Kapitel 45

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Satori's Sicht:
Flehend sah ich ihr in die Augen.
Bitte, sag mir alles wird gut. Ich liebe dich doch, bitte Hass mich nicht!
Ich konnte mich vorhin einfach nicht zusammenreißen, ich wurde einfach von meinen Gefühlen mitgerissen. Ich hatte ausgeblendet, das Takara vor mir gestanden hatte.
Ich hatte ihr Angst gemacht.
Dabei wusste ich ganz genau von ihrer Vergangenheit. Wie oft ihr Vater sie so eingeschüchtert hatte.
Diese Angst vor ihm, saß ihr tief in den Knochen. Und ich holte sie hervor.
Das war mir sofort klar geworden, als ich ihr ängstliches Gesicht sah.
Sie erinnerte sich an ihren Vater.
Weil ich sie an ihren Vater erinnert hatte.
Ich hasste mich selbst dafür. Das Mädchen, das ich liebte, so zu verängstigen, nur weil ich mich nicht beherrschen konnte.
Um so mehr konnte ich verstehen, dass sie mir aus dem Weg ging.
Sie drehte sich wieder nach vorn und entschwand somit meinem Blickfeld. Nichts lieber würde ich jetzt tun, als mich zu ihr zu setzen, meinen Kopf auf ihrer Schulter abzulegen und mir mein rotes Haar kraulen zu lassen.
Ich vermisste sie so sehr, denn sie kam mir so weit entfernt vor.
Um meine tränenverschleierte Sicht einzuschränken, schloss ich die Augen.
Einzelne Bilder aus meiner Kindheit zuckten vor meinem inneren Auge umher.
Die anderen Kinder, die Angst vor mir hatten. Mich ausgrenzten. Mich beleidigten und Sachen nach mir warfen. Sie nannten mich einen Dämonen. Teufel. Monster.
Vielleicht hatten sie ja auch recht. Vielleicht war ich ein Monster. Ein Monster, das es nicht verdient hatte, geliebt zu werden.
,,Du bist kein Monster.", flüsterte eine sanfte Stimme in mein Ohr.
Ohne die Augen zu öffnen wusste ich wer hier neben mir saß. Sofort entspannten sich alle Muskeln in meinem Körper und das beklemmende Gefühl wich von mir.
Tief atmete ich den süßlichen, vertrauten Duft ein, der sich wie eine Droge über meine Sinne legte.
Vorsichtig öffnete ich die Augen eine Spalt weit und sah ihr ins Gesicht.
Takara's Gesicht schwebte nur wenige Millimeter von meinem entfernt, so dass ich ihren warmen Atem auf meiner Haut spürte.
,,Takara ich..."
Sanft legte sie mir einen Finger an die Lippen und brachte mich somit zum Schweigen.
,,Du bist kein Monster Tendou Satori. Du bist der wundervollste Mensch, den ich je kennengelernt habe. So liebevoll, vorsichtig, witzig, verrückt. Eine perfekte Mischung aus allem. Ja, ich hatte vorhin Angst. Aber nicht vor DIR. Sondern vor meinem Vater. Es hatte absolut nichts mit dir zu tun. Ich brauchte nur etwas Ruhe. Aber ich hätte dir gegenüber trotzdem niemals so abweisend sein sollen. Es tut mir leid."
Überrascht fiel meine Kinnlade herunter. Sie entschuldigte sich bei mir? Bei mir?
"Du...Du brauchst dich doch nicht zu entschuldigen! Ich habe mich wie ein Idiot verhalten! Bitte vergib mir!"
Takara's sanftes Lächeln lullte mich ein.
"Vergessen und vergeben. Und jetzt mach mal Platz da!", kicherte sie und drückte mich näher an das Fenster.
Ich machte ihr Platz, sodass sie sich neben mich setzen konnte.
Liebevoll zog sie meinen Kopf zu sich und fuhr mit der Hand durch meine Haare.
Das sanfte Kribbeln auf der Kopfhaut löste eine Gänsehaut am ganzen Körper bei mir aus. Es fühlte sich so richtig an. So sollte es immer sein.
Ich ließ zufrieden seufzend die Luft entweichen und schloss die Augen.

Takaras Sicht:

Das Ausladen und Aufräumen der Einkäufe verlief reibungslos. Einige Spieler der anderen Teams kamen uns dabei zur Hilfe.
Da es schon recht spät war und die Coaches nach der langen Reise den Jungs nicht zu viel zumuten wollten, war heute ein Spielfreier Abend.
Stattdessen nutzten wir alle die Zeit, um gemeinsam im großen Gemeinschaftsraum den Abend entspannt ausklingen zu lassen.
Erstaunlicherweise hatten alle mehr schlecht als Recht Platz. Einige saßen zwar auf dem Boden, aber es schien niemanden zu stören.
Satori hatte für uns einen Platz auf dem großen Sofa ergattern können.
Jetzt saß ich eng an den Rothaarigen gekuschelt, mit Shirabu, Goshiki, Bokuto, Akaashi, Lev, Kenma und Hinata in einer Runde und spielten Karten. UNO natürlich, was auch sonst.
Kuroo hielt sich glücklicherweise von mir fern.
Ich sah mich nach dem schwarzen Kater um. Er hockte etwas zusammen gesunken mit dem Rest seines Teams in einer Ecke des Raumes.
Als er meinen Blick bemerkte, zog er schuldbewusst den Kopf ein.
Es tat ihm leid.
Auch wenn das was er getan hatte, nicht in Ordnung war und ich allen Grund hätte ihn zu hassen, tat er mir leid.
Er war ein netter Kerl und wir hatten uns gut verstanden.
Ich verspürte den Drang mit ihm zu sprechen.
Schnell beendete ich die Runde, indem ich Lev noch einmal eine +4 reindrückte und entschuldigte mich dann für einen Moment.
Satori sah mir überrascht nach. Ihm würde es zwar gar nicht gefallen was ich jetzt vorhatte, aber das war mir recht herzlich egal.
Zielsicher steuerte ich auf die Nekomagruppe zu.
Als ich bei ihnen stehen blieb, hoben alle ihre Blicke. Bis auf Kuroo.
"Kuroo, würdest du mich bitte begleitet?"
Verwirrt sah Angesprochener zu mir und warf sofort einen angsterfüllten Blick Richtung Satori, der so wie ich ihn kannte, Kuroo wohl Todesblicke zu warf.
"Keine Sorge, der bleibt hier. Also, kommst du?"
Der Schwarzhaarige nickte und folgte mir hinaus in den Garten. Durch die Glasfront konnte mein Wachhund uns immer noch sehen und würde nicht die Nerven verlieren.
Kuroo bewarte respektvoll Abstand und starrte betreten auf seine Fußspitzen.
"Ich...Es tut mir immer noch wirklich leid. Das war absolut nicht in Ordnung von mir."
"Das stimmt."
Kuroo sah mich reumütig an.
"Bitte hass mich nicht. Ich möchte es wieder gut machen. Können wir wieder Freunde sein?"
Mein Blick wurde ernst und ich hob den Zeigefinger.
"Wenn du morgen dein Bestes gibst und mir ein spannendes Match lieferst indem ich dich in Grund und Boden schmettern kann. Dann werde ich darüber nachdenken."
Schelmisch zwinkerte ich ihm zu.
Erleichtert ließ Kuroo die Schultern hängen und streckte mir die Hand entgegen.
"Auf ein gutes Spiel morgen und eine wiederkehrende Freundschaft. Und nochmals Entschuldigung."
"Schon gut Kätzchen.", lachte ich, stieß seine Hand beiseite und umarmte ihn.
Zögerlich erwiderte er die Umarmung. Ich fühlte mich absolut nicht unwohl. Ich spürte Erleichterung. Das wir uns ausgesprochen hatten und wieder Freunde sein konnten. Ich vertraute ihm.
"Hey Hey Hey! Keine Umarmung ohne mich!", schrie Bokuto, der die Schiebetür aufgerissen hatte und nun auf uns zu stürmte.
Lachend empfingen wir die Eule mit geöffneten Armen.
Nun erschienen jedoch auch Shirabu, Lev, Hinata, Tanaka und Nishinoya in der offenen Tür.
"Hab ich hier Umarmung gehört?"
Oh nein!
Und schon wurden wir von dem kreischenden Haufen umgerannt.

Der etwas andere LiebhaberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt