"Wir sollten mit Opa und Maria reden. Mittlerweile wissen es meine Eltern immerhin auch schon ein paar Tage und Ben & Lisa noch viel länger, umso länger wir bei ihnen jetzt noch warten, umso blöder wird es", warf ich ein paar Tage später beim Abendessen in den Raum. "Ja, ich weiß.” “Bei der nächsten Gelegenheit sollten wir es ihnen gemeinsam sagen", stimmte mir Koni zu, obwohl es ihm sichtlich schwer fiel. “Bis jetzt haben es alle ganz gut aufgenommen, da sollte das doch bei den beiden auch kein Thema sein oder? Fahren wir nächstes Wochenende hin und bringen es hinter uns!” Koni sah mich zweifelnd an, doch dann nickte er.
Am Ende vergingen noch weitere drei Wochen bis wir Zeit hatten zu fahren. Es kam einfach immer was dazwischen. Erst musste Koni doch am Wochenende arbeiten, dann musste ich aushelfen und dann ging bei mir ja auch das Studium wieder los.
Heute war es aber soweit, wir fuhren gemeinsam nach Tirol, um Opa und Maria einzuweihen. Die Nervosität stand uns ins Gesicht geschrieben, doch wir wussten, dass wir das jetzt durchziehen mussten. Am frühen Vormittag brachen wir von München aus auf und die ersten zwei Stunden war auch alles gut, aber als wir nur mehr ungefähr dreißig Minuten vom Haus entfernt waren, wurde ich plötzlich wieder sehr nervös. Ich hoffte so sehr, dass sie es gut aufnehmen würden.
Eigentlich war ich total in meine Gedanken vertieft, als mir jedoch ein Lied im Radio auffiel.
I don't know what to do
With myself without you
I've been lost out in the dark since you've been gone
Used to talk through it all
Now I talk to a wall
Only askin' myself, "Where did I go wrong?" I know I should go on and get on with my life without you
I wish I could go on my own, but I never know how to (how to)
Mein Magen zog sich sofort schmerzhaft zusammen und ich hatte einen dicken Kloß im Hals, denn auch wenn ich den Song nicht kannte, erkannte ich die Stimme. Schnell wechselte ich den Sender. Koni sah mich kurz an, zu meiner Verwunderung sagte er jedoch nichts. Ich versuchte die Gedanken an meinen ehemaligen besten Freund zu verdrängen, doch das Radio wollte das nicht zulassen.
Ich frag' mich was ist passiert
Wohin hat uns das gebracht
Und wo führt das noch hin
Ich hätt' das niemals gedacht
Ich glaub' ich halt's nicht aus
Ich leg' mich nur kurz hin
Mach' die Augen zu
Und vergess' wo ich bin
Kurzerhand schaltete ich das Radio aus. Ich musste mich auf etwas anderes fokussieren und konnte diese Gefühle, die die beiden Songs in mir hoch brachten, nicht gebrauchen.
Leider konnte ich meine Gedanken aber nicht so schnell ausschalten wie das Radio und fing an, über die ganze Situation nachzudenken.
Wir hatten seit mittlerweile neun Wochen keinen Kontakt mehr, was bei uns eine Ewigkeit bedeutete. Immerhin schrieben wir uns normalerweise mehrmals die Woche und telefonierten regelmäßig. Es war in den letzten Jahren nicht einmal vorgekommen, dass wir länger als ein paar Tage nichts voneinander gehört hatten und es fiel mir auch sehr schwer, ihn nicht anzurufen. Doch ich wusste, dass unsere Vergangenheit, bei uns beiden, viel zerstören könnte und dieses Risiko wollte ich auf keinen Fall eingehen, ich wollte nicht schuld sein. Deshalb versuchte ich zu verdrängen, wie sehr ich ihn vermisste und redete mir ein, dass es so für uns alle am besten ist. Es war nur aktuell viel schwieriger, nicht an ihn zu denken, denn er hat sein erstes Album veröffentlicht und überall wurde über ihn berichtet oder seine Songs gespielt.
"Ich bin schon so aufgeregt und habe auch so Angst vor ihrer Reaktion", sagte ich zu Koni, um aus meinen Gedanken zu flüchten. "Ja, ich auch! Sie werden vermutlich sauer sein das wir so lange gewartet haben", antwortete er. Ich nickte. "Ja wahrscheinlich und ich kann es ihnen gar nicht verübeln." Mittlerweile hatte ich wirklich ein sehr schlechtes Gewissen.Sicht Koni:
Ich überlegte gerade, wie wir meinen Eltern am besten und schonendsten mitteilen konnten, dass Alex und ich ein Paar waren, als mir eine bekannte Stimme im Radio auffiel. ‘Na toll, das kann Alex gerade gar nicht gebrauchen”, dachte ich augenblicklich und sah kurz vorsichtig zu ihr. Vielleicht hatte sie ihn noch nicht gehört und ich konnte schnell den Sender wechseln, aber natürlich war er ihr aufgefallen. Ihr Blick wurde traurig und sie wechselte schnell den Sender. Ich ließ es unkommentiert, denn ich wusste, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt war, um mit ihr darüber zu reden. Als am nächsten Sender Wincent Weiss gespielt wurde, drehte Alex das Radio frustriert ab. Ich blieb weiter still.
Nico fehlte ihr, das war mir bewusst und mir war auch irgendwie klar, dass sie wegen mir nicht mehr mit ihm sprach. Ich hätte auch schon längst mit ihr darüber reden sollen, aber ich war bis jetzt ehrlicherweise sehr froh über den Abstand der beiden, denn die Wahrheit über ihre Vergangenheit hatte es für mich noch schwierig gemacht, diese Verbindung zu akzeptieren. Ich vertraute Alex zwar, aber die Angst, dass es doch wieder passieren würde, war trotzdem da.
Aber ihre aktuelle Reaktion im Auto hatte mir gerade nochmal bewusst gemacht, dass es so nicht weitergehen konnte und ich was unternehmen musste. Alex litt so sehr unter den aktuellen Umständen und das konnte ich unmöglich weiter ignorieren.
Ich wusste nur noch nicht genau, wie ich ihr helfen konnte, denn Alex einfach zu sagen, dass sie wieder mit ihm sprechen sollte, würde nichts bringen, ihr Sturkopf war dafür zu groß. Zusätzlich versuchte sie aktuell mit allen Mitteln, dass ich nicht mitkriege, wie sehr sie Nico eigentlich vermisst - doch ich war nicht blind. Jetzt war nur gerade der falsche Zeitpunkt um darüber zu sprechen.
Um von Nico abzulenken, sagte sie, wie nervös sie war und ich stimmte ihr zu - ich war auch mega nervös. Doch bevor ich mir noch weiter Gedanken zu einem der Themen machen konnte, waren wir auch schon da. Wir stiegen aus und gingen zur Haustür. "Bereit?", fragte ich sie und drückte nochmal ihre Hand. Sie nickte unsicher. Ich lächelte sie nochmal aufmunternd an, bevor ich ihre Hand losließ und läutete.
Meine Mum machte auf und sah uns überrascht an. "Koni, Alex, was für eine Überraschung!" Sie schien sichtlich irritiert. "Hey Mum" Ich umarmte sie zur begrüßung.. "Hallo Maria!" Alex klang schüchtern. "Dürfen wir reinkommen, wir müssen mit euch reden", sagte ich als nächstes. "Ja natürlich." Sie nickte und wir gingen ins Wohnzimmer, wo uns Dad mindestens genauso überrascht ansah. "Das ist aber eine sehr schöne Überraschung!" Er kam zu uns um uns zu begrüßen. Danach setzten wir uns auf die Couch und Mum brachte Kaffee. "Ihr wolltet mit uns reden?", fing Mum an. Alex und ich sahen uns kurz an, dann atmete ich nochmal kurz durch, bevor ich begann: "Ja ..... es geht um Alex und mich!" Ich wollte es schonend angehen, doch plötzlich platzte Alex raus: „Koni und ich sind zusammen!” Ich sah total verwirrt Alex an, bevor mein Blick zu meinen Eltern wanderte.
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No way
FanfictionAlex und Koni hassen sich seit dem ersten Tag und machen damit Ihrer Familie das Leben schwer. Keiner glaubt mehr daran, das sich die beiden irgendwann vertragen. Doch was, wenn eine Reise alles auf den Kopf stellt und man nicht weiß, wie man damit...