45. Kapitel

62 7 7
                                    

Zuhause wartete Koni gespannt im Wohnzimmer. "Und wie ist es gelaufen?", fragte er gleich. „Alles gut! Sie haben es noch gar nicht richtig begriffen, aber sie freuen sich! Ich glaub wir sind gut davongekommen“, sagte ich, ließ mich neben ihn auf die Couch fallen und schaltete den Fernseher ein. „Ach ja, meine Eltern wollen morgen mit uns gemeinsam frühstücken“, fiel mir irgendwann wieder ein. „Eh ok! Wann denn?“, sagte Koni etwas überfordert. „Um 9 bei Ihnen im Hotel."

Am nächsten morgen wachte ich um halb 9 auf. „MIST“, schrie ich und sprang aus dem Bett. „Koni steh auf, wir sollen in einer halben Stunde bei meinen Eltern sein“, schrie ich ihn an und lief gleich ins Bad. Als ich aus dem Bad zurück kam, hatte sich Koni immer noch keinen Zentimeter bewegt. „Koni steh auf!“ versuchte ich ihn zu wecken und er sah mich verwirrt an. „Wir müssen in 10 Minuten los.“ Erst reagierte er nicht auf meine Worte, doch ganz plötzlich war auch er hellwach und stand schnell auf. Mit ca. 20 Minuten Verspätung kamen wir im Hotel an, meine Eltern warteten schon beim Frühstück auf uns.
„Guten Morgen ihr beide“, sagte meine Mum grinsend. „Morgen, tschuldigung, wir haben verschlafen“, entschuldigte ich mich gleich. „Kein Problem, wir haben uns eben erst einen Kaffee geholt.“ Wir setzten uns.
Als wir gerade so im Gespräch waren und überlegten, was wir noch gemeinsam unternehmen konnten, bevor meine Eltern wieder nach Hause fahren würden, lenkte mich plötzlich das Radio ab.

Heute haben wir einen Künstler bei uns zu Gast der bereits für Helene Fischer und Mark Forster geschrieben hat, auch seine eigenen Songs werden im Radio rauf und runter gespielt und nächste Woche bringt er sein erstes Album heraus. Herzlich willkommen Nico Santos – begrüßte der Radiomoderator.
Hallo – hörte ich Nicos Stimme und mir wurde ganz flau im Magen.
M: Dein erstes Album kommt nächste Woche raus, wie geht es dir? schon aufgeregt?
N: Ja total – ich bin sehr nervös
M: Das Album heißt Streets of Gold – warum genau dieser Titel?
N: der Titelsong heißt Streets of Gold und das war der erste Song den ich vor 4 Jahren in Berlin geschrieben hab. Das ist quasi der Autobiographischste Song, der handelt noch von der Zeit bevor es richtig los ging ….

M: wir möchten gern auf ein paar der Songs näher eingehen und etwas über die Geschichte dahinter,…

Ich wollte weghören, aber ich konnte nicht. Ich war so abgelenkt, das ich gar nicht mitbekam wie mich alle besorgt ansahen. „Alex was ist los?“, fragte mich meine Mutter besorgt und ries mich kurz aus meinen Gedanken. „Nichts“, sagte ich und versuchte ganz normal zu klingen. Doch sie glaubten mir nicht. „Ist es wegen dem Interview?“, fragte nun Koni. Er hatte es also auch gehört. Ich reagierte nicht. „Interview?“, fragte nun mein Dad. „Im Radio läuft gerade ein Interview mit Nico“, erklärte Koni mit einem komischen Unterton. Meine Eltern achteten nun auch auf das Radio.

M: Das nächste Lied, das ich rausgesucht habe, ist Love on me. Was kannst du uns darüber erzählen?

Er zögerte kurz, bevor er die Frage beantwortete.
N: In ‘Love on me’ geht es um eine ganz besondere Freundschaft, um jemanden, der einen manchmal besser kennt als man sich selbst und der immer ehrlich ist – erklärte er und ich merkte, wie er immer leiser wurde und mit den Worten rang.
„Entschuldigt mich bitte”, sagte ich im nächsten Moment, stand auf und ging vor das Hotel. Ich konnte mir das nicht anhören.
Ich stand draußen und atmete tief durch, als Koni neben mir auftauchte. „Alex, hast du seit Mallorca mit ihm gesprochen?“ Ich schüttelte den Kopf. "Nein, und ich will auch nicht mit ihm reden", sagte ich fast schon trotzig. "Du solltest aber mit ihm reden ...." "Nein Koni, so ist es besser", sagte ich nochmal mit Nachdruck. "Alex, Nico bringt gerade sein erstes Album raus und ist deshalb in allen Medien, du wirst ihm nicht aus dem Weg gehen können", erklärte er mir ruhig, doch ich schüttelte nur den Kopf, ich wollte nicht mit Nico reden. "Ich war nur überrascht seine Stimme im Radio zu hören. Ich hab vergessen, dass sein Albumrelease bevorsteht", versuchte ich mich rauszureden.
Plötzlich standen meine Eltern neben mir:  "Was ist hier los?", fragte mein Dad verwirrt. "Nichts ... Nico bringt wohl nächste Woche sein Album raus", sagte ich so unbeeindruckt wie möglich. "Wie ein Album?” Sie sahen mich beide fassungslos an. “Sein erstes Musikalbum. Nico ist Sänger”, erklärte ich ihnen und Koni sah mich irritiert an. “Dein bester Freund ist Sänger? Und wenn ich das gerade richtig gehört habe, auch noch ein sehr erfolgreicher?“, fragte meine Mum. Ich nickte. "Ja, er ist seit eineinhalb Jahre ziemlich erfolgreich in Deutschland." Meine Eltern sahen sich entsetzt an. „Gibt es sonst noch etwas, was wir nicht wissen?“ „Erst eure Beziehung und dann, dass Nico ein bekannter Sänger ist! Bist du sicher, dass das alles war?“ Die Stimme meines Dads klang enttäuscht und wütend. „Mum, Dad, es tut mir Leid. Ich wollte euch das alles erzählen, aber irgendwie hat sich das nie ergeben“, sagte ich entschuldigend. „Aber ich verspreche euch, dass es jetzt alles war!“ Meine Eltern sahen mich an, aber sie sagten nichts. Ich sah die Enttäuschung in den Augen meiner Mutter. Ich hatte sie noch nie so enttäuscht gesehen und gleichzeitig so überfordert.
Meine Mutter und ich hatten immer ein sehr gutes Verhältnis und eigentlich hatte ich ihr immer alles erzählt, aber in letzter Zeit musste sie feststellen, dass es einige Geheimnisse in meinem Leben gab. “Es tut mir Leid! Ich wollte euch nie anlügen oder irgendwas verheimlichen. Nico war einfach nur mein Freund und sein Beruf unwichtig", sagte ich und hatte dabei Tränen in den Augen. Meine Eltern so zu sehen, traf mich sehr.
"Es ist ok Alex, es ist dein Leben. Es sind nur ein bisschen viele Neuigkeiten auf einmal", sagte sie nach ein paar Minuten leise. "Ich weiß! Es tut mir Leid.” "Ich denke, wir werden uns jetzt gleich mal auf den Weg nach Hause machen”, sagte sie an meinen Dad gewandt, er nickte. “Aber…”, wollte ich einwerfen. Ich wollte sie jetzt nicht so fahren lassen. “Vielleicht kommt ihr uns nächstes Wochenende einfach mal besuchen?", sagte mein Dad. “Wir brauchen jetzt erstmal Zeit!” "Ja, das machen wir", sagte ich und umarmte die beiden. Ich verstand, dass es ihnen gerade alles zuviel war. 

Nachdem wir meine Eltern verabschiedet hatten, gingen wir nach Hause.
"Schlimmer hätte dieser Tag nicht werden können", sagte ich und ließ mich frustriert auf die Couch fallen. "Naja, wenigstens wissen sie es jetzt!", versuchte Koni irgendwas positives zu sagen und setzte sich zu mir. Ich musste zwar grinsen, aber eigentlich war ich immer noch verzweifelt und den Tränen nah. Die Enttäuschung meiner Eltern ging mir nicht ais dem Kopf.

Ich war froh, als ich am nächsten Tag zur Arbeit fahren konnte und damit keine Zeit hatte, über das letzte Wochenende nachzudenken. Auch die darauffolgenden Tage war ich so mit meiner Arbeit beschäftigt, dass ich nicht mehr daran dachte. Ich konnte es ja sowieso nicht mehr ändern und am Wochenende hatte ich nochmal in Ruhe Zeit mit meinen Eltern zu reden und etwas Zeit zu verbringen.
Eigentlich wollten Koni und ich ja gemeinsam zu ihnen, aber leider kam bei Koni die Arbeit dazwischen, also fuhr ich alleine.

Ich war sehr nervös, als ich bei meinen Eltern ankam, aber es stellte sich ziemlich schnell heraus, dass es ganz umsonst war. Meine Eltern hatten den ersten Schock mittlerweile überwunden und waren wieder sehr entspannt. Ich entschuldigte mich trotzdem nochmal dafür, dass ich das mit Nico nicht erzählt hatte, alleine beim Gedanken an seinen Namen zog es in mir alles zusammen, und auch, dass Koni und ich so lange ein Geheimnis daraus gemacht hatten, dass wir zusammen waren. Erleichtert fuhr ich nach einem schönen Wochenende wieder zurück nach München.

No wayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt