentaschen schob. Talunas Augen verengten sich zu Schlitzen.

„Ich überlege mir ernsthaft, ob ich dir um den Hals falle und dich an einer Panikattacke krepieren lasse."

„Wo bleibt ihr denn?", rief Nora aus dem Haus. Taluna schnaubte undamenhaft und winkte Cian hinter sich her.

„Ich mag deine Großmutter", sagte Cian hinter ihr leise, als sie ins Haus gingen.

Taluna blieb wie angewurzelt stehen und drehte sich lauernd zu ihm um. „Wenn sie das hört, dann kommst du hier nie wieder weg", prophezeite sie und machte dabei ein Gesicht, als würde sie den Weltuntergang vorhersagen.

Cian zuckte zusammen und starrte hinunter, wo Pixi ihm schnurrend um die Beine strich. Taluna seufzte und machte sich wieder auf den Weg in die Küche.

„Pünktchen, könntest du den Tisch draußen decken? Ich möchte im Freien essen."

„Ja Nonna." Sie drehte sich zu Cian um und sah, wie er immer noch im Flur stand – festgenagelt von einer kleinen Katze.

„Nimm sie hoch, sie wird dich schon nicht beißen", ermunterte sie ihn und begann Geschirr und Besteck aus den Schränken auf ein Tablett zu stapeln. Auf dem Herd stand ein großer Topf, aus dem es verführerisch nach Risotto mit Meeresfrüchten duftete. Taluna lief das Wasser im Mund zusammen und ihr Magen knurrte.

„So ist's recht, ich freu mich wenn du mit einem guten Appetit nach Hause kommst", sagte Nora und lächelte ihre Enkelin an.

„Ich hoffe jeden Tag, dass manche Eigenschaften nicht vererbt werden."

Love Me WildWo Geschichten leben. Entdecke jetzt