48. Kapitel

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Koni:    
                                                                                                                                                                                                                                                                          
Zwei Tage später mussten wir schon wieder nach München aufbrechen, da ich am nächsten Tag arbeiten musste. Um die Feiertage aber noch schön ausklingen zu lassen, entschieden wir uns, den Abend in unserem Lieblingsrestaurant zu verbringen.
Dort angekommen, fragten wir nach einem Tisch für zwei. Die Kellnerin bat uns kurz zu warten und verschwand aus unserem Blickfeld. Vermutlich sah sie nach, ob ein Platz frei war. Plötzlich sagte Alex hastig: „Gehen wir lieber woanders hin.“ Ich schaute sie verwirrt an. „Du wolltest doch hierher?“ „Aber jetzt will ich woanders hin“, sagte sie eindringlich und in dem Moment hörte ich jemanden ihren Namen sagen. Ein Mann mit Glatze kam auf uns zu und Alex atmet hörbar aus: „Hallo Arian, wir wollten gerade gehen“, sagte sie nur kurz, drehte sich um und ging bei der Tür raus. Ich blieb verdutzt zurück. Ich sah zum Ausgang, bevor ich mich fragend zu dem fremden Mann drehte, auch er sah mich kurz etwas irritiert an, bevor er einfach ging. Ich entschuldigte mich bei der Kellnerin, die gerade wieder aufgetaucht war und folgte Alex. Sie wartete ein paar Schritte entfernt auf mich. „Was war denn das?“ „Nichts, ich wollte nur nicht mit ihm reden“, sagte sie knapp. „Ich will eigentlich gar nicht mehr essen gehen, holen wir uns ne Pizza und gehen nach Hause?“, fragte sie kurz darauf. „Wer war das?“ Ich war sauer, ihr Verhalten verwirrte mich und außerdem fand ich es unmöglich. „Jemand von früher“, erwiderte sie nur knapp und mir war sofort klar, dass sie dazu nichts mehr sagen würde. Mich beschlich das Gefühl, dass es etwas mit Nico zu tun hatte, denn nur bei diesem Thema wurde sie so eigenartig. Ich nahm mir vor, später bei Lia nachzufragen.
Da ich nun auch keine Lust mehr auf ein Essen im Restaurant hatte, holten wir uns ne Pizza und fuhren heim. Unterwegs schrieb ich Lia noch ne kurze Nachricht, ob sie einen Arian kennen würde, da Alex sehr eigenartig auf ihn reagiert hatte und Lia bestätigte meinen Verdacht: Arian war Nicos bester Freund. Zuhause angekommen aß Alex stumm ihre Pizza und ging dann gleich ins Bett. Ich blieb im Wohnzimmer und fragte mich was ich tun konnte damit es ihr wieder besser ging. Es wurde von Woche zu Woche schlimmer.

Alex:

Als ich mich im Restaurant umblickte und plötzlich Arian sah, hatte ich nur mehr den Drang zu fliehen. Ich wollte ihn nicht sehen und schon gar nicht mit ihm reden, er erinnerte mich viel zu sehr an Nico. Nachdem ich einfach aus dem Restaurant gerannt war, war Koni doch ziemlich irritiert und auch sauer, doch ich konnte ihm nicht erklären, dass es Nicos Freund war. Ich schaffte es ja nicht mal, seinen Namen auszusprechen, ohne in Tränen auszubrechen. An dem Abend ging ich bald ins Bett, doch ich kam nicht zur Ruhe. Eigentlich hatte ich gehofft das es mit der Zeit besser werden würde, doch auch nach über fünf Monaten, vermisste ich meinen ehemaligen besten Freund sehr. Ich konnte ihn aber nicht anrufen, denn ich wollte unsere Beziehungen nicht gefährden, weder meine noch seine. Deshalb versuchte ich mir einzutrichtern, dass es so besser für uns war. Und vermutlich fürchtete ich mich auch vor seiner Reaktion, nach so langer Zeit.
Am Silvesterabend waren wir mit Freunden zusammen in einem Restaurant feiern. Da wir eine große Gruppe waren, hatten wir einen eigenen Bereich gemietet und genossen dort ein herrliches Abendessen. Die Stimmung war sehr ausgelassen. „Lia es ist so schön das wir beide verliebt und glücklich ins neue Jahr starten können“, belagerte ich meine beste Freundin überdreht. „Ja, das ist es! Ich bin so froh das Mark aus Berlin gekommen ist.“ „Ihr beide seid so ein süßes Paar.“ Ich umarmte sie freudestrahlend. Kurz darauf stießen unsere Männer zu uns und verkündeten, dass es nur noch drei Minuten bis Mitternacht waren. Deshalb bewegten wir uns langsam alle nach draußen, immerhin wollten wir die Feuerwerke nicht verpassen. Als es Mitternacht schlug und die Feuerwerke losgingen, lagen wir uns in den Armen und feierten den Beginn eines neuen, aufregenden Jahres. Es war so schön und ich war sehr glücklich. „Ich geh mal kurz noch was zu trinken holen!“, verkündete ich nur ein paar Augenblicke nach Mitternacht lächelnd. Als ich jedoch an die Bar kam, erstarrte ich.

Now the lie is the truth and I try not to move
I don't wanna chase the memory away
I've been using my time, only losing my mind
Guess the day you went away I went insane
I know I should go on and get on with my life without you
I wish I could go on my own, but I never know how to (how to)

Wie in Trance starrte ich auf den Bildschirm. Dort war er, auf der Bühne vorm Brandenburger Tor. Mit dem Song, der mich jedes Mal mit voller Wucht traf und mir auch heute wieder den Boden unter den Füßen wegriss. Zugleich merkte ich jedoch auch, wie stolz ich war, dass er dieses Jahr die Mitternachts-Performance machen durfte. Ein weiterer Meilenstein seiner Karriere! Ein kurzes Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Doch dann wurde er in Großaufnahme gezeigt und ich sah die Traurigkeit in seinen Augen. Ich hielt es nicht mehr aus, deshalb drehte ich mich abrupt um und verließ das Restaurant. Draußen wollte ich erst zu Koni gehen, doch dann machte ich kehrt und ging in die andere Richtung, ich brauchte einen Moment alleine um mich zu sammeln.
Ich ging ums nächste Eck und setzte mich dort auf die Bordsteinkante. Alle Erinnerungen an letztes Jahr Silvester, als ich ihm vom Rand der Bühne zugejubelt hatte und wir danach ausgelassen gefeiert hatten prasselten auf mich ein. Er war so glücklich und ich war so stolz auf ihn. Aber dieses Jahr war es anders, diese Traurigkeit in seinen Augen, als er das Lied sang, war das Gegenteil zum letzten Jahr. Ich bemerkte, wie mir einzelne Tränen übers Gesicht liefen, die von Sekunde zu Sekunde mehr wurden.
Nico so zu sehen tat weh.

Koni:

Alex war schon ewig an der Bar um Getränke zu holen, deshalb beschloss ich zu schauen ob alles in Ordnung war. Doch noch bevor ich an der Tür war, sah ich Alex rauskommen. Sie blickte sich kurz um und ging dann in die andere Richtung, sie sah verzweifelt und mitgenommen aus, deshalb lief ich ihr schnell hinterher. Als ich sie fand, saß sie am Randstein, hatte die Hände vor den Augen und ich hörte sie leise schluchzen. „Alex, was ist passiert?“, stürzte ich zu ihr. Sie nahm die Hände von den Augen und schüttelte den Kopf. „Nichts! Ich brauchte nur mal einen Moment“, sagte sie, wischte sich die Tränen weg und versuchte zu lächeln. „Alex, bitte sag mir was passiert ist“, ich flehte sie an. „Es ist wegen Nico”, hörte ich plötzlich eine Stimme hinter uns und blickte mich verwirrt um. Lia stand nur ein paar Schritte entfernt. Ich sah sie fragend an. „Nico hat heute um Mitternacht am Brandenburger Tor gespielt und die Übertragung lief drinnen an der Bar”, erklärte sie und kam näher. Sie hockte sich zu uns. „Du weißt, dass es in dem Song um dich geht?“, fragte sie an Alex gewandt, doch sie schüttelte nur den Kopf. „Nein geht es nicht!“ Lia schnaubte genervt. „Wie lange willst du das denn noch durchziehen und euch beide unglücklich machen?“ Lia wurde leicht aufbrausend, während ich daneben saß und mich das ganze irgendwie nur verwirrte. „So ist es am besten“, sagte Alex, klang dabei aber selbst nicht ganz überzeugt. „Bullshit! Ihr quält euch nur.“ „Ich will nicht streiten, lass es bitte gut sein! Können wir nach Hause gehen?“ Sie sah mich fast schon flehend an. Ich nickte. „Es tut mir Leid“, flüsterte sie in der S-Bahn und lehnte sich an meine Schultern. „Ist schon ok.“ Sie wirkte müde und ausgelaugt, der Streit mit Nico machte sie kaputt.

Wir müssen dringend was unternehmen. Du hast vollkommen recht, es macht sie unglücklich und kaputt. 
Schrieb ich Lia als Alex bereits neben mir schlief. Ich kam nicht zur Ruhe. Das es Alex so schlecht ging, machte mir zu schaffen.

Koni ich kann dir gar nicht sagen wie froh ich bin das von dir zu hören! Ich mach mir echt Sorgen um Alex,  und ich weiß das Nico auch sehr damit kämpft.

Kam prompt die Rückmeldung.

Ihre Reaktion heute war wirklich heftig! Reden alleine hilft bei Ihr aber nicht, wir müssen die zwei irgendwie zusammen bringen - hilfst du mir?

Ja klar Koni! Die zwei müssen unbedingt miteinander reden. Hast du eine Idee?

Ja, aber ich brauch dazu deine bzw. Marcs Hilfe.

Wir sind dabei! Also, was ist der Plan?

Ich ruf dich morgen an.

No wayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt