39. Kapitel

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Sicht Nico:

Es war der letzte Abend eines sehr entspannten und schönen Urlaubs und wir saßen alle gemeinsam bei meinen Eltern auf der Terrasse. Meine Eltern hatten sich schon vor einer ganzen Weile verabschiedet, doch wir anderen wollten den lustigen Abend noch nicht beenden. Irgendwann kam der Vorschlag mit Wahrheit oder Pflicht und wir stimmten alle lachend zu. Auch die 18+ Fragen machten eigentlich keinem was aus, bis Alex ihre Meinung zum Thema Freundschaft plus erläutern musste und dabei zugab, dass sie damit Erfahrung hatte. ‘Das war doch gar nicht die Frage gewesen?’, dachte ich in dem Moment etwas genervt. Ich war erleichtert das Clarissa weitere Fragen zu dem Thema verhinderte, denn Alex schien in Erzähllaune zu sein, was ich gar nicht gebrauchen konnte.
Als Alex das nächste Mal dran war, musste sie von ihrem ersten Orgasmus erzählen und dabei fiel ihr Blick ganz kurz auf mich. Es war wirklich nur ein kurzer Moment und vermutlich war es keinem außer mir aufgefallen, aber ihr Blick war in dem Moment so eigenartig, dass es mich verwirrte. Sie hatte doch gesagt, dass es derselbe Typ war, mit dem sie ihren ersten Sex hatte, warum sah sie dann mich an? Bevor ich jedoch genauer darüber nachdenken konnte, lenkte mich meine eigene Karte ab. Ich verdrehte die Augen, bevor ich widerstrebend antwortete. Leonie wusste, dass ich einmal mit Alex geschlafen hatte, doch ich wollte das Thema hier nicht aufrollen, besonders nicht, da es endlich wieder gut lief zwischen uns beiden. 
Im Nachhinein betrachtet, hätte ich das Spiel nach dieser Frage beenden sollen, doch ich hatte nicht damit gerechnet, was Alex noch so zu erzählen hatte. Ich dachte, die größte Gefahr sei schon vorbei, doch da hatte ich mich geirrt.

Bei der nächsten Frage wurde Alex plötzlich ungewöhnlich zögerlich und wollte so gar nicht mit der Sprache rausrücken. Alles andere war ihr super leicht von den Lippen gegangen, warum war sie gerade hier so zögerlich? Wir kannten ihn doch sicher nicht? Ich fing an zu grübeln. Sie hatte gesagt, dass sie bei ihrem ersten Mal siebzehn war, also musste es ungefähr zu der Zeit gewesen sein, als wir uns kennengelernt hatten? War es damals einer vom Club? Also doch jemand, den ich kannte und deshalb wollte sie es nicht sagen? Nein, das wäre doch idiotisch.
Plötzlich erinnerte ich mich an Ihren Blick bei der vorherigen Frage. ‚Nein, das konnte nicht sein! Ich wüsste es doch wenn …!‘
Im selben Moment sagte Koni meinen Namen. Überrascht starrte ich erst Koni und dann Alex an: ‘Wieso wusste ich es nicht?’ Im Augenwinkel sah ich wie mich Leonie vorwurfsvoll ansah, doch ich war selbst noch zu überfordert um darauf zu reagieren. Auch als Leonie zornig aufstand und verschwand, blieb ich noch wie erstarrt sitzen. Es dauerte ziemlich lange bis ich realisierte was Alex hier in der Runde eigentliche alles erzählt hatte: ‘Nein, das war jetzt nicht wirklich passiert? Sie hatte nicht ernsthaft gerade allen unsere Vergangenheit auf die Nase gebunden?’ Ich war stinkwütend. 'Wie konnte sie nur?'

Rasend stand ich auf und suchte nach Leonie. Sie saß im Wohnzimmer und sah mich zornig an, als ich zur Tür reinkam.
“Ich wusste es nicht!“,sagte ich sofort entschuldigend. “Du hast mich angelogen!“, sie klang zornig und verletzt.
“Es tut …!”, fing ich an, doch sie unterbrach mich harsch: “Ich will nichts hören! Verschwinde!"
Mir war bewusst, dass es gerade keinen Sinn hatte zu bleiben, deshalb ging ich und machte mich auf die Suche nach Alex, um sie zur Rede zu stellen.
Als ich sie fand, fuhr ich sie direkt an, was das sollte, doch sie antwortete nur, dass Leonie ja Recht hatte und ich gelogen hätte. Das machte mich richtig rasend, immerhin hatte sie Koni gar nichts erzählt. Sie hatte es ja nicht mal Lia erzählt, also was wollte sie mir vorwerfen. Gerade als ich wieder ansetzen wollte, tauchte Leonie hinter uns auf. Sie hatte alles gehört und war noch wütender als zuvor.

“Sie hat den ganzen Abend dich gemeint?”
“Ich...!” “Du hast mich von Anfang an belogen oder sogar betrogen? …Hattet ihr noch was miteinander als wir uns kennengelernt haben?”, sie sah mich auffordernd an.
“Nein niemals! Wir haben es beendet, bevor ich dich das erste Mal getroffen habe!”
“Ja genau, einfach von heute auf morgen? Das soll ich dir glauben?”
“Ja, ich schwöre. Seit wir uns kennen, ist nichts mehr passiert! ... Es tut mir Leid, dass ich nicht ehrlich war, aber ich hatte Angst dich zu verlieren, wenn du die Wahrheit kennst! Das mit Alex und mir ist lange Vergangenheit …!“ Ich war verzweifelt. “Alex ist nicht Vergangenheit!“, zischte sie.

“Nein, aber Alex ist nur eine Freundin und alles was war ist Vergangenheit und hatte überhaupt keine Bedeutung! ... Leonie, ich liebe dich, ich will dich nicht verlieren! Bitte glaub mir!“

“Das ist nicht wahr, Alex ist viel mehr als nur irgendeine Freundin!" … “Ich brauch jetzt erstmal Abstand!“ Bevor ich noch was erwidern konnte, drehte sie sich um und ging. Ich blieb verzweifelt und wütend zurück.

‘Warum musste Alex unsere Vergangenheit genau jetzt allen auf die Nase binden?’

“Ah scheiße! Warum?“, fluchte ich und kickte einen Stein weg, der beinahe Clarissa traf. “Hey.. Ich bin keine Zielscheibe!”, sagte sie tadelnd.
“Tut mir Leid!” Ich sah sie entschuldigend an und ließ mich dann frustriert auf die Bank neben mir fallen. Clarissa setzte sich zu mir. “Tut mir Leid, wie das heute gelaufen ist“ "Alex hätte einfach die Klappe halten sollen!“, zischte ich wütend.
“Mark hat ihr …!“, versuchte Clarissa sie vermutlich zu verteidigen.
“Sie hätte einfach lügen können! Wenn Leonie mich jetzt verlässt … ich könnte ihr das nicht verzeihen!“ Clarissa sah mich verwundert an. “Das ist nicht dein Ernst oder?“ “Doch…!“
”Nico, bitte! Auch wenn die Art wie das alles rausgekommen ist echt bescheiden war, Alex ist deine beste Freundin. Du kannst sie nicht einfach gehen lassen. Außerdem bin ich sicher, dass der Moment sowieso irgendwann gekommen wäre! Irgendwann hätte Leonie oder jemand anderer herausgefunden, was gewesen ist. Mich hat es sowieso immer verwundert, dass es kaum jemand mitbekommen hat und dass Alex es vor Lia verbergen konnte, das war damals einfach so auffällig“, erklärte sie.
Verwundert blickte ich sie an. “Wie? … Wusstest du von…?“ Meine Wut war gerade wie weggeblasen und ich war nur irritiert.
“Natürlich wussten wir es. Um das nicht zu wissen, hätten wir blind sein müssen", erklärte sie mir lachend. "Wir?", fragte ich nun komplett verwirrt. Ich war überzeugt gewesen, dass wir uns unauffällig verhalten hatten. "Mama, Papa und ich. Dachtest du wirklich es ist uns nicht aufgefallen?” Tadelnd sah sie mich an. Ich nickte vorsichtig.
“Alter Nico, als du Alex kennen gelernt hast wart ihr nur mehr zusammen unterwegs, unter anderem ein paar Mal hier und auch nach dem Praktikum war sie noch zweimal zu Besuch. Außerdem war sie ständig bei dir in Köln zu Besuch. Gefühlt immer wenn wir telefoniert haben, hast du erwähnt, dass sie bald wieder kommt oder gerade da war.”
“Das stimmt gar nicht! Alex wollte zwar, aber meistens haben ihre Eltern nicht mitgespielt! Wir haben uns manchmal Wochenlang nicht gesehen!”, warf ich empört ein.
Sie winkte nur ab und setzte ihre Erklärung fort: “Ihr habt euch zwar nie wie ein Paar verhalten oder so, aber es gab schon Momente und Blicke die gezeigt haben das ihr euch näher steht als nur Freunde und ihr seid dann auch immer so komisch lachend im Zimmer verschwunden.” Sie grinste als sie zwinkernd ergänzte: “Und ganz schalldicht ist deine Kinderzimmertür auch nicht!”
“Was? Du hast uns gehört?”, ich sah sie entsetzt an. “Jein, ich hab nur das ein oder andere Mal verdächtige Geräusche gehört!”, sie grinste breit und ich wär am liebsten im Erdboden versunken. “Oh mann…!” “Wir hatten damals sogar Wetten abgeschlossen, wann ihr endlich drauf kommt, dass da mehr ist oder wann ihr es vor uns zugebt. Wir waren ehrlich überrascht, als du uns Leonie vorgestellt hast", erklärte sie unberührt weiter.
Ich konnte sie nur entsetzt ansehen. “Dann waren wir wohl doch nicht so unauffällig!” Sie schüttelte den Kopf.
"Aber Alex und ich, da war nie mehr ....."
"Doch, ich bin mir ziemlich sicher das ihr mal verliebt wart. Aber das bei Leonie und dir oder auch bei Alex und Koni ist was anderes, so verliebt wart ihr nicht. Und mittlerweile behandelst du sie auch anders und sie dich auch, obwohl ihr euch nach wie vor unglaublich nahe steht!", erklärte Clarissa.
Ich schüttelte nur ungläubig den Kopf. "Ich begreif nicht, dass ihr das mitbekommen habt, aber nie was gesagt habt", sagte ich total perplex.
"Naja, wir wussten, dass du es uns erzählen wirst, wenn du das möchtest." " Ich finde es dafür immer noch total krass das ihr es geschafft habt von heute auf morgen damit aufzuhören!" Sie klang total verwundert.
"Naja, ich hab ihr damals gesagt, dass ich jemanden kennengelernt habe und ich das nicht mehr will, sie war sofort damit einverstanden und hat kurze Zeit später auch jemanden kennengelernt. Seitdem war es nie wieder Thema. Es waren damals auch keine Gefühle im Spiel, es ging nur um den Spaß", stellte ich schulterzuckend fest.
“Denn hattet ihr definitiv!”, witzelte sie und auch ich konnte mir ein kurzes Grinsen nicht verkneifen. Doch dann schlug meine Stimmung schlagartig wieder um.
"Ich bin trotzdem mega sauer auf Alex, sie hätte einfach Lügen sollen! Wir hatten geschworen, dass es unser Geheimnis bleiben soll, genau damit sowas nicht passiert." “Leonie wird dich deshalb nicht verlassen. Auch wenn alles gerade nicht so einfach war, ihr schafft das. Sie braucht nur Zeit, um es sacken zu lassen!” “Bist du sicher?”, fragte ich unsicher. Sie nickte, bevor sie aufstand. “Danke!” “Immer!”, sie lächelte nochmal aufmunternd, bevor sie ging. Ich blieb noch eine Zeitlang sitzen und ließ das ganze nochmal Revue passieren.
‘Wie konnte der Abend und der Urlaub so eine Wendung nehmen?’

No wayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt