„Guten Morgen, aufstehen die Sonne scheint!", rief Miyu fröhlich und zog mir die Decke weg.
Vor Schreck wäre ich beinahe aus dem Bett gefallen.
Ich blinzelte in das helle Morgenlicht und ließ mich murrend wieder aufs Kissen sinken.
„Was bringt mir die Sonne? Bin ich ein Baum und muss Photosynthese machen?", murmelte ich in das Kissen hinein.
Auch dieses wurde mir entrissen.
„Nein du Schlafmütze, aber es wird Zeit zum Aufstehen!"
Wie kann man denn bitte um die Uhrzeit schon so energiegeladen sein?!
„Schon gut."
Ich hiefte mich aus dem Bett und streckte mich erstmal.
„Sag mal, wo warst du gestern Nacht noch so lange?", fragte Miyu beiläufig, während sie sich anzog.
„Ich war im Park zum jog..."
„Uhhh von wem ist denn die Jacke?? Das ist doch eine der von den Volleyballjungs!", kreischte Miyu.
Sie hatte Satoris Jacke entdeckt, die über meinem Stuhl hing.
„Die ist von..."
„Jetzt weiß ich was du gestern getrieben hast! Du hast dich heimlich mit einen von ihnen im Park herumgetrieben!"
„Also eigentlich..."
„Wer war es? Bestimmt Ushijima...nein nein, hundertprozentig Semi. Der ist ja auch wirklich süß, oder..."
Jetzt wurde es mir zu bunt.
„Jetzt halt doch mal die Luft an! Erstens, ich habe mich nicht in Park herumgetrieben, ich war joggen und habe unterwegs Tendō getroffen. Wir haben uns nur unterhalten. Es war kalt und er hat mir seine Jacke geliehen, hab sie eben gestern vergessen ihm zurück zu geben.", stellte ich die Situation klar und riss Miyu die Jacke aus den Händen.
Mit offenem Mund sah sie mich an.
„Warum immer DER? Ich hab dich doch vor ihm gewarnt..."
Das wollte ich mir nicht länger geben. Ich packte mein Schuluniform und verschwand ins Bad.
Nachdem ich geduscht hatte, machte ich meine Haare, schminkte mich und zog mich an.
Als ich das Bad verließ, war Miyu schon weg. Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass ich gut in der Zeit lag.
Ich zog meine Schuhe an, als es gerade an der Tür klopfte.
Vermutlich hatte Miyu ihren Schlüssel vergessen.
Schnell griff ich nach der nächstgelegenen Jacke und öffnete die Tür.
Doch dort stand nicht Miyu, sondern Satori.
Überrumpelt starrte ich ihn an.
„Was...?"
Satori lachte.
„Schon vergessen? Zimmernachbarn?"
Sofort schoss mir wieder die Röte ins Gesicht und ich versteckte mich hinter meiner Hand.
Satori lachte wieder kurz auf.
„Na komm du Tomate, lass uns gehen."
Er ging los den Gang entlang.
Schnell schloss ich die Tür und folgte ihm.
„Ist das nicht meine Jacke?", fragte Satori beiläufig.
Ich sah an mir herunter.
Oh nein.
Wieder wurde ich rot.
„I...Ich geh kurz zurück und hol meine...", stammelte ich und wollte gerade umdrehen.
„Alles gut, behalt sie für heute.", sagte er grinsend und hielt mich am Arm fest.
Seine Berührung löste ein angenehmes Kribbeln an der Stelle aus.
„Na...na gut.", sagte ich mit hochrotem Kopf.
Gemeinsam liefen wir zum Schulgebäude.
Ich wurde von vielen angestarrt, was mich ziemlich verunsicherte.
Was ist denn bloß los?
„Die...schauen alles so komisch."
Satori warf förmlich mit finsteren Blicken um sich.
Jeder der uns schief ansah, bekam einen Mörderblick des Rothaarigen ab.
Es dauert eine Weile bis es bei dir Klick machte.
Der Grund warum alle schauten war, weil ich immer noch Satoris Jacke trug!
Wieder stieg das Gefühl des Unwohlseins in mir auf und zog die Schultern etwas hoch.
Vor dem Klassenzimmer angekommen, entdeckte ich Miyu an der Wand gelehnt.
Sie blickte auf und riss die Augen auf.
Satori beugte sich zu mir runter und raunte mir zu: „Ich werd jetzt dann gehen. Deine kleine Freundin scheint mich nicht leiden zu können. Wir sehen uns später im Training."
Und schon war er verschwunden.
Perplex sah ich ihm hinterher.
Jemand zerrte an meinem Arm.
„Takara, zieh diese Jacke aus.", murmelte Miyu neben mir.
Ich entriss ihr meinen Arm.
„Warum sollte ich?"
„Es muss nicht jeder wissen, dass du dich mit dem abgibst. Sonst will keiner was mit dir zu tun haben."
Jetzt fängt das schon wieder an. Langsam war ich es leid.
„Miyu, es ist nur eine Jacke. Diese Jacke hat jeder Junge hier an der Schule!"
Miyu schnipste mir vor dem Gesicht herum.
„Bist du eigentlich blöd? Hast du die Jacke mal angesehen? Da steht ganz groß Satori Tendō drauf!"
Verwirrt zog ich die Jacke aus und starrte auf die Rückseite.
Dort prangte eine große weiße 5 und direkt darüber schön sichtbar der Name des Spielers.
Oh Gott!
Seine Volleyballjacke.
Verlegen klemmte ich mir die Jacke unter den Arm und betrat mit Miyu auf den Fersen das Klassenraum. Schnell ließ ich mich auf meinen Platz fallen.
Ich legte die Jacke auf den Tisch und legte meinen Kopf darauf ab.
Tief atmete ich den Duft ein, der daran hing.
Eine leichte Gumminote war zu erkennen. Und ganz leicht schwang der Geruch nach Laub mit.
Ein Lächeln zuckte über mein Gesicht.
Dieser Geruch!
Der Lehrer erschien und begann den Unterricht.
Langsam legte sich die Müdigkeit auf mich und ich merkte wie wir die Augenlider zufielen.
Ein Stoß in die Rippen holte mich wieder zurück.
Ich schoss hoch. „Ich weiß die Antwort nicht!"
Schlagartig lagen alle Blicke auf mir. Einschließlich Lehrer.
Hinten aus der Ecke war ein Kichern zu vernehmen.
Ich wurde rot, erhob mich und verbeugte mich entschuldigend.
Als ich mich wieder auf den Stuhl fallen ließ, versteckte ich vor Scham mein Gesicht in den Händen.
Warum passiert immer mir sowas peinliches?Nach dem Unterricht packte ich meine Sachen zusammen und machte mich auf den Weg zur Sporthalle.
Ich zog mir meine enge schwarze Shorts und ein kurzes Top an und betrat die Halle.
Keiner war da. Also nutzte ich die Gelegenheit und baute schon mal das Netz auf und schob die Ballwägen raus.
Immer noch war niemand da.
Komisch.
Ich schnappte mir einen Ball, warf ihn hoch, nahm Anlauf und schmetterte ihn über das Netz.
Außerhalb vom Feld prallte er auf.
Ich nahm noch einen Ball und wiederholte den Aufschlag, diesmal mit links.
Wieder aus.
Ich machte noch vier weiter Aufschläge abwechselnd mit rechts und links.
Diesmal klappten alle.
Ich schnappte mir einen weiteren Ball.
Ich atmete tief durch, warf ihn, nahm Anlauf und schlug ihn mit der linken Hand angedreht übers Netz. Der Ball flog eine große Kurve und schlug an der rechten Ecke im Feld auf.
„Wow, was war das denn?"
Ich zuckte zusammen.
Am Halleneingang stand das Team und beobachtete mich.
Wo kommen die denn jetzt plötzlich her?!
„Der Aufschlag war ja krass.", rief Shirabu begeistert.
Verlegen sah ich auf meine Schuhe.
„So besonders war der jetzt auch nicht."
Shirabu kam auf mich zu gesprungen.
„Was sagst du da? Der war klasse! Bringst du's mir bei? Bitte!"
Ich nickte verlegen.
Der Rest des Teams kam jetzt auch zu mir rüber. Auch die Coaches waren dabei.
„Wo wart ihr eigentlich so lange?", fragte ich in die Runde.
Ohne eine Antwort drängten sich Satori und Semi nach vor. In den Händen hielten sie...einen Banner?
Die beiden Jungs breiteten einen selbstgebastelten Banner aus.
Mit krakeliger Schrift stand dort: Herzlich Willkommen im Team Nummer 6.
Verwirrt sah ich die Jungs an.
Was hatte das zu bedeuten?
Wakatoshi überreichte mir einen Stapel Klamotten. Eine kurze und eine lange Hose, ein Trikot und eine Jacke. Alles in lila weiß gehalten.
Bei genauerem Betrachten, entdeckte ich eine große weiße 6 auf der Jacke und darüber meinen Namen.
Überrascht sah ich zu den Coaches.
Coach Saitou grinste breit.
„Als neue Managerin gehörst du offiziell zu unserem Team und da du bei uns trainierst, haben wir dir Sportkleidung unseres Vereins machen lassen. Der Auftrag dazu ging gestern noch raus."
„A...Also habt ihr das heute abgeholt und den Banner für mich gemacht?", fragte ich gerührt.
Die Jungs nickten alle.
Das war wunderbar.
„Freust du dich?", fragte Satori.
„Ja!!!", kreischte ich überglücklich.
Ich war offizielles Mitglied des Shiratorizawa Volleyballclub!
Freudestrahlend sprang ich die Jungs an und zog das Team in eine Gruppenumarmung.
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Der etwas andere Liebhaber
FanficGemeinsam mit Takara Suzuki taucht ihr in das Leben als Schülerin an der Shiratorizawa ein. Ihre Leidenschaft zum Volleyball führt sie zum Jungen-Volleyballteam. Sie ist total fasziniert von dem Talent der Jungs. Und auch ganz besonders von einem de...