11. Kapitel

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Sicht Alex:

Nach dem Wochenende in Tirol, fingen bei mir die ersten großen Prüfungen an und so verging die Zeit so schnell, dass ich total überfordert war, als mein Kalender mir mitteilte, dass in zwei Tagen die Hochzeit von Lisa und Ben war. Irgendwie war ich so gar nicht darauf vorbereitet Tobi meiner restlichen Familie vorzustellen. Auch wenn das Treffen mit meinen Eltern super lief und Tobi und ich sehr glücklich waren, war es nochmal was anderes ihn zu so einer Feier mitzunehmen und allen vorzustellen.

"Und? Bereit fürs Wochenende?", fragte Nico etwas hämisch als wir gerade mal wieder miteinander telefonierten. Ich verstand zwar nicht so richtig, warum er mich das so eigenartig fragte, doch ich beantwortete seine Frage: "Naja, eigentlich freu ich mich seit Wochen auf die Hochzeit, aber ich bin schon etwas nervös. Ich mein, das mit Tobi und mir ist ja doch noch ziemlich frisch und ihn dann da direkt auf der Hochzeit allen vorzustellen? Irgendwie macht mich das ziemlich nervös sogar!" Kurz war es still. "Warte? Du bist nervös weil du allen Tobi vorstellst?", er fragte ziemlich skeptisch. "Ja klar! Warum sollte ich den sonst nervös sein?" ich war total irritiert. "Vielleicht weil du deinen Onkel wiedersiehst? Das erste Mal seit eurem Kuss?" "Scheiße!", rief ich überrascht aus. Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Ich hatte Koni so gut aus meinem Gedächtnis verband, dass ich ganz vergessen hatte, dass er natürlich auch auf der Hochzeit sein würde. "Wie konntest du daran nicht denken?" Nico lachte laut auf und ich sah seinen amüsierten Gesichtsausdruck vor mir. "Ich... ich... ich weiß nicht! Ich hatte einfach überhaupt keine Zeit an ihn zu denken!" "Aber danke das du mich so freudig daran erinnert hast, das hilft sicher das ich nicht mehr nervös bin!" ich war nun richtig frustriert und genervt. "Ach Alex, das wäre dir schon noch eingefallen!" er lachte wieder amüsiert. "Schon eine Idee wie du damit umgehen möchtest? Besonders wenn Tobi dabei ist?" ich überlegte ein paar Momente. "Das Ganze ist doch mittlerweile über drei Monate her, vermutlich hat er es schon wieder vergessen. Es hatte ja auch überhaupt keine Bedeutung!", winkte ich schlussendlich ab. "Ich hoff nur das wir uns trotz allem einfach gut vertragen können. Ich will nicht mehr mit ihm streiten und damit unsere Familie weiter verletzen!" "Keine Bedeutung? Das denk ich nicht!" "Nico, ich bin mit Tobi glücklich. Koni ist mir egal!" ich sagte das ganze wohl etwas schärfer als beabsichtigt. "Na gut! Wenn du meinst!" ich hörte seinen Sarkasmus, stieg aber nicht mehr darauf ein. Wir redeten noch ein paar Minuten über seine nächsten Termine und Pläne, bevor wir wieder auflegten. Ich vermisste Nico und ich wäre in dieser aufregenden Zeit die er gerade erlebt gern näher bei ihm, aber leider trennten uns immer noch sechshundert Kilometer und das würde sich vermutlich auch nicht so schnell ändern.

Am nächsten Tag ging es für mich und Tobi ab nach Tirol zu meinen Eltern und noch eine Nacht später, war es soweit. Die Hochzeit von Ben und Lisa stand an.

"Alex, Tobi seid ihr fertig? Wir sind spät dran.", rief meine Mutter die Treppen rauf. „Ja Mum, wir kommen!", schrie ich zurück, packte meine Handtasche und wir gingen zu meinen Eltern. „Schnell ins Auto, wir sind spät dran!", sagte mein Dad hektisch als wir unten waren. Deshalb setzten wir uns sofort ins Auto und dann fuhren wir auch schon zur Kirche. Um so näher wir kamen, umso nervöser wurde ich, was ich versuchte zu verbergen, denn wie hätte ich das erklären sollen, es war ja nicht meine Hochzeit. Doch zum Glück schienen Tobi und meine Eltern nichts zu merken.
Vor der Kirche waren bereits einige Gäste versammelt und warteten auf das Brautpaar, das noch beim Fotoshooting war. Wir gingen gleich mal zu Opa und Maria, die vor dem Kircheingang standen. Erst begrüßte ich sie und dann stellte ich Tobi vor, denn sie herzlich begrüßten. Als wir uns gerade über München unterhielten, rief Opa plötzlich: "Koni da bist du ja!" Ich drehte mich um und sah Koni auf uns zukommen, als sich unsere Blicke trafen, drehte ich mich instinktiv weg. Zum Glück hatte mich Maria gerade angesprochen, so fiel mein Verhalten nicht so sehr auf. Ich hörte wie Koni meine Eltern begrüßte, doch ich sah nicht zu ihnen, sondern unterhielt mich mit Maria. „Hallo Alex!",hörte ich ihn dann aber sagen, also drehte ich mich widerwillig zu ihm. Als ich in seine grünen Augen sah, musste ich sofort an den Moment im Pool denken und es dauerte eine Sekunde bis ich ein leises „Hallo Koni!" hervorbrachte. „Du musst Tobi sein?", wendete er sich, nur einen Augenblick später, an die Person neben mir. „Ja, ich bin Tobi!", er klang irritiert. „Koni! Alexs Stiefonkel!", er streckte ihm die Hand hin und hatte dabei ein falsches Lächeln aufgesetzt. „Freut mich!", Tobi schüttelte ihm freundlich die Hand und mich überforderte die Situation irgendwie. Ich war froh das Ben und Lisa im nächsten Moment auftauchte. "Du siehst so wunderschön aus!", sagte ich zu Lisa und umarmte sie. „Danke!" sie strahlte über beide Ohren. Sie begrüßten noch ein paar andere Gäste und dann wurden wir gebeten in die Kirche zu gehen. Lisa zog mit Ihrem Vater als letzte ein.
In der Kirche saß Koni vor mir und so hatte ich Zeit ihn mir genauer anzusehen. Er war beim Friseur gewesen, denn seine brünetten Haare waren relativ kurz und leicht gestylt. Er hatte einen dunkelblauen Anzug an und sah damit unbeschreiblich gut aus. Ich wendete meinen Blick ab, bevor es zu auffällig wurde und konzentrierte mich auf die Trauung. Sie war wunderschön.

Nach der Trauung fuhren wie ins Hotel zur Feier. Dort fand erst ein Empfang statt und dann setzten wir uns auf die Plätze zum Essen. Da der Brauttisch nicht groß genug war, saßen meine Eltern und wir auf einem Tisch daneben. Worüber ich ganz froh war, denn ich saß mit dem Rücken zu Koni und das machte das ignorieren um einiges leichter. So konnte ich die Feier mit Tobi in Ruhe genießen. Wir lachten, tranken und tanzten, wir machten die Fotobox unsicher und genossen die gute Stimmung. Es war schon ziemlich spät und wir alle hatten gut getrunken, als ich alleine an der Bar stand und Koni auf mich zukam. "Ich möchte dir etwas zeigen, kommst du kurz mit?" Ich sah ihn erst kurz verwirrt an, bevor ich ohne zu überlegen nickte. Er lächelte und ging voraus. Er verließ das Hotel und ich folgte ihm irritiert. "Wohin gehen wir?", fragte ich ihn, doch er antwortete nicht.   

No wayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt