44. Kapitel

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Es war bereits Anfang September und der Urlaub auf Mallorca damit schon fünf Wochen her.

Koni und ich saßen auf der Couch und der Fernseher lief, als es an der Tür läutete.
Da in dem Moment auch mein Handy anfing zu klingeln, hob ich dort ab, während Koni zur Tür ging. „Hey Lia.“ „Deine Eltern sind am Weg zu euch“, schrie Lia schon fast panisch. Im Hintergrund hörte ich nun Koni sagen: „Hallo Monika, Hallo Bernd?“ „Zu spät“, sagte ich deshalb zu Lia. „Entschuldigung, ich konnte dich vorher nicht erreichen.“ „Kein Problem, ich meld mich später”, damit legte ich auf.
In nächsten Moment standen auch schon meine Eltern vor mir.
„Hey Mum, Hey Dad!” Ich lächelte schüchtern und meine Nervosität wurde von Sekunde zu Sekund schlimmer. Koni und ich warfen uns leicht verzweifelte Blicke zu.
„Ich glaub du hast uns was zu erklären?“, sagte mein Dad streng und sah mich auffordernd an. Man merkte, dass meine Mum noch total verwirrt war und deshalb kein Wort rausbrachte. „Ja, ich weiß!“ „Wollen wir uns nicht erstmal setzen? Wollt Ihr einen Kaffee?“, versuchte Koni die Situation zu entspannen. Meine Eltern nickten kurz und wir setzten uns auf die Couch. „Also Alex? In der WG wurde uns mitgeteilt, dass du dort schon seit ein paar Wochen nicht mehr wohnst“, fing mein Dad an. „Was ist hier los Alex?“, platzte es plötzlich aus meiner Mutter raus. „Es tut mir Leid, ich hätte es euch schon lange sagen sollen! Ich wusste einfach nicht, wie ich anfangen soll“, sagte ich entschuldigend und sah kurz zu Koni, der mich aufmunternd anlächelte. Ich atmete nochmal tief durch, bevor ich anfing. „Ich wohne seit Juli nicht mehr in der WG …, sondern hier bei Koni.“ Meine Eltern sahen mich verwirrt an. „Koni und ich sind zusammen“, erklärte ich schnell. Plötzlich war es totenstill in der Wohnung und im Kopf meiner Eltern ratterte es sichtlich, während ihre Augen immer größer wurden.
Koni setzte sich nun neben mich und nahm meine Hand. „Atmen“, flüsterte er mir sanft lächelnd ins Ohr. Ich hatte nicht mal bemerkt, dass ich die Luft angehalten hatte. Eine gefühlte Ewigkeit saßen wir nur da und keiner sagte etwas.
Bis mein Dad als erster die Stille durchbrach:
„Ich weiß nicht, was ich sagen soll!“ Er schüttelte den Kopf und man sah ihm deutlich an, das er es nicht ganz begreifen konnte, was ich absolut verstand.
„Wie? Wann? Was haben wir verpasst?“, murmelte meine Mum nur vor sich hin.
„Angefangen hat das Ganze irgendwie im Urlaub, in Amerika“, sagte ich leise. “Dort hatten wir irgendwie das erste Mal die Möglichkeit, uns richtig kennen zu lernen, weil wir uns nicht nur angezickt haben“, flüsterte Koni und sah mich lächelnd an. „Ja, ich denke auch“, stimmte ich zu und erwiderte dabei sein lächeln.
„Das ist schon über 1 Jahr her“, warf Dad vorwurfsvoll in den Raum. „Ja, aber das war nur der Anfang, wir haben uns nicht sofort darauf eingelassen”, versuchte ich ihn zu beschwichtigen. “Wir haben es versucht zu verdrängen und nicht zuzulassen, aber irgendwie ging das nicht wirklich gut. Im Februar haben wir dann doch entschieden, es zu versuchen.” Meine Stimme wurde immer leiser und der Ausdruck auf dem Gesicht meines Dads nicht weniger entsetzt. “Ich weiß, auch das ist lang, aber wir wollten erst schauen ob es klappen  kann, bevor wir alle in Aufruhr versetzen“, ergänzte ich deshalb entschuldigend. "Wir waren feig und haben uns einfach nicht getraut, es euch zu sagen.”  “Wir hatten Angst vor eurer Reaktion", warf Koni ein. „Es tut mir Leid, aber ich begreife das nicht!“, sagte meine Mum nur verzweifelt. „Mum, Dad es tut mir Leid.“ „Es tut uns beide Leid“, unterstütze mich Koni.
Sie blieben eine weile Stil und wir warteten ab, bis sie sich soweit gefasst hatten, das wir uns in Ruhe unterhalten konnten. Meine Mum hatte Tausend Fragen, doch man merkte Ihr auch an, dass es für Sie immer noch nicht begreiflich war.
Ich konnte es Ihr nicht verdenken. Koni und ich hatten uns 12 Jahre lang gehasst und unserer Familie damit sehr schwere Zeiten beschert und jetzt waren wir plötzlich ein Paar.
Nachdem wir ihre Fragen soweit beantwortet hatten, entschieden meine Eltern, dass Sie erstmal eine Runde gehen müssen und darüber nachdenken. Wir verabredeten uns zum Abendessen.
Als die Tür zugefallen war, ließ ich mich erschöpft in die Couch sinken. Koni nahm mich in den Arm. „Ich bin froh, das Sie es jetzt wissen“, sagte ich erschöpft. „Ja ich auch. Jetzt müssen wir es nur noch meinen Eltern sagen!“ „Daran will ich noch gar nicht denken“ , sagte ich verzweifelt und vergrub mein Gesicht in Konis Brust. Wir blieben auf der Couch liegen, bis ich mich fürs Abendessen fertig machen musste. Koni blieb Zuhause.
Bei meinen Eltern im Restaurant angekommen, merkte ich sofort, dass sie es noch nicht verarbeitet hatten. „Ich versteh nicht, wie uns die Blicke nicht auffallen konnten?“ Meine Mum schüttelte ungläubig den Kopf. „Ja, man sieht das ihr sehr verliebt seid“, ergänzte mein Dad. „Wir haben versucht es nicht zu zeigen, aber es war Irre schwer und ich bin froh, dass Ihr jetzt Bescheid wisst! Ich versteh auch, dass es für euch nicht einfach ist und Ihr Zeit braucht. Wir waren anfangs auch überfordert und haben versucht es zu ignorieren, aber es hat uns überrannt. Ich liebe ihn.“ Meine Mum sah mich lächelnd an. „Ich hab mich schon länger gefragt wer dich so glücklich macht.” Irritiert sah ich sie an. „Ich hab natürlich gemerkt, dass du gerade sehr glücklich bist, aber nie hätte ich gedacht, das Koni der Grund dafür ist – wie auch! Ich dachte bis zu eurem Urlaub ja es sei Nico, bis du mir erzählt hast, das er eine Freundin hat“, erklärte sie. Ich war wirklich erstaunt. „Warum hast du nie gefragt?“ „Ich wusste, dass du uns irgendwann sagen würdest und auch, warum erst so spät! Jetzt versteh ich es“, sagte sie lachend. „Ach Mum!“ Ich umarmte sie. Der Abend war richtig schön, denn endlich konnte ich ihnen, ohne darüber nachzudenken, alles erzählen. Glücklich und erleichtert ging ich wieder nach Hause.
Am Heimweg rief ich auch endlich mal Lia an.
"Alex es tut mir so leid! Ich wusste nicht was ich tun soll. Sophie hat ihnen aufgemacht und sofort gesagt das du nicht mehr hier wohnst, dann wollten sie von mir natürlich wissen wo du jetzt wohnst und ich hab ihnen die Adresse - es tut mir echt Leid, ich wusste nicht was ich tun soll", entschuldigte sie sich sofort und klang richtig fertig. "Lia alles gut. Ich war zwar etwas überrascht, aber jetzt wissen sie es wenigstens!” “Ich hätte in deiner Situation wahrscheinlich genau so gehandelt", beruhigte ich sie. "Sind sie sehr sauer?", fragte Lia schon etwas entspannter. "Naja ich würde eher sagen überfordert und verwirrt, aber sicher auch etwas sauer. In erster Linie versuchen sie es aber noch zu begreifen.” “Meine Mum meinte sie hätte schon länger den Verdacht das ich einen Freund hab und sich schon gewundert warum ich nicht mit der Sprache rausrück! Sie hat nur nicht mit Koni gerechnet", erzählte ich ihr. "Hat sie gedacht es wäre ...!" "Ja!", unterbrach ich sie, bevor sie den Namen aussprechen konnte. Ich wollte ihn heute Abend nicht nochmal hören. "Eigentlich muss ich mich bei Sophie bedanken. Ich weiß nicht wann Koni und ich uns getraut hätten es meinen Eltern zu sagen! Es war zwar vielleicht ein bisschen radikal, aber es ist draußen!", sagte ich lachend. "Gut das sie es so entspannt aufgenommen haben! Jetzt fehlt nur noch dein Opa oder?", fragte sie. "Ja und daran will ich gar nicht denken. Ich glaub vor ihm hab ich am meisten Angst und ich weiß nicht mal warum!" "Ach Alex sie werden sich genau so freuen wie die anderen, immerhin sieht man bei euch gleich das ihr zusammen gehört!" "Danke Lia! Ich bin jetzt Zuhause, treffen wir uns die Tage auf einen Kaffee?" "Ja gern! Schlaf gut!" "Ja du auch! Tschüss!" "Tschüss!", sagte sie und wir legten auf.

No wayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt