Kapitel 44

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Nachdem Oikawa sich beruhig hatte, machten sich auch er und Iwaizumi auf den Weg, ihren Teil des Einkaufs zu erledigen.
Nachdem Hinata und Nishinoya ihre Geisel freigelassen hatten, hatte Bokuto das Interesse an diesen Spielchen verloren.
Akaashi konnte ihn dazu bewegen, nun ebenfalls schnell die Einkäufe zu erledigen.
Fehlten also nur noch zwei.
Suchend irrte ich durch die Gänge.
Immer wieder drang das Lachen von Shirabu oder ein Schrei der silbernen Katze an mein Ohr.
„Wo sind diese hirnamputierten Idioten?", fluchte ich leise vor mich hin.
Im selben Moment wurde ich beinahe von einem heranrasenden Einkaufswagen überfahren.
Als Insasse: Kenma, der sich mit vor Panik weit aufgerissenen Augen  am Wagen festkrallte. Geschoben von Satori, auf dessen Schultern Shirabu thronte.
Lev hastete den Dreien hinterher und versuchte verzweifelt die kleinere Katze zu retten.
Ich reagierte rekordreif, sprang an die Seite des vorbeifahrenden Wagens und schwang mich zu Kenma ins Innere.
Erschrocken zog der Nekomasetter seine Beine an und starrte mich an, als ob ich ein Geist wäre.
Über seine psychische Verfassung musste ich mich jedoch später kümmern.
,,Bleibt sofort stehen!", knurrte ich.
Satori und Shirabu sahen mich rebellisch an.
Sie fordern es heraus!
Wütend starrte ich Satori direkt in die Augen. Legte all meine Autorität hinein.
„Bleib. Stehen. Jetzt!"
Satori versuchte für einen Moment meinem Blick standzuhalten. Knickte aber ein und verlangsamte seine Geschwindigkeit, bis wir zum Stillstand kamen.
Außer Atem blieb Lev neben uns stehen und stand vornübergebeugt mit hechelndem Atem an ein Regal gelehnt.
Kenma, der sich langsam aber sicher von seinem Schock erholte, kletterte unsicher aus dem Wagen und drückte sich an seinen großen Freund.
Shirabu ließ von Satoris Schultern ab und schaute mich schuldbewusst an.
„Tut mir leid.", murmelte er niedergeschlagen.
Doch ich hörte ihm garnicht zu. Mein Blick war immer noch auf den Rothaarigen gerichtet, der mich aus halb geschlossenen Augen ansah.
Sein Blick war herausfordernd.
Was war nur mit ihm los?
Ich hielt seinem Blick stand.
Gefährlich richtete er sich zu seiner vollen Größe auf und überragte mich damit um mehrere Zentimeter.
Von oben herab betrachtete er mich.
„Satori? Was soll das!", fragte ich. Langsam wurde ich nervös.
So hatte ich ihn bis jetzt nur wären Spielen erlebt, wenn er versuchte seine Gegner einzuschüchtern.
Ein leises Knurren drang aus seiner Kehle.
Was sollte das?
Langsam wich ich vor ihm zurück.
Shirabu griff nach Satoris Arm.
„Hey Kumpel komm runter. Du machst ihr Angst."
Verwirrt schüttelte der Rothaarige den Kopf. Sein Blick klärte sich und legte sich dann wieder auf mich.
Als er meine ängstlichen Gesichtszüge sah, ließ er die Schultern sinken.
„Kobold...d...das wollte ich nicht...", wisperte er und trat einen Schritt auf mich zu.
Ich wich jedoch zurück.
„S...schon gut. Ich muss...nach den Anderen sehen.".
Mit diesen Worten drehte ich mich um und eilte durch die Gänge.
Was war das? Hatte ich gerade wirklich Angst vor Satori gehabt?

Etwa eine Stunde später waren alle Einkäufe erledigt und alles ordentlich in den Bus geladen worden.
Satori war mir die ganze Zeit aus dem Weg gegangen, aber um ehrlich zu sein, war mir das gerade ziemlich recht. Ich musste das erstmal verarbeiten.
Dieser herausfordernde, bedrohliche Blick, hatte sehr meinem Vater geähnelt.
Und diese Ähnlichkeit hatte mich so in Angst versetzt.
Ich brauchte nur etwas Zeit für mich, damit sich mein Gefühlschaos wieder legen konnte.
Die Rückfahrt zum Camp verlief sehr ruhig, die Jungs waren ausgelaugt von ihrer Turneinheit im Supermarkt.
Als ich meinen Blick über die Sitze schweifen ließ, registrierte ich, dass bis auf Kenma alle schliefen.
Moment....
Irritiert suchte ich die Sitze erneut ab.
Das kann doch nicht sein.
Der vertraute rote Haarschopf fehlte zwischen den Anderen!
Ich kniete mich auf meinen Sitz, um einen besseren Überblick zu bekommen.
Und tatsächlich.
In der letzten Reihe, erkannte ich Satoris zusammengesunkene Gestalt.
Es schien als würde er schlafen, doch ich kannte ihn nicht seit gestern und wusste es besser.
Ein Kampf der Gefühle entstand in meinem Inneren.
Einerseits schrieen sie mich an, von ihm auf Abstand zu gehen. Mein Schutzmechanismus, der mich vor Situationen wie damals bei meinem Vater schützen sollte.
Doch meine Liebe zu ihm sagte mir, dies einfach zu vergessen.
Ich kannte ihn.
Er war die liebenswürdigste Person die ich kannte. Er würde mir niemals weh tun.
Ihn so zerschlagen zu sehen brach mir das Herz.
In dem Moment drehte der Rothaarige seinen Kopf und seine rotbraunen Augen trafen auf meine.
Eine wahre Gefühlsexplosion schlug mir daraus entgegen.
Reue. Trauer. Unsicherheit. Selbsthass. Verzweiflung. Liebe.
Flehend riefen sein Augen nach mir. Flehten mich an, zu ihm zu kommen. Ihm zu sagen, dass alles gut werden würde.
Ich konnte klare Worte daraus lesen: Bitte Hass mich nicht!
Seufzend wandte ich den Blick ab.
Ich kann nicht...


Sorry für dieses, mal wieder späte Kapitel, kurze Kapitel. Das nächste ist allerdings schon in Arbeit und folgt bald.

Der etwas andere LiebhaberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt