16. Kapitel

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Als ich am nächsten Morgen meine Augen öffnete brummte mein Schädel gewaltig und es dauerte einen Moment bis sich meine Augen an das helle Licht im Zimmer gewöhnt hatten. Verwirrt blickte ich mich um und erkannte, dass ich im falschen Zimmer lag. Es war nicht Nicos Gästezimmer, sondern sein eigenes. Laute Stimmen rissen mich aus meinen Gedanken, ich stand langsam auf und ging Richtung Küche, um zu sehen warum hier so geschrien wurde.

Als ich bei der Küchentür ankam, sah ich Nico und Leonie, sie stritten. Ich wollte nicht stören und drehte mich um, um wieder zu gehen, als Leonie plötzlich etwas vorwurfsvoll sagte: "Morgen Alex!" "Morgen Leonie! Morgen Nico! Ich wollte nicht stören!", sagte ich entschuldigend. Keiner sagte etwas. "Ich will mich zwar nicht einmischen, aber Leonie: Nico sagt die Wahrheit, zwischen uns läuft nichts, ich bin betrunken ins falsche Zimmer, ich habe noch die Klamotten von gestern an!", sagte ich vorsichtig und sah Nico dabei entschuldigend an. "Und deshalb geh ich jetzt auch duschen und hole mir andere Klamotten aus meinem Koffer, im Gästezimmer!", ergänzte ich leise und verschwand im Bad.
Als ich im Bad stand, war ich mir nicht mehr sicher ob meine Ansprache wirklich klug war, aber jetzt war es zu spät. Kurz darauf hörte ich nochmal einen lauten Ausruf und dann die Eingangstür, die ins Schloss fiel. Ich duschte und zog mir frische Klamotten an, dann ging ich wieder zu Nico in die Küche. "Es tut mir so leid, ich wollte nicht...!" "Du hast nichts falsch gemacht, du bist nur ins falsche Bett gefallen. Ich hab im Gästezimmer gepennt, aber als Leonie kam, war ich schon im Bad - sie hat nicht gesehen, dass ich im anderen Zimmer geschlafen hab!" "Ja aber wenn ich nicht ins falsche Zimmer gegangen wäre ...!", fing ich wieder an. "Das kriegt sich schon wieder ein ... hoff ich halt!", sagte Nico ziemlich geknickt. Ich ging zu ihm und umarmte ihn. "Es tut mir wirklich leid! Soll ich mit ihr reden?", fragte ich vorsichtig. "Ich denke eher nicht, wenn ich ehrlich bin ist sie nicht gerade dein größter Fan!", sagte Nico und musste doch etwas schmunzeln. Ich sah ihn fragend an, bis jetzt war Leonie immer sehr nett gewesen. "Weiß sie ..", fing ich an. "Ich hab ihr gesagt, dass wir vor Ewigkeiten mal miteinander geschlafen haben - sie hat mich gefragt, ich wollte sie nicht komplett anlügen!" "ok ich versteh warum sie nicht mein größter Fan ist! Ich wäre es an ihrer Stelle auch nicht!"

"Ich würde trotzdem gern mal mit ihr reden!", sagte ich nachdem wir uns eine Weile angeschwiegen hatten. "Ich weiß nicht ...!", fing er an, doch da hörten wir die Eingangstür und plötzlich stand Leonie im Raum. "Können wir kurz reden?", fragte ich sie vorsichtig und zu meiner Überraschung nickte sie. Also gingen wir ins Wohnzimmer und Nico blieb in der Küche zurück.
"Ich weiß das wir uns nicht besonders gut kennen, aber ich versichere dir, dass zwischen Nico und mir nichts läuft. Wir sind nur befreundet und ich weiß, dass er dich über alles liebt und er alles für dich tun würde! Bitte glaub mir!", flehte ich sie an. "Es ist gerade alles etwas verrückt und manchmal auch schwierig geworden!", gab sie leise zu.. "Das glaub ich dir, aber deshalb braucht er dich gerade umso mehr!"

