52. Kapitel

85 6 6
                                    

Alex:
Heute war schon unser letzter Tag in Berlin, morgen Mittag würden wir wieder zurück nach München fliegen. Ich war eigentlich froh, bald wieder weg zu sein, denn hier musste ich ständig an ihn denken und das hielt ich nicht aus.
Koni und ich haben uns in einem Bistro in der Nähe des Studios auf ein kurzes Mittagessen getroffen. Als wir uns gerade gesetzt hatten, läutete mein Handy:
Is this life for livin'?
Oh, ease my mind, ease my mind
Tell me I'm forgiven
Ease my mind, oh, ease my mind Oh, stay close
Don't go, I gotta know Or until tomorrow I'll be staring out the window
Thinkin', "Please, keep her safe, keep her safe"
Until tomorrow I'll be watchin' every shadow
Thinkin', "Please, keep her safe, keep her safe"
Ich war wie erstarrt, denn ich wusste, wer mich gerade anrief. Nur einer hatte diesen Klingelton.
Obwohl ich neugierig war, was er wollte, schaltete ich mein Handy auf Stumm. Ich wusste einfach nicht, ob ich standhaft bleiben konnte, wenn ich mit ihm telefonierte und es war ja nur zu seinem besten, oder? Koni sah mich fragend an. „Willst du denn nicht abheben?“ Ich schüttelte den Kopf. „Alex!“ „Es ist besser, wenn es so bleibt wie es ist. Er ist glücklich und ich will nicht, dass er und Leonie wieder streiten wegen mir“,  erklärte ich. Merkte dabei jedoch, wie schwer es mir fiel, darüber zu sprechen und es auch halbwegs überzeugend rüberzubringen. „Wenn du das denkst, dann kennst du Nico aber verdammt schlecht“, hörte ich plötzlich jemanden Vorwurfsvoll hinter mir sagen. Überrascht drehte ich mich um. „Leonie?“ „Hallo Alex, Hallo Koni.“ „Hallo Leonie“, sagte Koni. Ich brauchte ein paar Augenblicke, um überhaupt zu begreifen, dass sie tatsächlich vor mir stand und mich sogar anlächelte, müsste sie mich nicht eigentlich mit bösen Blicken strafen? „Wie meinst du das, dass ich ihn schlecht kenne?“, fragte ich irgendwann zögerlich. „Wenn du denkst das er mit der aktuellen Situation glücklich ist. Kennst du seinen neuen Song nicht?“, sie sah mich kopfschüttelnd an. „Killing me?“ Sie nickte. „Hast du nicht verstanden, dass es dabei um eure Situation geht? Denkst du wirklich das er glücklich damit ist, das seine beste Freundin kein Wort mehr mit ihm spricht?“ Der Tadel war deutlich hörbar. Ich sah sie nur verwirrt an. “Verdammt Alex, ich hätte nie gedacht das ich das mal zu dir sage und es wär einfacher für mich, wenn es nicht so wär, aber er braucht dich! Und ich denke das du ihn auch brauchst.“ Sie rang mit den Worten und deswegen beeindruckte es mich umso mehr, obwohl ich es trotzdem nicht ganz begriff. „Bitte red wenigstens nochmal mit ihm“, flehte sie fast, bevor sie sich umdrehte und wieder ging. Ich blieb sprachlos zurück. „Sie hat Recht! Du solltest mit Nico reden“, sagte nun auch Koni und ich sah ihn total überrumpelt an. Was war hier gerade los? „Ich … ich …“, stammelte ich nur. Mich überforderte das Ganze. „Ich muss raus.“ Ich stand auf. „Tut mir Leid“, stammelte ich noch und verschwand  aus dem Bistro.
Dass mich ausgerechnet Leonie darum bat, wieder mit Nico zu reden, verwirrt mich total. Ich ging ein paar Schritte, um wieder einen klaren Gedanken zu fassen, was nicht richtig klappen wollte. Eigentlich hatte ich das ganze auch noch gar nicht richtig verarbeitet, als ich mein Handy zur Hand nahm und ohne es wirklich bewusst zu machen, Nicos Nummer wählte.
Es läutete und ich musste mich zwingen, nicht aufzulegen.
„Alex?“, hörte ich plötzlich Nicos Stimme leise.
"Nico", flüsterte ich.  "Können wir reden?" Ich nickte. "Alex?", fragte er, da ich nichts gesagt hatte. „eh ja", sagte ich und musste über mich selbst schmunzeln. „Können wir uns treffen?“, fragte nun ich. „Ich bin gerade im Studio. Wir wollten aber eh eine Pause machen, kannst du vorbeikommen?“ „Ich bin in fünf Minuten da“, sagte ich und legte auf, bevor ich es mir anders überlegen konnte. Während ich die paar Meter zum Studio zurück legte, schrieb Koni, dass er Bescheid wusste.
Als ich jedoch vorm Studio ankam, wurde ich total nervös und schaffte es nicht hineinzugehen. Ich hatte solche Angst vor dem Gespräch.
Was, wenn ich bereits alles zerstört hatte? Was wenn er mir nur sagen will, das er mich nie wieder sehen möchte? Damit könnte ich unmöglich leben.
Bevor ich mich jedoch dazu entscheiden konnte wieder zu gehen, stand Nico schon vor mir. "Hallo Alex." “Hallo Nico." Begrüßten wir uns ziemlich steif. Wir entschieden ins Kaffee gegenüber zu gehen. Nachdem wir beide etwas bestellt hatten, sahen wir uns einfach stumm an. Anscheinend wussten wir beide nicht so recht wie wir starten sollten. "Ich frag mich....", fing Nico irgendwann leise an, unterbrach dann aber fragte einfach nur: "Warum?" Er klang verzweifelt. "Ich hatte Angst...." "Angst?" "Ich hatte Angst davor, welche Auswirkungen unsere Vergangenheit auf unsere Beziehungen hat. Ich wollte nicht dafür verantwortlich sein, das Leonie und du euch ständig streiten", sagte ich leise. "oder Koni damit nicht klar kommt?", fragte er nach und ich nickte. Er sah mich an und ich sah in seinen Augen, wie verletzt er war. Ich verstand es, ich hatte ihn wegen eines Streits einfach aus meinem Leben verbannt und meine Beziehung mit Koni über alles gestellt. "Es tut mir so Leid", sagte ich und mir stiegen dabei die Tränen in die Augen. "Ich...", setzte ich an, doch ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Das erste Mal wurde mir so richtig bewusst, wie sehr ich Nico vor den Kopf gestoßen hatte und auch, dass ich alle meine Prinzipien über einen Haufen geworfen hatte. Ich war mir immer sicher keine Beziehung über meine Freundschaft mit Nico zu stellen, doch ich hatte es getan. Diese Erkenntnis traf mich mit voller Wucht und immer mehr Tränen liefen über meine Wangen. “Nico, es tut mir so unendlich leid. Ich war so ein Arsch zu dir und hab mich dumm Verhalten. Ich wollte dich nie so verletzen…” Meine Stimme brach beim Sprechen.

No wayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt