Kapitel 5

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Nachdem ich gemeinsam mit Coach Saitou einen Trainingsanzug und Schuhe in der richtigen Größe bestellt hatte, gingen wir wieder in die Halle.
Die Jungs hatten sich wieder in zwei Teams aufgeteilt und spielten gerade ein Übungsspiel.
Coach Washijo stand am Rand und rief ihnen Befehle und Verbesserungsvorschläge zu.
„Was ist denn heute los mit euch? Ihr spielt wie kleine Kinder, die noch nie einen Ball in der Hand hatten! Und du Shirabu, hast du was an den Augen, sodass du deine Mitspieler nicht mehr siehst?!", schrie der Coach gerade.
Shirabu ließ die Schultern hängen und sah zerknirscht auf den Boden.
„Nochmal! Aber diesmal bitte besser!"
Coach Saitou und ich stellten uns zu Coach Washijo und beobachteten das Geschehen.
Semi machte gerade den Aufschlag, Yamagata nahm ihn sauber an. Shirabu folgte dem Ball mit den Augen, machte sich bereit und spielte den Ball Ushijima zu. Jedoch war auch dieses Zuspiel unsauber, sodass Wakatoshi den Ball nur knapp erreichte.
„Verdammt Shirabu! Was ist denn los?", donnerte der Coach aufgebracht.
„E...Es tut mir leid Coach.", murmelte der Setter zerknirscht und senkte den Blick.
Ich hatte aber eine Idee.
„Wenn ich die Erlaubnis bekomme, würde ich bitten das Spiel kurz zu unterbrechen. Ich habe vielleicht eine Idee die Shirabu helfen könnte.", bat ich den Coach.
Dieser sah mich kurz an, nickte dann aber.
Ich winkte den Setter zu mir und stellte mich mit ihm zwei Meter weiter weg.
„I...Ich weiß nicht was los ist, ich...", begann er zu erklären. Ich unterbrach ihn aber mit einer kurzen Handbewegung.
„Ich weiß schon, ich kenne dein Problem. Du bist zu lange auf den ankommenden Ball fixiert, dass dir die Zeit nicht mehr reicht, nach dem Angreifer zu sehen und den Ball perfekt auszurichten."
Shirabu sah mich erstaunt an.
„G...Genau. Das ist das Problem. Sag mal, warst du früher auch mal Setter?", fragte er verblüfft.
Kichernd nickte ich. „Könnte man so sagen."
Ich nahm mir einen Ball aus dem Ballwagen und warf ihn Shirabu zu.
„Jetzt schau her, du musst natürlich ein Gespür dafür entwickeln, wo der Ball landen wird, das kann ich dir nicht zeigen. Aber wenn du dich richtig positionierst, wird es leichter.", erklärte ich und ging leicht in die Knie.
„Stell dich seitlich zum Ball, mit dem Oberkörper zum Angreifer gerichtet. So bist du immer noch flexibel und kannst dich bewegen, aber hast schonmal die richtige Richtung zum Angreifer. Und dann einfach nur aus den Knien mit dem Oberkörper den Ball annehmen."
Ich simulierte ihm was ich damit meinte und spielte ihm den Ball zurück.
Shirabu nickte verstehend.
„Danke, ich Versuch es mal."
Ich lächelte und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
„Und lass dich nicht davon runterziehen wenn es mal nicht klappt. Jeder Profi fängt mal klein an."
Shirabu nickte dankend und rannte zurück aufs Feld. Ich schlenderte zurück zu den Coaches die mir begeistert entgegensahen.
„Wow, du hast schnell sein Problem erkannt und eine Lösung gefunden.", lobte Coach Saitou.
Ich lächelte verlegen.
„Ach, ist doch nur weil ich das Problem selber kenne."
Jetzt hatte ich anscheinend das Interesse von Coach Washijo geweckt.
„Sag mal, auf welcher Position hast du gespielt Takara?", fragte er interessiert.
„Eigentlich auf keiner wirklich. Ich war eine Allrounderin.", gab ich verlegen zu.
Die Augen des Coaches weiteten sich.
„Das heißt, du hast Erfahrung in allen Positionen.", murmelte Coach Saitou nachdenklich.
Ich nickte.
„Ich würde gerne deine Fähigkeiten testen. Es könnte von Vorteil für uns sein, falls du Techniken kennst, die wir noch nicht kennen.", sagte Coach Washijo.
Mein Mund klappte auf vor Staunen.
„Meinen Sie das ernst?"
Coach Saitou lachte. „Natürlich meinen wir das ernst."
Ich war begeistert. „Wie jetzt gleich? Aber das geht doch nicht! Ich meine, meine Sachen sind noch nicht das und..."
„Beruhig dich wieder. Nicht heute, aber wenn du willst kannst du morgen mal beim Training mitmachen und einfach deine eigenen Sportsachen von Zuhause mitbringen.", sagte Coach Washijo.
Sie wollten wirklich mein Können testen!
Doch die Begeisterung verflog sofort, als ich an den Grund dachte, warum ich überhaupt aufgehört hatte.
Dies schien den Coaches aufzufallen.
„Wir zwingen dich natürlich nicht dazu.", sagte Coach Saitou.
Ich kann nicht. Aber ich liebe es!
Es ist schließlich nur ein Training. Das wird schon nicht schaden.
Ich sah die beiden entschlossen an. „Ich mach's. Morgen bin ich dabei."
Zufrieden nickten sie.
Coach Washijo klatschte in die Hände und drehte sich zu den Jungs um, die immer noch nicht das Spiel wieder aufgenommen hatten.
„Hört zu Jungs, morgen wird Takara beim Training dabei sein. Vielleicht können wir neue Techniken von ihr lernen. Aber jetzt beendet euer Spiel und dann sind wir für heute fertig!"
Die Jungs stimmten zu.

Nach dem Training bauten wir gemeinsam alles ab und gingen uns anschließend umziehen. Umgezogen trat ich aus der Halle und wollte mich auf den Weg zu den Wohnheimen machen.
An einer Ecke sah ich an einer Mauer gelehnt Wakatoshi, Satori und Semi, die auf irgendetwas zu warten schienen.
„Hey Jungs, auf was wartet ihr?", rief ich ihnen zu.
Satori sah auf und verzog das Gesicht zu etwas, das vermutlich ein Grinsen sein sollte, aber eher einer gruseligen Horrormaske glich.
„Auf dich."
„Auf mich? Warum das denn?", fragte ich verwirrt und lief zu ihnen.
„Naja, es ist schon spät und schließlich wohnen wir doch im selben Wohnheim. Also musst du nicht alleine laufen.", erklärte Satori.
„Das ist aber nett von euch.", bedankte ich mich bei ihnen.
Wir machten uns auf den Weg. Unterwegs unterhielten wir uns über belangloses, wie die Schule oder das Training.
Von den Sporthallen bis zu unserem Wohnheim würden wir knappe 20 Minuten brauchen.
„So schön diese Schule auch sein mag, dieser lange Weg nervt mich jetzt schon!", seufzte ich und wechselte meine Tasche auf die andere Schulter.
Satori lachte auf. „Und das sagst du nach nur zwei Tagen, wir geben uns diesen Weg seit fast drei Jahren!"
„Wie haltet ihr das bloß aus!", rief ich aus.
„Seit wann so gesprächig Satori? Ist ja mal was ganz neues.", stellte Semi fest.
Der Rothaarige blies die Backen auf und verschränkte die Arme.
„Nur weil ich nicht mit dir rede, heißt das nicht das ich nicht weiß wie man spricht."
Die beiden funkelten sich an.
Ich musste kichern. Die beiden hatten schon eine eigenartige Beziehung.
„Und was ist mit dir Wakatoshi? Du bist so still.", fragte ich den dunkelhaarigen, der eigentlich den gesamten Weg über geschwiegen hatte.
Anstelle von ihm antwortete mir Satori.
„Unsere Wakatoshi hier spricht so gut wie nie."
Wakatoshi sah ihn finster an.
„Danke aber ich kann selber für mich sprechen."
Satori sah ihn gespielt beleidigt an, lachte aber dann.
Ich hatte sie alle total falsch eingeschätzt. Ich hatte sie für arrogant gehalten, doch sie bewiesen mir das Gegenteil.
Wieder kam mir die Aussage meiner Mitbewohnerin in den Kopf.
Satori war ganz anders als sie ihn beschrieben hatte.
Zwar hatte er ein paar komische Eigenarten an sich, die er jedoch mit seiner aufgeweckten, verrückten Art wieder wett machte.
Ich musste grinsen. Ich liebte diese Truppe jetzt schon....

Der etwas andere LiebhaberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt