Kapitel 11

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Außer Atem ließ ich mich auf den Boden fallen.
Meine Brust schmerzte und jeder Atemzug fühlte sich an wie Messerstiche.
Ich war aber auch ein Idiot!
Ich habe einem Spiel zugesagt.
Und was hab ich gemacht?
Drei ganze Sätze hatten wir gespielt!
Ich versuchte meine Atmung unter Kontrolle zu bekommen.
Mein Blick fiel auf die offenstehende Hallentür. Verdammt ist es dunkel draußen!
Nachdem sich meine Atmung wieder einigermaßen beruhigt hatte, stand ich seufzend auf.
Ums Einkaufen kam ich nicht herum.
Ich flitzte schnell in die Umkleide und zog mich um.
Ich warf mir eine Trainingsjacke über die ich im Spind hängen hatte.
Komisch, die ist ein bisschen groß. Egal.
Ich betrat wieder die Halle.
Auf dem Boden saßen und lagen die anderen Spieler herum, nur Wakatoshi und Semi standen noch etwas abseits und übten Angriffe.
„Du willst jetzt schon gehen?", rief mit Satori zu, der ausgestreckt auf dem Boden lag und zu mir rüber sah.
Ich nickte. „Ich muss noch was einkaufen."
Sofort sprang der Mittelblocker auf.
„Ich begleite dich!"
Und schon verschwand er in der Umkleide.
Ich schüttelte grinsend der Kopf.
Ich war froh, dass ich jetzt doch nicht alleine gehen musste.
Shirabu und Goshiki grinsten mir vielsagend zu.
Was ist denn jetzt mit denen?
„Was gibt's zu Grinsen?", rief ich ihnen zu.
Sofort sahen die weg, das blöde Grinsen blieb aber auf ihren Gesichtern erhalten.
„Können wir?"
Ich zuckte zusammen.
Das er sich auch immer so anschleichen musste!
Ich nickte.
Wir verabschiedeten uns von den anderen und verließen zusammen die Halle.
„Ist dir eigentlich nicht kalt?", fragte ich den Jungen neben mir, der nur im T-Shirt war.
Er grinste mich schief an.
„Und wenn schon, ne Jacke hab ich ja eh nicht mehr."
Verwirrt sah ich ihn an.
Dann wurde es mir schlagartig klar. Ich sah an mir herunter.
Darum war die Jacke zu groß. Weil es seine war!
Schnell zog ich sie aus und hielt sie ihm hin.
„E...es tut m...mir leid!", murmelte ich verlegen und spürte wie mein Gesicht heiß wurde.
Satori lachte kurz und wedelte abwehrend mit der Hand.
„Mir ist nicht kalt, zieh die wieder an. Wir wollen ja nicht das unsere bezaubernde Managerin krank wird."
Seine Worte lösten in mir ein angenehmes Kribbeln aus.
Zögernd zog ich seine Jacke wieder an.
Aus den Augenwinkel konnte ich ein Grinsen auf seinem Gesicht erkennen.
„Steht dir."
Verlegen sah ich zur Seite.
„Was musst du noch so wichtiges einkaufen, dass es nicht bis morgen warten kann?", fragte er schließlich um die Stille zu unterbrechen.
„Eigentlich solltet ihr nichts davon wissen. Du musst mir versprechen, es den anderen nicht zu erzählen!", sagte ich eindringlich.
Satori nickte.
„Ich haben gemeinsam mit den Coaches und den anderen Managerinnen eine BBQ für alle geplant. Als Überraschung."
Satori riss die Augen auf.
„Und sowas wichtiges wollt ihr uns verheimlichen?", rief er gespielt entsetzt aus.
Ich musste lachen.
„Würdet ihr denn überhaupt noch richtig spielen wenn ihr nur Essen im Kopf hättet?".
Satori überlegte kurz.
„Vermutlich nicht."

Nachdem wir gemeinsam den Einkauf erledigt hatten, liefen wir vollgepackt wieder zurück zur Schule.
Noch ein Grund, warum ich froh war, dass er dabei war. Alleine hätte ich die vier Tüten niemals tragen können!
Im Wohnheim angekommen verstauten wir alles in der Gemeinschaftsküche in einem separatem Schrank.
Seufzend stützte ich mich an der Küchentheke ab und ließ den Kopf hängen.
„Ich bin total fertig! Ein Glück bist du mitgekommen!"
„Das mach ich doch gerne.", murmelte er.
Seine Stimme war dicht an meinem Ohr. Ein Schauder zog über meinen Körper.
Ich drehte leicht den Kopf und sah ihn dicht hinter mir stehen.
Ich konnte seinen Atem auf meiner Haut spüren.
Röte schoss mir ins Gesicht und starrte wieder nach vorn auf die Theke.
Ein leises Lachen war zu hören und ich konnte mir vorstellen, dass er wieder einmal eines seiner breiten Grinsen im Gesicht hatte.
Seine Nähe war mir alles andere als unangenehm, was mich störte war diese verdammte Stille.
Schnell denk nach!
Red irgendwas! Irgendwas!
„Ehm, also danke nochmal.", sagte ich schließlich mit zitternder Stimme.
Gedanklich schlug ich mir auf die Stirn. Was besseres fällt dir auch nicht ein.
„Wofür?".
Beim Sprechen spürte ich wieder seinen Atem in meinem Nacken, was mir erneut einen Schauder über den Körper schickte.
Was ist nur los mit mir? Sonst bin ich doch auch nicht so!
„Nun ja...für...äh...".
Klasse Leistung Gehirn, danke.
Wieder ein Lachen.
„Du kannst mich ruhig anschauen, wenn du mit mir sprichst, ich fress dich schon nicht auf.", sagte er belustigt.
Zögernd drehte ich mich um und stand denn Rothaarigen direkt gegenüber.
Er bewegte sich keinen Millimeter zurück und grinste mich einfach nur mit schief gelegten Kopf an.
Immer wenn er so schaute, erinnerte er mich stark an eine Eule.
Ich startete einen neuen Versuch. „Dafür, dass du mich eben begleitet und mit beim Tragen geholfen hast."
„Ist doch selbstverständlich. Freunde helfen sich gegenseitig.", sagte er. Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: „Außerdem lass ich dich ganz bestimmt nicht abends alleine durch die Stadt laufen. Da könnte ja wer weiß was passieren."
Machte er sich etwa Sorgen?
„Ähm ja. Auf jeden Fall wollte ich mich dafür bedanken. Hast was gut bei mir."
Er grinste wieder.
Er warf einen kurzen Blick auf die Uhr über der Küchentür.
„Es ist schon spät, wir sollten schlafen gehen, sonst kommen wir morgen früh nicht aus dem Feder."
Ich stimmte ihm zu.
Als er sich von mir entfernte, fiel die Anspannung von mir ab.
Was macht dieser Junge bloß mit mir?
Wir gingen durch die dunklen Gänge des Wohnheims zu unserem Stockwerk.
Es war ungewöhnlich ruhig. Die meisten Schüler waren übers Wochenende nach Hause gefahren. So auch Miyu, die sich vorhin lange von mir verabschiedet hatte.
Die Freundschaft zu diesem Mädchen war tatsächlich etwas eigenartig. Sie konnte mich so aufregen, dass ich ihr am liebsten den Kopf abschlagen würde. Aber auf eine gewisse Weise liebte ich die dennoch.
Meine Gedanken wurden unterbrochen, als wir vor unseren Zimmertüren angekommen waren.
„Also dann, Gute Nacht Takara.", verabschiedete er sich und wollte gerade seine Tür öffnen. Ich hielt in allerdings zurück.
Fragend sah er mich an.
„D...Deine Jacke.", murmelte ich und wollte sie gerade ausziehen.
Satori legte seine Hände auf meine Schultern und hinderte mich daran, sie auszuziehen.
„Du kannst sie noch behalten."
Perplex starrte ich ihn einfach nur an.
Ich konnte nicht anders. Sein Blick hielt mich gefangen. Diese Augen waren unglaublich!
Ein „danke" war das einzige was ich raus brachte.
Schnell drehte ich mich um und öffnete meine Tür.
Kurz bevor ich sie schloss, wünschte ich ihm noch eine Gute Nacht und lächelte ihm kurz zu.
Ich verharrte noch einige Sekunden an der Tür, bis ich hörte wie die gegenüberliegende Tür auch geschlossen wurde.
Grinsend ging ich zu meinem Bett, zog mich um und legte mich rein.
Immer noch mit einem Lächeln auf den Lippen schlief ich ein.

Der etwas andere LiebhaberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt