50. Kapitel

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- Sicht Koni -

Nach über eineinhalb Stunden im Studio konnten wir für heute Schluss machen. Alex hatte sich schon vor über einer halben Stunde verabschiedet und war bis jetzt noch nicht wieder aufgetaucht, ich entschloss mich jedoch erstmal raus zu gehen und sie dann erst anzurufen. Als ich aus der Tür trat, sah ich sie gerade zum Studio kommen. Sie sah mitgenommen aus. “Alles ok?” Sie nickte, doch sie sah alles andere als ok aus. “Ich bin für heute fertig, wollen wir was essen gehen?” Sie nickte wieder nur. Ich sah sie aufmerksam an, doch sie wich meinen Blick aus. Was war nur passiert?
Da ich jedoch nicht auf offener Straße mit ihr darüber diskutieren wollte, wartete ich, bis wir im Restaurant angekommen waren und unsere Getränke vor uns standen.
"Was ist passiert als du vorher spazieren warst?", fragte ich nochmal. "Ich hab Nico nochmal getroffen", sagte sie leise. "Und? Habt ihr euch ausgesprochen?" "Wir haben uns entschuldigt", sagte sie und ich merkte, wie sehr sie das alles mitnahm. Sie hatte versucht zu verdrängen, wie sehr sie ihn vermisste, aber jetzt wo sie sich gegenüber gestanden hatten, konnte sie es nicht mehr verdrängen.
Ich beobachtete sie kurz. Es sah nicht so aus als hätten sie sich richtig ausgesprochen. “Habt ihr wieder gestritten?” Sie schüttelte den Kopf, was mich irritierte. Warum saß sie hier wie ein Häufchen Elend, wenn sie sich doch entschuldigt hatten?
"Red nochmal mit ihm", sagte ich kurz darauf und Alex sah mich fragend an. "Red mit Nico und zwar ordentlich und dann vertragt euch verdammt nochmal wieder", sagte ich schon fast im Befehlston. Was auch immer vorher passiert war, sie hatten sich noch nicht versöhnt und das war das Ziel dieser Reise. "Nein Koni! Ich will nicht, dass meine Vergangenheit mit Nico unserer Zukunft im Weg steht. Es ist am Besten, wenn wir keinen Kontakt haben", gab sie das erste Mal ehrlich zu und versuchte dabei, überzeugend zu klingen.
"Alex bitte, natürlich wäre es mir irgendwie lieber, wenn du keinen Kontakt zu Nico hättest, aber ich will nicht, dass du das meinetwegen machst und dass das irgendwann zwischen uns steht." "Versteh das nicht falsch, ich liebe dich und möchte ewig mit dir zusammen sein, aber ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass man am Ende einer Beziehung ohne Freunde sehr einsam ist", sagte ich eindringlich und sie sah mich fragend an. "Ich habe meine erste Beziehung über alle Freundschaften gestellt, wir hatten auch viele gemeinsame Freunde und am Ende unserer Beziehung bin ich fast alleine dagestanden. Ich hatte meine Freunde vernachlässigt und sie damit verloren", erzählte ich. "Das tut mit Leid", sagte sie betroffen. "Ich weiß wie wichtig dir Nico ist und das du ihn brauchst. Ich will nicht zwischen euch stehen. Ich vertrau dir!" Sie sah mich etwas ungläubig an. „Danke, das bedeutet mir viel", sagte sie ein paar Minuten später lächelnd, sie beugte sich zu mir vor, um mich zu küssen.
In dem Moment kam auch schon unser Essen. "Wie konntest du mir nicht erzählen, dass du für Lea arbeitest?", kam Alex plötzlich vorwurfsvoll. "Tut mir Leid, ich wusste ja nicht, dass du sie kennst”, sagte ich etwas überrumpelt von dem abrupten Themenwechsel. "Auch wenn ich sie nicht kennen würde - Lea ist in Deutschland ein Megastar und du erzählst mir nicht das du für sie produzierst?", warf sie mir vor. Ich zuckte nur mit den Schultern. "Wie kam es dazu?" „Leas Produzent war bei uns in München im Studio und wir haben geredet, er hat mich bei der Arbeit beobachtet und mich dann nach Berlin eingeladen”, erzählte ich kurz. Alex sah mich überrascht an. "Ok, das ist echt cool", sagte sie fasziniert und ich musste lachen, ihr Blick war in dem Moment zu komisch. “Ich bin stolz auf dich!” sie lächelte. “Danke.”
"Wusstest du, dass Nico im Studio ist?", fragte mich Alex während des Essens. Ich sah sie an und überlegte, was ich sagen sollte, ich entschied mich für die Wahrheit: "Ja wusste ich, Lia hat es für mich rausgefunden. Ich hatte gehofft, dass ich es schaffe, dass ihr euch trefft und du endlich mit ihm sprichst!" Alex sah mich schockiert an. "Du...... du hast …” "Warum?", stotterte sie vor sich hin. "Hab ich doch gesagt, ich will nicht, dass du wegen mir Nico aus deinem Leben verbannst!" Sie sah mich immer noch verwirrt an. "Alex, ich weiß wie sehr du ihn in den letzten Monaten vermisst hast und das dein Sturkopf zu groß ist, um den ersten Schritt zu machen - ich habe endlich eine Gelegenheit gesehen und sie genutzt." Sie sah mich immer noch baff an. „wow, du meinst es ernst, dass ich mit ihm reden soll.“ „Ja, mein ich!“ Wir saßen noch eine Zeitlang im Restaurant und redeten über andere Themen, bevor wir entschieden, noch etwas durch Berlin zu spazieren. Während wir schweigend durch die Gegend liefen, bekam ich ein schlechtes Gewissen, denn es gab etwas, das ich Alex noch nicht gesagt hatte und ich wollte es ihr auch nicht sagen, bis es ganz fix war. Trotzdem hatte ich ein schlechtes Gewissen.

Sicht Alex:
Koni und ich gingen schweigend nebeneinander her. Es war für mich unbegreiflich, was er mir gerade erklärt hatte und was er getan hatte. Ich war überzeugt gewesen, dass er nicht wollte, dass ich noch etwas mit Nico zu tun hatte, doch nun versuchte er uns plötzlich wieder einander näher zu bringen. Ich war überfordert und ich befürchtete, dass es sowieso nichts bringen würde.
Nico hatte sich in den letzten Monaten zwar zweimal gemeldet, doch da habe ich ihn weggedrückt und seine Nachricht ignoriert. Verständlicherweise war er wütend auf mich, deshalb wusste ich nicht, ob wir überhaupt noch Freunde sein konnten. Dieser Gedanke schmerzte sehr.
Koni und ich redeten an dem Tag nicht mehr über Nico, sondern genossen einen ruhigen Abend im Kino. Am nächsten Tag musste er auch schon wieder bald auf und ins Studio, ich traf mich in der Zwischenzeit mit meiner alten Schulkollegin und dachte viel nach. Für Koni schien es ok zu sein, wenn ich mit Nico Kontakt hatte, aber ich bezweifelte trotzdem, dass es eine gute Idee war. Immerhin hat Nico gesagt, er sei glücklich und ich wollte auf keinen Fall dafür verantwortlich sein, dass der Haussegen bei Leonie und Nico wieder schief hing, wegen mir. Auch wenn wir uns mittlerweile ein paar Mal gut unterhalten und gut verstanden hatten, würde sie mich, mit unserer Vergangenheit, nicht mehr als seine beste Freundin akzeptieren können. Es war verständlich, denn ich wusste nicht, wie ich reagieren würde. Für Nicos Glück mit Leonie war ich bereit, den Schmerz weiter zu ertragen und außerdem hoffte ich, dass es irgendwann leichter werden würde. Immerhin haben wir uns endlich entschuldigt und ich war nicht mehr sauer.

No wayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt