39 ~ Überraschung in der Nacht

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Taluna blieb die Luft weg, als Kathy ihre Arme wie Stahlseile um ihren Körper legte und sie fest an sich zog.

„Ich bin fast gestorben", murmelte sie an ihrem Hals und drückte sie noch fester.

„Ich bin auch froh, wieder auf freiem Fuß zu sein."

„Mach so etwas nie wieder." Die Augen ihrer Freundin sahen sie eindringlich an, die Tränen in ihren Augenwinkeln ließen das dunkle Grau ihrer Iris wie nasser Schiefer aussehen.

„Ich hab es nicht vor", versprach Taluna und küsste Kathy auf die Wange.

„Dürfen wir Luna auch noch begrüßen, oder bleibst du den restlichen Abend an ihr kleben." Kathlen schnaubte missmutig und warf ihrem Freund einen gefährlichen Blick zu. Widerstrebend ließ sie von Taluna ab, die sogleich von Ty umarmt wurde.

„Dich kann man nicht allein lassen", sagte er und küsste ihre Stirn. Taluna meinte, ein unwilliges Brummen hinter sich zu hören. Cian stand dort an der Wand gelehnt und beobachtete die Szene genau. Taluna blieb nicht verborgen, dass seine Augen unruhig hin und her huschten und er die Kiefer fest zusammengepresst hatte.

'Daran werden wir arbeiten müssen', dachte sie sich.

Sie konnte nicht lange durchatmen, ehe Gloria sie an sich zog.

„Du hier?", fragte Taluna verwundert und musste doch lächeln. Es glich einer Art Sport zwischen Kathy und ihr, wer es als Erstes schaffte, Gloria zu einem Nairitreffen zu überreden. Scheinbar hatte Taluna es geschafft, auch wenn sie auf den Hergang ihres Sieges getrost hätte verzichten können.

Nun lächelte Gloria sie unsicher an und zupfte an der zu einem Kleid gewickelten Stoffbahn herum. „Ich erwarte von euch beiden eine Entschädigung, wenn ich nachher als einzige haarlose zwischen euch Kuscheltierchen rumstehen darf."

„Keine Sorge Gloria, mir wird schon kein Fell wachsen", sagte Mara hinter ihr und grinste. Die Menschenfrau fand das nicht sonderlich komisch und verdrehte die Augen. Taluna hingegen trug ein breites Lächeln zur Schau – es tat unheimlich gut, nach diesem aufreibenden Erlebnis die scherzhaften Sticheleien ihrer Freunde zu hören.

Sich ihrer guten Manieren erinnert, winkte Taluna Cian zu sich heran. Er tat ihr ein bisschen leid, als sie ihn ihren Freunden vorstellte und er mehrere Hände schütteln musste. Beruhigend strich sie über seinen Arm und lächelte ihn aufmunternd an.

„Du schuldest mir etwas", wisperte er dicht an ihrem Ohr und sein warmer Atem streifte ihren Nacken. Trotz der angenehmen Temperatur fühlte Taluna eine Gänsehaut an ihrem Hals.

Lange konnte sie diese knisternde Atmosphäre nicht genießen, denn Richard trat in die Mitte der Halle und bat um Aufmerksamkeit. Seine braunen Augen blickten in die Runde und blieben einen Augenblick bei Taluna hängen. Kaum merklich nickte er ihr zu, ehe er offiziell das monatliche Treffen eröffnete.

„Wir sind die Nairi, wir sind die mit den drei Gesichtern." Die Stimmen schwollen an, als wir Richard antworteten.

„Heute werden wir unser zweites Gesicht zeigen", sprach er weiter und sah wieder in die Runde.

Als Kanon antworteten wir: „Wir sind die Nairi."

Die Stille hatte etwas Magisches, als nach seiner Ansprache jeder den unsichtbaren Muskel entspannte, der bis zu diesem Zeitpunkt sein Tier im Zaum gehalten hatte. Gelegentlich knackten einige Gelenke oder ein Seufzen erfüllte die Luft, wenn die nicht ganz angenehme Wandlung vollzogen war.

„Wir sind die Nairi", ertönte es erneut im Chor, ehe das Treffen seinen gewöhnlichen Lauf nahm.

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