42. Kapitel

91 7 6
                                    

Sicht Koni:

Für mich war die enge Freundschaft zwischen Nico und Alex von Anfang an schwierig gewesen und jetzt, wo ich von der Affäre wusste, hatte ich gar keine Ahnung mehr, wie ich damit umgehen sollte. Deshalb war ich ganz froh, dass Alex gleich nach Tirol fuhr und ich alleine in der Wohnung war, ich musste mich erstmal sortieren.
Alleine klappte das so gar nicht, ich wurde nur immer noch frustrierter und wütender. Es war schwer vorstellbar, dass seit Jahren nichts mehr gelaufen war - so nah, wie sie sich standen.

Vier Tage waren bereits seit unserer Heimreise vergangen, als plötzlich Ben vor meiner Türe auftauchte. "Was machst du hier?" Ich sah ihn fragend an.. "Darf ich reinkommen?", fragte er nur und ich nickte. "Koni, was ist mit Alex und dir los?", fragte er, kaum waren wir im Wohnzimmer angekommen.
"Wie kommst du darauf das was los ist?", erwiderte ich überrascht. "Du hast mich und Mum die letzten zwei Tage ziemlich angeschnauzt und Alex sperrt sich seit vier Tagen Zuhause ein. Also offensichtlich ist was zwischen euch vorgefallen”, erklärte er mir  “Was ist in Mallorca passiert?” er sah mich eindringlich an, ich schnaubte genervt. "Alex hat mich belogen. Sie und Nico… ", fing ich an und wurde wieder sauer. Ben war sichtlich verwirrt. „Sie hatten eine Affäre!“, presste ich hervor und Ben sah mich mit großen Augen an. "Was? Alex hat dich betrogen?", fragte er ungläubig.  "Nein, vielleicht, … ich weiß es nicht", frustriert ließ ich mich auf die Couch fallen. "Ich bin verwirrt, du musst weiter ausholen." Ich erzählte ihm vom Wahrheit oder Pflicht - Spiel und was dabei alles aufkam.
Ben blieb still und hörte nur zu. "Ich dachte, Nico hat ne Freundin und in New York hatte ich gar nicht das Gefühl, das da was läuft", dachte Ben irgendwann laut nach. "Hat er auch und angeblich läuft auch länger schon nichts mehr - aber....." ich zuckte mit den Schultern. "... du glaubst ihr nicht?”, beendete er meinen Satz und ergänzte dann: “Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie dich betrogen hat.” „Ich weiß es nicht, warum hätte sie mich sonst anlügen sollen? Und so wie sie miteinander umgehen…", ich zuckte mit den Schultern. "Was hat sie denn gesagt, als du sie nach Ihrer gemeinsamen Vergangenheit gefragt hast?" Ben schien noch skeptisch zu sein. Ich überlegte kurz. "Ich hab sie eigentlich nie direkt gefragt, sie hatte damals in New York zwar was angedeutet - aber ich hab nicht weiter nachgefragt", gab ich leise zu. "Dann hat sie dich doch gar nicht belogen?" "Aber sie hat es mir auch nicht erzählt", warf ich sofort trotzig ein. "Würdest du sowas denn deinem neuen Partner auf die Nase binden?”, er schüttelte ungläubig den Kopf. “Nico und Alex sind sehr gut befreundet, sie wollte wahrscheinlich einfach nicht, dass du dir jedes Mal Gedanken machst." Ich dachte über seine Worte nach. "Vertraust du Alex?" "Ja … eigentlich schon." "Ja dann. Alex und Ihre Vergangenheit wirst du nicht ändern können, du musst dir jetzt nur überlegen, wie du damit umgehen willst." Ich nickte nur, während ich weiter über seine Worte nachdachte.
Je mehr ich über Alex nachdachte, desto bewusster wurde mir, wie sehr sie mir fehlt.

"Eh Koni - wohnt ihr zusammen?", fragte Ben irgendwann ziemlich überrascht, als er sich im Wohnzimmer umgesehen hatte. "Ja, seit vier Wochen", beantwortete ich noch total abwesend. Ben sah mich schockiert an. "Was denn?" Ich sah ihn verwirrt an. "Ihr schafft es nicht, es eurer Familie zu sagen, aber ihr wohnt schon zusammen?", fragte er fassungslos. "Weißt du wie teuer München ist? Es wäre dumm für zwei Wohnungen zu bezahlen wenn Alex eh die meiste Zeit bei mir ist", verstand ich den Vorwurf nicht. "Das kann schon sein, aber wenn es jetzte schon so Ernst ist, solltet ihr endlich mal bei Moni, Mum und Dad mit der Sprache rausrücken.” Ich verdrehte genervt die Augen, auch wenn er vermutlich recht hatte. Unsere Beziehung war wirklich sehr schnell ernst geworden. Bei Alex war ich mir eben von Anfang an sicher, dass es funktionieren wird.
Während Ben in der Küche Kaffee kochte, dachte ich wieder über unser Gespräch nach.
"Tut mir Leid, dass ich dich angeschnauzt habe!", entschuldigte ich mich bei ihm. "Alles gut. Ich war erst sehr verwundert, als ich aber das von Alex gehört habe, hab ich eins und eins zusammengezählt“, erklärte er mir grinsend. Irgendwie brachte er mich auch zum grinsen, machte mir aber gleichzeitig irgendwie Sorgen um Alex.
Ben und ich quatschten noch über alles mögliche, bis er wieder los musste.
Ich dachte an dem Abend noch lange über das Gespräch nach.
Am nächsten Morgen wachte ich schon ziemlich bald auf und da ich nicht den ganzen Tag damit beschäftigt sein wollte über die letzten Tage nachzudenken, verzog ich mich gleich ins Arbeitszimmer. Das Gespräch gestern mit Ben hat mir geholfen und es hat mich getroffen, dass sich Alex in ihrem Zimmer eingesperrt hat. Ben hatte auch noch erzählt das Moni ganz verzweifelt Lisa zur Hilfe gerufen hat. Die Reaktion von Alex schockierte mich.
Ich sollte sie vermutlich anrufen, aber noch war mein Stolz zu groß - sie hatte Mist gebaut, dann sollte sie sich doch melden. Irgendwann fasst ich jedoch den Entschluss, dass ich sie spätestens morgen anrufen würde. Nachdem ich das entschieden hatte, konnte ich mich auch endlich auf die Arbeit konzentrieren und erst die Klingel riss mich wieder raus. Verwundert stand ich auf und ging langsam zur Tür. Es war Sonntag, wer sollte da klingeln?
Als ich öffnete und Alex vor mir stand, war ich total perplex. Ich hatte überhaupt nicht mit ihr gerechnet und konnte erstmal nichts sagen. Sie entschuldigte sich sofort und fragte ob wir reden konnten. Wortlos lies ich sie in die Wohnung. Wir redeten und sie versicherte mir nochmal, dass das mit Nico Vergangenheit war und das sie mich liebt. Irgendwann fragte sie mich ob ich uns noch eine Chance geben würde.
Ich sah sie an und rückte langsam näher, dann legte ich meine Hand auf Ihre Wange. "So schnell geb ich uns nicht auf, ich liebe dich Alex!", sagte ich und fing an zu lächeln. Sie sah mich kurz ungläubig an, doch dann lehnte sie sich vor und legte ihr Lippen auf meine. Es war ein gutes Gefühl Alex wieder hier zu haben.

"Ich muss noch ins Hotel meine Sachen holen, also nur, wenn ich heute hier schlafen kann!", stotterte sie plötzlich vor sich hin und jetzt sah ich sie ungläubig an. "Alex du wohnst hier, warum solltest du nicht hier schlafen?" "Naja ich wusste nicht ob du mir verzeihst oder ob es dir lieber wäre wenn ich erstmal ein paar Tage nicht hier wohne!" Jetzt war ich wirklich irritiert und auch geschockt. "Hast du wirklich gedacht das ich dich nicht mehr in die Wohnung lasse?" Sie nickte.  "Ich hatte total Angst das du mich nicht mehr sehen willst!", sagte sie. "Ich war zwar ziemlich sauer am Anfang, aber deshalb setzt ich dich doch nicht vor die Tür." Sie sah mich erleichtert an.
"Ich weiß aber ehrlich noch nicht wie ich mit deiner Vergangenheit und deiner Freundschaft zu Nico umgehen soll", gab ich noch leise zu. "Darüber brauchst du dir keine Gedanken machen, ich denke eine Pause tut uns ganz gut", sagte sie nur. Ich sah sie mit großen Augen an, hatten sie sich wirklich so gestritten?

No wayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt