Kapitel 36

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Pünktlich zur vereinbarten Uhrzeit war das gesamte Team der Shiratorizawa inklusive Trainer, Managerin und Miyu versammelt.
Unser Bus stand schon bereit, es musste nur noch eingeladen werden.
Das „nur" was so einfach daher gesagt.
Es endete in einer kompletten Katastrophe.
Die Jungs wollten unbedingt alle als erster in den Bus, also warfen sie achtlos ihre Taschen in den Laderaum.
Die Hälfte der Taschen flog wieder heraus.
Das dichte Gedränge am Laderaum wirkte sich besonders negativ auf Shirabu aus, der keine zwei Minuten später von den herumfliegenden Taschen begraben wurde.
Yamagata, Ohira und Kawanishi diskutierten lauthals über die richtige Lagerung der Taschen und warfen die einzigen Taschen, die es geschafft hatten im Laderaum liegen zu bleiben, wieder auf den Boden.
Mitten auf den Haufen, unter dem Shirabu lag und sich schreiend bemerkbar machte.
Überfordert lief ich auf den schreienden Haufen zu.
Meine Aufmerksamkeit wurde jedoch zur Tür des Buses gelenkt.
Die Problemgruppe Semi, Goshiki und Satori zerrte Soekawa, Yunohama und Akakura aus dem Bus heraus.
Mir war klar, dass alle die letzte Sitzreihe im Bus ergattern wollten.
Also drehte ich von dem hilflosen Shirabu ab, um eine Massenschlägerei um die Sitzplätze zu verhindern.
Zu den lauten Rufen der Jungs, kam noch das unerträgliche Schreien von Coach Washijo dazu, der versuchte, die Jungs zu Vernunft zu bringen.
Das Chaostrio hatte die anderen Drei erfolgreich verjagt, fingen jetzt jedoch Streit in eigenen Reihen an.
Schimpfend jagte Goshiki Satori durch den Bus, der mit seiner Jacke den begehrten Platz in der letzten Reihe rechts am Fenster besetzt hatte.
Der Schwarzhaarige riss die Reservierung vom Sitz und versuchte Satori zu erwischen, der quer über die Sitzpolster kletterte.
Ich stolperte ins Businnere.
Gerade als Goshiki den Rothaarigen in die Enge getrieben hatte und nach ihm greifen wollte, packte ich beide an den Ohren und zog sie zu mir.
„AUA! AU AU AU! BITTE LOSLASSEN!", winselten die Beiden und versuchten sich zu befreien, was nur mit noch mehr Schmerzen belohnt wurde.
Erbost verließ ich, die Beiden hinter mir her ziehend, den Bus.
,,JETZT HÖRT IHR MIR MAL ALLE ZU! JETZT IST SENDEPAUSE! KOMMT ALLE SOFOT HIER HER ODER ICH REIß EUCH EIGENHÄNDIG DIE KÖPFE AB. IST JA NICHT ZU FASSEN WIE IHR EUCH AUFFÜHRT!", brüllte ich.
Augenblicklich hielten alle in ihren Bewegungen inne und sahen mich geschockt an.
Nur Shirabu nutzte die Gelegenheit und befreite sich aus dem Taschenhaufen.
„Ihr seid unmöglich! Ihr müsste nur eure Taschen verstauen und euch brav an einen Platz im Bus setzen! Nicht mal dafür seid ihr im Stande! Und ihr wollt euch Eliteschule nennen? Das ich nicht lache! Elitekindergarten trifft es wohl eher!"
Ich war auf 180!
So sehr ich die Jungs auch lieb gewonnen hatte, sie konnten es echt auf die Spitze treiben.
Schuldbewusst sahen sie mich an. Ihre betretenen Gesichtsausdrücke ließen mich jedoch kalt.
Auch das Winseln von Satori und Goshiki interessierte mich gerade wenig.
Dann wandte ich mich an Wakatoshi, der die ganze Zeit teilnahmslos am Rand gestanden war und das Geschehen beobachtet hatte.
,,Und was ist mit dir? Ist es nicht deine Aufgabe als Kapitän dein Team unter Kontrolle zu haben?!"
Wakatoshi sah mich emotionslos an und zuckte mit den Schultern.
Fassungslos ließ ich die beiden Quengelkinder los und warf genervt die Arme in die Luft.
„Ich kann's nicht glauben!"
Goshiki und Satori brachten sich schnellstens in Sicherheit.
„Takara, beruhig dich erstmal.", sagte Miyu besänftigend.
,,Nein, ich werde mich nicht beruhigen, ich will endlich los."
Ich stapfte auf den Laderaum zu und scheuchte das Team weg.
Ich verbannte sie auf die kleine Grasfläche, zwei Meter vom Bus entfernt.
Vor mich hin schimpfend begann ich die Reisetaschen ordentlich einzuräumen.
,,Was ist denn hier los?", ertönte die Stimme von Coach Saitou.
Dieser kam aus der Sporthalle zu uns und sah jetzt verwundert zwischen mir und dem Team hin und her.
,,Fragen Sie besser nicht.", sagte Miyu, die neben Coach Washijo stand, der zufrieden alles überblickte.
,,Helft doch eurer Managerin, was ist dass denn für ein Benehmen?", fragte der Vicecoach und machte sich auf den Weg zu mir.
,,STOPP! Bleiben Sie lieber weg!", schrie Goshiki hysterisch.
Coach Saitou winkte ab und griff nach einer Tasche.
Ich wirbelte herum. Mein eisiger Blick reichte aus, um ihn dazu zu bewegen die Tasche stehen zu lassen und sich zu den Anderen zurück zu ziehen.
Ungestört räumte ich weiter die Taschen ein und verschob die Materialkisten, die schon gestern Abend eingeladen wurden.
,,Sie hat die Jungs im Griff. Das gefällt mir!", sagte Coach Washijo zu seinem Kollegen.

Nach 15 Minuten war alles verstaut und ich stand an der Tür zum Bus.
Die Volleyballer in einer Reihe aufgestellt.
Um erneute Streitereien zu verhindern, teilte ich jedem seinen eigenen Platz im Bus zu.
Als auch nach weiteren unendlich langen 10 Minuten alle saßen, ließ ich mich auf meinen Sitzplatz in der dritten Reihe fallen.
Seufzend lehnte ich meinen Kopf an die kühle Fensterscheibe.
Meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt.
Auch die Zuteilung der Sitzplätze hatte mir Kopfschmerzen bereitet.
Man könnte denken, dass Jungs, die in der Oberschule sind und noch dazu auf einer Eliteschule, in der Lage sein sollten, einen Bus einzuladen und sich ordentlich hinzusetzten.
Punkt eins haben die Helden bereits bewiesen, dass sie dies nicht hinbekamen.
Doch ihr denkt doch nicht, dass dieser Haufen Idioten es schaffen würde, sich anständig im Bus aufzuteilen.
Schon als die Ersten im Bus waren, begann das Theater.
Es gab die bekanntlich beliebte Rückbank.
Jeder wollte dort sitzen.
Einige stürmten durch den engen Gang und andere über die Sitze.
Meine Geduld war so oder so schon ausgeschöpft, also pfiff ich sie zurück und teilte jedem einen Platz zu.
Die größten Chaoten versuchte ich dabei, möglichst gut zu trennen und im Augen behalten zu können.
So kam es dazu, das Semi auf der Sitzbank neben mir, Satori hinter mir und Goshiki direkt vor mir einquartiert wurden.
Der Rest saß versetzt im Bus verteilt.
„Ach kleiner Kobold, hab dich nicht so. Wir wollten..."
„Das kleiner Kobold kannst du dir sparen!", unterbrach ich Satori zischend.
„Bist du etwa sauer?"
Diese Frage war wohl mehr als unnötig!
Er war ebenso an der ganzen Sache beteiligt wie alle anderen auch.
Dennoch versucht ich meine Wut zurück zustecken.
„Entschuldige bitte. Ich bin nur etwas erschöpft. Ich werde etwas schlafen.", sagte ich ruhig und schloss meine Augen.
Nur um sie Sekunden später wieder aufzureißen.
Reflexartig sprang ich auf, fasste über den Sitz und zog Goshiki am Kragen zurück, der die Chance meiner Unachtsamkeit nutzen wollte, um den Platz zu wechseln.
„Du bleibst schön hier Freundchen!", knurrte ich.
Als der Dunkelhaarige wieder saß, drehte ich mich einmal um.
„Ihr bleibt alle wo ihr seid! Wenn ich mitbekomme, dass sich auch nur einer von euch, auch nur einen Millimeter von seinem Platz weg bewegt, dann reiß ich euch eigenhändig die Köpfe ab und übe damit Aufschläge. Verstanden!?", rief ich mit strengem Unterton an alle gewandt.
„Was ist wenn wir mal müssen?", warf Satori ein.
„HALT DIE KLAPPE!"

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