"Ja vielleicht ... aber auch wenn es mir schwerfällt, weiß ich, dass er dich auch braucht .. und ich weiß zwar nicht warum, aber ich glaub euch, dass nichts gelaufen ist!", sagte sie, nachdem sie mich ein paar Minuten gemustert hatte. Ich war sehr überrascht über ihre Worte und brauchte einen Moment, bis ich etwas wehmütig sagte: "Er braucht dich in diesen verrückten Zeiten noch viel mehr als mich - ich bin mit meinem Gefühlschaos eher eine zusätzliche Belastung!" Leonie sah mich fragend an. "Ich würde es nicht Belastung nennen!", mischte sich nun Nico ein. "Hey, gelauscht wird nicht!", sagte ich und sah ihn böse an. "Tut mir leid, ich bin da drüben auf Nadeln gesessen!", sagte er entschuldigend. "Leonie ich liebe dich, ohne dich würde ich das alles nicht durchstehen! Ich weiß, dass ich momentan viel arbeite und bin deshalb umso glücklicher, dass du mir den Rücken freihältst! Ich werde versuchen, wieder mehr Zeit für uns einzuplanen - ich kann es dir aber nicht versprechen!" Leonie lächelte ihn an und mir fiel ein Stein vom Herzen. "Ich lass euch mal allein, ich brauch sowieso dringend frische Luft!", sagte ich und verschwand ohne auf eine Reaktion zu warten aus der Wohnung.
Ich spazierte einfach durch die Gegend und dachte dabei nach. Es freute mich für Nico, dass Leonie für ihn da war und ihn unterstützte, auch wenn es manchmal schwierig war. Sie machte ihn glücklich und ich hoffte sehr, dass es lange halten würde.

Ich musste an Koni denken - könnte ich mit ihm glücklich werden?
Obwohl wir uns schon ewig kannten, wusste ich fast gar nichts über ihn. Ich hatte meistens nicht zugehört, wenn er was erzählt hat. Ich wusste nur, dass er in München angefangen hat Musikmanagement zu studieren und dann aber auf Audio Produktion umgestiegen war und ich wusste das er in Innsbruck wohnte, hatte aber keine Ahnung was er genau arbeitete.
Auch wenn ich es mir immer noch nicht ganz eingestehen wollte, aber Nico hatte recht, ich hatte mich in Koni verliebt. Nachdem ich ewig rumgelaufen war, ging ich wieder zurück zu Nicos Wohnung. Leonie und Nico saßen im Wohnzimmer und ich gesellte mich zu ihnen.
Wir verbrachten den restlichen Tag und auch den nächsten Vormittag zu dritt.
So hatten Leonie und ich endlich die Möglichkeit uns besser kennen zu lernen, denn obwohl Nico und Sie schon über zwei Jahre zusammen waren, hatten wir uns bis jetzt nur ein paar Mal kurz gesehen und kaum miteinander gesprochen. Meistens war ich bei Nico zu besuch, wenn Leonie arbeiten musste oder sie war bei Ihren Eltern. Nico und ich sahen uns aber auch immer nur alle paar Monate mal für wenige Tage.
Den letzten Abend gingen Nico und ich nochmal alleine essen und redeten dabei wieder über alles mögliche.
Obwohl mein Flug sehr bald ging, lies es sich Nico nicht nehmen mich am nächsten Tag zum Flughafen zu bringen. "Ich muss ja sowieso arbeiten!", meinte er nur schulterzuckend.
"Danke für die schönen Tage, der Tapetenwechsel hat mir wirklich gutgetan!" "Es war schön dass du da warst! Hoffentlich sehen wir uns das nächste Mal nicht erst in 4 Monaten!", sagte Nico. "Immerhin waren es keine 8 mehr!", sagte ich grinsend und Nico stimmte mir lachend zu. „Nico, wehe du verheimlichst mir nochmal was! Ich will alles wissen was bei dir passiert!", sagte ich ermahnend und Nico grinste schuldbewusst. "Versprochen, du aber auch! Sag Bescheid, wenn du endlich mit Koni gesprochen hast!", sagte er zwinkernd und wir umarmten uns nochmal, bevor ich zur Sicherheitskontrolle ging.

Zwei Stunden später landete ich in Salzburg und fuhr von dort mit dem Zug wieder zurück nach Hause. Meine Mum erwartete mich Zuhause schon.

No wayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt