Doch natürlich dachte sich das Schicksal mal wieder: Die freut sich auf was und hat gute Laune? Los, ZERSTÖREN!
Nach Coach Saitoús Bekanntgabe, befahl uns Coach Washijo, uns in Vierergruppe zusammen zu tun.
Wir sollten so dann an unseren Defiziten arbeiten.
Gemeinsam mit Satori, Goshiki und Shirabu hatte ich mich auf das hinterste Feld verkrochen.
Zu aller Erst widmeten wir uns der Aufgabe, Shirabus Gefühl für den Ball beim Zuspielen zu stärken.
Dazu schickte ich Goshiki auf die andere Seite des Netzes. Er sollte die Aufschläge machen.
Satori sollte diese dann annehmen und Shirabu musste mir den Ball dann zuspielen.
Goshiki musste dann nur noch versuchen meine Angriffe zu blocken oder anzunehmen.
Ich warf Shirabu einen Seitenblick zu. Er trat angespannt von einem Fuß auf den Anderen.
Mir war schon vor einer Weile aufgefallen, dass der kleine Setter beim Training immerzu nervös war und krampfhaft versuchte, denn Ball perfekt zu zuspielen.
Goshiki warf den Ball und schlug ihn übers Netz. Satori nahm ihn an und spielte ihn zu Shirabu. Ich machte einen Schritt vor ans Netz und beobachtete ihn genau.
Er stellte sich mit dem Rücken parallel zum Netz und fixierte den Ball. Mir warf er nur einen kurzen Blick zu.
Als der Ball seine Finger berührte sprang ich ab, verfolgte den Ball mit den Augen und...
Viel zu niedrig!
Der Ball kam nur wenige Zentimeter über das Netz und war somit außerhalb meines Schlagwinkels.
Ich landete wieder auf dem Hallenboden, ohne den Ball berührt zu haben.
Betreten sah Shirabu auf den Boden.
,,Entschuldigt, der war mies."
,,Kein Problem, der Nächste wird besser.", munterte ich ihn auf und warf Goshiki den Ball zu.
Wir wiederholten das Ganze, diesmal war der Ball zu kurz.
Wir versuchten es noch drei weitere Male. Doch keiner der Bälle war mir möglich zu erwischen und Shirabu's Ausdruck wurde immer zerknirschter.
,,Ich geb's auf! Ich kann das nicht!", rief Shirabu verzweifelt und trat den Volleyball von sich weg, der soeben bei einem weiteren Zuspiel von ihm daneben ging.
,,Aufgeben ist nicht. Dafür trainieren wir doch. Du kannst das, ich weiß es. Ich habe schon super Zuspiele von dir bekommen.", sagte ich aufmunternd.
Doch der Setter schüttelte den Kopf.
,,Das hat doch keinen Sinn! Ich bekomm es einfach nicht hin. Ich habe bis jetzt jeden Ball versaut! Ich bin keine Hilfe für das Team!"
,,Jetzt hör mal zu du Zwerg!".
Ich zuckte unter Satoris aggressivem Tonfall zusammen. Der Rothaarige baute sich vor Shirabu auf und packte ihn an den Schultern.
,,Na gut, deine Bälle waren bis jetzt totaler Dreck. Doch ich weiß, dass du auch anders kannst! Wer hat Takara bei unserem ersten Spiel einen perfekten Ball zugespielt? Mit wem trainiere ich immer meine schrägen Schnellangriffe? Wer hat uns während dem Trainingslager mit seinen fantastischen Aufschlägen und präzisen Zuspielen mehrfach zum Sieg verholfen? Das warst DU! Du und Semi. Ihr seid die einzigen Zuspieler, die aus Wakatoshi 200% holen!", rief Satori. Sein intensiver Blick bohrte sich förmlich in Shirabu hinein.
,,Aber Semi ist viel besser als ich. Seine Zuspiele sind perfekt. Er spielt jeden noch so schweren Ball sauber gerade in jegliche Richtung. Bei ihm sieht das so einfach aus! Semi ist derjenige, der dem Team zu seiner Stabilität verhilft nicht ich...". Shirabus Stimme brach und er sah auf den Boden. In seinen Augenwinkeln bildeten sich Tränen.
Mein Herz krampfte sich vor Mitgefühl zusammen.
Den sonst so fröhlichen, aufgedrehten Shirabu so zu sehen, zerriss mir das Herz.
Bevor Satori etwas erwidern konnte, drängte ich mich zwischen die Beiden und hob Shirabus Gesicht mit der Hand an.
Seine großen, von den Tränen glänzenden Augen, sahen mich tief traurig an.
Er war kurz davor alles hinzuschmeißen und aufzugeben.
,,Shirabu. Das was du sagst, stimmt nicht. Du warst derjenige, der mir hier zum ersten Mal zugespielt hat. Ich habe schon so viel mit dir geübt und verschiedenste Techniken ausprobiert. Du hast so viel Talent! Vergleich dich nicht mit Semi. Er spielt ganz anders als du und das ist, was bei dir gerade verloren geht! Deine ganz eigene Art zu spielen! Du versuchst krampfhaft, genau so zu sein wie er. Dabei vergisst du, was du wirklich kannst. Deine Bälle sind vielleicht nicht so gerade gebogen wie Semis. Doch deine haben den wunderbarsten Drall, den ich je gesehen habe. Deine Bälle sind so angenehm zu schlagen, außerdem hast du ein Talent dafür, dem Angreifer die Bälle direkt in die Hand zu spielen. Doch in letzter Zeit, versuchst du immer mehr Semi zu imitieren. Das ist nicht deine Art! Du spielst nie mit dem Rücken zum Netz. Hör auf, jemand sein zu wollen, der du nicht bist! Spiel so, wie der Shirabu den wir alle kennen spielen würde!".
Ich sah ihn sanft an und zog ihn einfach in meine Arme.
Er klammerte sich an mein Shirt. Beruhigend fuhr ich ihm über den Rücken.
,,Vergiss bitte nicht wer du bist. Bleib dir selbst treu und mach so weiter wie immer.", murmelte ich.
,,D...danke.", schniefte der Setter und löste sich von mir. Er rieb sich seine geschwollenen Augen. Dabei sah er aus, wie ein trotziges Kind, dem seine Mutter an der Kasse verboten hatte, ein Kinderüberraschungsei zu kaufen.
Bei diesem Gedanken musste ich grinsen.
,,Bedank dich später. Wir machen jetzt weiter. Aber so, wie du immer spielst!", rief ich überschwänglich und kehrte an meinen Platz zurück.
Auch Satori nahm seine Position wieder ein. Goshiki, der keine Ahnung hatte, was abging, stand wie ein nicht abgeholtes Paket immer noch an der Aufschlagslinie.
Shirabu schüttelte sich kurz und stellte sich dann auch auf.
Diesmal seitlich, in Blickrichtung zum Angreifer und ging leicht in die Knie.
Ein kämpferisches Funkeln war in seinen Augen zu sehen.
Er nickte mir zu und schon machte Goshiki den Aufschlag. Satori nahm ihn sauber an.
Shirabu machte einen kleinen Schritt zur Seite, positionierte sich perfekt in der Flugbahn des Balles und sah dann zu mir. Ein kleines Nicken gab mir das Zeichen zum Starten.
Ich machte einen kleinen Hüpfer nach hinten und sprintete dann los. In dem Moment, in dem Shirabus Fingerspitzen den Ball berührten und in meine Richtung lenkten, sprang ich ab.
Ich blendete alles aus und fixierte einen Punkt auf dem gegnerischen Feld. Ich vertraute Shirabu. Der Ball würde meinen höchsten Schlagpunkt gleich erreichen, das wusste ich einfach.
Ohne nachzudenken schlug ich zu.
Das Leder das Balls traf auf meine Handfläche und hinterließ nach diesem kräftigen Schlag eine rote Stelle.
Goshiki versuchte erst garnicht den Ball zu erwischen, denn dieser rollte bereits auf dem Boden gegen die Hallenwand.
Jubelnd sprang ich Shirabu an.
,,Ich hab doch gesagt es klappt!", rief ich und riss den Kleinen um. Lachend stürzten wir zu Boden.
,,Takara ich danke dir. Ich verspreche dir hoch und heilig, dass ich ab jetzt noch härter trainieren werde, damit ich dir ab sofort nur noch perfekte Bälle zuspielen kann!"
,,Das will ich hören! Und jetzt weiter, gleich noch einen!"
Wir rappelten uns wieder auf.
,,Bereit?", rief Goshiki, der uns verwundet ansah.
,,Im Spiel fragst du doch deinen Gegner auch nicht, ob's gerade passt oder ihr lieber noch einen Kaffee trinken wollt oder?, rief Satori zurück.
Oh nein. Es war doch grade alles zu gut! Jetzt fängt der Kindergartenkrieg wieder an!
Goshiki verzog das Gesicht.
,,Bei so Gegnern wie dir würde ich lieber Klos putzen gehen.", warf er zurück.
Hab ich's nicht gesagt?
,,Da gehörst du auch hin mit deiner Klobrillenfrisur!
Goshikis Kopf nahm einen gefährlichen dunkelroten Ton an. Sogar von hier konnte ich sehen, wie die Ader an seinem Hals hervortrat.
,,Es reicht Jungs. Beruhigt euch.", funkte ich dazwischen und schnitt Goshiki das Wort ab, der gerade zum Kontern angesetzt hatte.
,,Er hat doch angefangen!", verteidigte sich Satori und zeigte mit dem Zeigefinger auf den Dunkelhaarigen.
Ich warf ihm einen warnenden Blick zu.
,,Wer angefangen hat und wer nicht ist doch egal."
,,Das stimmt nicht!", rief Goshiki zurück.
,,Goshiki! Es reicht!". Jetzt wurde auch ich etwas lauter.
..Natürlich, wer blöd fragt, bekommt blöde Antworten!"
Diese Jungs! Wie im Kindergarten!
,,Jungs!"
,,Es war eine normale Frage!", schrie das Nachfolgeass und trat eine Schritt näher an das Netz heran.
,,Shirabu hilf mir!", rief ich ihm zu, doch der Setter hob nur überfordert die Hände.
,,Und ich hab nur geantwortet!"
Jetzt hatte ich aber echt die Schnauze voll!
,,JETZT HALTET MAL EURE VERDAMMTE KLAPPE IHR HIRNAMPUTIERTEN MÖCHTEGERN MACHOS! IHR BENEHMT EUCH SCHLIMMER ALS KLEINE KINDER!", brüllte ich und stapfte auf die Beiden zu.
Die beiden Streithähne erkannten wohl, in welch gefährlicher Situation sie sich gerade befanden, denn Satori schlüpfte unter dem Netz durch und versteckte sich hinter dem Kleineren.
,,Ich will nicht sterben!", quiekte Goshiki und krallte sich an Satoris Arm.
,,HALT DIE KLAPPE DU HIRNLOSER AFFE!"
Wutentbrannt näherte ich mich ihnen und ballte die Fäuste.
Die Beiden blieben wie angewurzelt stehen, unfähig sich zu rühren.
Ich stand nun direkt vor ihnen, holte aus und boxte Goshiki auf den Oberarm.
,,AUA! TENDOU BITTE ENTFERNE DEINE FREUNDIN VON MIR!", schrie der Dunkelhaarige verzweifelt und sprang einen Meter zurück. Knurrend verfolgte ich ihn.
,,BITTE! DIE IST DOCH VERRÜCKT!"
,,WIE BITTE?! NA WARTE!"
Ich war auf 180. Nein, 360!
,,ICH KÖNNTE DIR DEN HALS UMDREHEN UND ...".
Ein unerwartetes Gewicht auf meinem Kopf ließ mich inne halten und ich wurde von zwei Armen an eine kräftige Brust gedrückt.
Ein mir bekannter, angenehmer Geruch stieg mir in die Nase.
Mein Kopf wurde augenblicklich klar und meine angespannten Muskeln entspannten sich.
,,Ruhig Tiger. Spar dir deine Kräfte, lächle einfach du wirst sie nicht alle töten können.", murmelte Satori in mein Ohr. Ich drehte mich in seiner Umarmung um und vergrub mein Gesicht in seinem Trikot.
,,Ihr könnt so anstrengend sein! Ihr macht meinen Kopf kaputt. Kein Wunder, dass ihr keine Managerin hattet!", nuschelte ich.
Belustigt kicherte Satori und strich mir beruhigend über den Rücken.
,,Wow! Satori könnte Wildtierbändiger werden!", flüsterte Goshiki Shirabu zu, der ihm erschrocken den Mund zu hielt.
Doch zu spät. Ich hatte es schließlich schon gehört.
Ich löste mich von Satori und lief ignorant an den beiden Erschrockenen vorbei zum Ballwagen.
Ich hörte Goshiki schon erleichtert aufatmen.
Freu dich nicht zu früh Freundchen!
Beiläufig angelte ich mir einen Ball und schmetterte ihn Goshiki an den Rücken.
Der Dunkelhaarige schrie auf und krümmte sich zusammen.
Gespielt geschockt hielt ich mir eine Hand vor den Mund.
,,Oh sorry, war keine Absicht!"
,,BIST DU BESCHEUERT!? DAS TAT WEH!", winselte Goshiki.
Ich zuckte mit den Schultern.
,,Nein, aber verrückt.", gab ich mit einem Lächeln zurück.
Goshikis Augen weiteten sich.
Satori lachte und legte einen Arm um meine Schultern.
,,Das ist mein kleiner Kobold!"
,,HEY, IHR SOLLT NICHT LACHEN SONDERN TRAINIEREN!", donnerte die Stimme des Coaches durch die Halle.
,,Tut uns leid Coach!", riefen wir synchron und verbeugten uns.
Nachdem wir uns beruhigt hatten, fuhren wir mit dem Training fort.
Doch nur wenig später wurde dieses wieder unterbrochen.
Ein lauter Knall hallte durch die Halle und unterbrach jegliche Spiele. Jeder erstarrte in seiner Bewegung. Ungeschlagene Bälle prallten auf den Boden.
Erschrocken wanderten alle Blicke zur aufgerissen Hallentür.
,,Oh Oh!", flüsterte ich entsetzt und sog scharf die Luft ein.
„TENDOU! SUZUKI! SOFORT HIER HER KOMMEN!"
DU LIEST GERADE
Der etwas andere Liebhaber
FanfictionGemeinsam mit Takara Suzuki taucht ihr in das Leben als Schülerin an der Shiratorizawa ein. Ihre Leidenschaft zum Volleyball führt sie zum Jungen-Volleyballteam. Sie ist total fasziniert von dem Talent der Jungs. Und auch ganz besonders von einem de...