Kapitel 17

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Nicht noch einmal gebrauchen? Soll das heißen, dass er schonmal so etwas durchgemacht hat?

„Und was ist mit ihrer Frau?" fragt Zoe vorsichtig, da sie nicht weiß wie ihr Chef reagieren wird. Robert erstarrt für einen Moment und es scheint so als wäre er tief in seine Gedanken versunken, als er sich dann doch wieder fängt und seine Augen wieder seine Sekretärin fokussieren.

Er räuspert sich und diese Situation ist ihm sichtlich unangenehm.

„Sie ist gestorben" antwortet er knapp mit einer Spur von Traurigkeit, die sich augenblicklich auf die Schwarzhaarige überträgt. Ein mulmiges Gefühl macht sich in ihrer Magengegend breit und sie verspürt so etwas wie Mitleid für den Mann vor sich.

„Oh" ist das einzige was sie hervor bringt „das tut mir unglaublich leid"

Robert hat seine eine Hand über seine Augen gelegt und stützt sich mit dem Ellenbogen am Tisch ab, mit der andern Hand macht er eine abwinkende Bewegung in Richtung Zoe.

„Nein das muss es nicht" gibt er schwer ausatmend zurück „i-Ich ...ach egal. Wie sieht es bei ihnen aus? Ich würde gerne etwas über ihre Vergangenheit erfahren und wie sie überhaupt nach LA gekommen sind"

Offensichtlich wollte er noch irgendetwas sagen und es ärgert Zoe, dass er sich selbst gestoppt hat. Sie setzt ein unsicheres Lächeln auf und hat ihre Augen auf die Hände vor sich am Tisch fokussiert.

„Nun Ja" seufzt sie „ich rede nur ungern darüber."

Vorsichtig hebt sie ihren Kopf um ihrem Chef in die Augen zu blicken, der sie die ganze Zeit schon angestarrt hat. Zoe glaubt etwas wie Mitgefühl in seinen Augen zu sehen, doch das muss sie sich nur einbilden, oder?

„Sie müssen sich mir nicht anvertrauen, aber ich bin ein guter Zuhörer und habe immer ein offenes Ohr für sie" entgegnet der Braunhaarige ihr und Zoe sitzt leicht irritiert vor ihrem Chef, der das zu bemerken scheint, weswegen sich ein amüsiertes Grinsen auf seine Lippen schleicht.

„Miss Campbell" fängt er an „sie halten mich wohl für einen der schrecklichsten Menschen, aber glauben sie mir wenn ich sage, dass auch ich so etwas wie Mitgefühl zeigen kann. Zwar nicht immer und auch nicht häufig, weswegen sie sich eigentlich geehrt fühlen sollten."

Immer noch baff starrt ihn seine Sekretärin an, was Roberts Kehle ein raues Lachen entlockt. Gerade als Zoe ihren Mund öffnen will um zu antworten, werden sie von einem Kellner gestört, der ihnen das Curry und den Wein bringt. Man kann deutlich erkennen, dass Robert seinen Triumph feiert, da der Kellner der eben mit Zoe geflirtet hat nicht wieder aufgetaucht ist, sondern ein anderer ihren Tisch übernommen hat.

„Es ist nicht immer alles so wie es scheint Zoe" flüstert Robert seiner Sekretärin zu als der Kellner sich langsam vom Tisch entfernt

„Oh wenn Sie wüssten" antwortet Zoe gespielt lächelnd und schenkt ihre ganze Aufmerksamkeit nun dem köstlichen Gericht vor sich. Robert hingegen hat diese Antwort nicht erwartet und mit großen Fragezeichen über seinem Kopf beobachtet er seine Gegenüber, doch wendet sich nach wenigen Minuten auch seinem Essen zu.

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Nachdem beide aufgegessen und auch schon ein, zwei Gläser Wein geleert haben, sitzen sie sich zufrieden gegenüber und genießen die Anwesenheit des anderen.

„Nun Miss Campbell" richtet Robert sein Wort wieder an Zoe, die durch das ganze hin und her zwischen duzen und siezen leicht verwirrt ist.

„Wollten sie mir nicht eben auch noch etwas aus ihrer Vergangenheit erzählen" er lehnt sich leicht nach vorne und schaut Zoe mit hochgezogen Augenbrauen an.

„Das wäre nur fair" gibt Zoe sich geschlagen „Ich hatte einen gewalttätigen Freund, der mich missbraucht und ausgenutzt hat, zufrieden?"

Sie hat das mit so einer Kälte und Emotionslosigkeit gesagt, sodass selbst Robert ein kalter Schauer den Rücken runtergelaufen ist. Angestrengt blickt er seine Sekretärin an und begreift jetzt, dass jede starke Frau auch eine verletzliche Seite hat, die nur nicht immer direkt erkennbar ist. Mit aufeinander gepressten Lippen versucht er die richtigen Worte zu finden, was er jedoch schlussendlich aufgibt.

„Wissen sie, ich habe schon seit Anfang an das Gefühl, dass ich sie irgendwoher kenne" weicht er der Antwort aus und begutachtet die Frau, die ihm so nah aber auch gleichzeitig so fern scheint.

Zoe's Augen weiten sich und argwöhnisch blickt sie in die Augen ihres Chefs.

„Ich wüsste nicht woher" gibt sie kühl zurück

„Es liegt mir auf der Zunge und es ärgert mich unglaublich, dass ich mich nicht daran erinnern kann. Waren sie vielleicht schonmal vor ihrem Umzug in LA?" fragt er neugierig

„Ja nur einmal ungefähr vor einem halben Jahr" antwortet sie, woraufhin sich Roberts Gesichtszüge erhärten und er wieder in Gedanken versunken ist.

„Vor ungefähr einem halben Jahr ist meine Frau verstorben" sagt er abwesend und starrt geradewegs an Zoe vorbei „aber ich wüsste nicht wo-"

Abrupt stoppt er und starrt die Frau vor sich mit einem geschockten Blick an. Es sieht fast so aus als hätte er einen Geist gesehen und Zoe ist zugegebenermaßen etwas eingeschüchtert.

„Waren sie am 11 November im städtischen Krankenhaus?" fragt er zielsicher, was Zoe mit einem zögerlichen Nicken bestätigt.

Geistesabwesend lässt sich Robert zurück in seinen Stuhl sinken und Szenarien letzen Jahres spielen sich in seinen Gedanken immer wieder und wieder ab.

Die Frau vor dem Krankenhaus auf der Parkbank, die bitterlich geweint hat und sich mit einem Mann gestritten hat. Die Frau in der Bar, die ihrem Freund eine eiskalte Abfuhr erteilt hat und die auch ihm vor der Bar eine miese Abreibung verpasst hat. Die Frau, an die er die letzen sechs Monate gedacht hat sitzt in diesem Augenblick direkt vor ihm. Wie konnte er nur so blind sein? Sein Bauchgefühl hat ihm doch schon Hinweise gegeben, doch er war zu ungeschickt um diese zu deuten.

„Robert" reißt ihn Zoe's sanfte Stimme wieder zurück in die Realität.

Orientierungslos blickt er ein paar mal umher, bis seine Augen von denen seiner Sekretärin aufgehalten werden. Ein warmes Gefühl breitet sich in ihm aus und er räuspert sich verlegen.

„Ja?" antwortet er mit fester Stimme um sich nichts anmerken zu lassen

„Ist alles in Ordnung" fragt die Schwarzhaarige mit verengten Augen und mustert ihren Chef ausgiebig. Irgendetwas ist anders.

„Natürlich" gibt Robert undefinierbar lächelnd zurück und richtet nervös sein Jackett. Ohne Zoe eine weitere Chance zu geben irgendetwas zu fragen hebt er seine eine Hand und ruft nach einer Bedienung.

Unverzüglich taucht ein Kellner bei ihnen auf, den Robert freundlich nach der Rechnung bittet. Die Braunäugige hat das ganze Szenario was sich ihr offenbart verwirrt betrachtet und fragt sich seit wann Robert eine so charmante Seite an sich hat.

Nachdem Robert bezahlt hat, worauf er vehement bestandenen hat, verlassen die beiden schweigend das Restaurant und werden von dem schwarzen SUV wieder zurück zum Hotel gebracht. Zoe's Chef ist nicht ganz bei der Sache, sondern immer wieder driften seine Gedanken ab und er wirkt in sich gekehrt.

Wortlos betreten sie den leeren Aufzug und Zoe wirft Mister Downey immer wieder nervöse Blicke zu. Sie weiß nicht, was eben passiert ist und was der Grund für sein merkwürdiges Verhalten ist, aber was sie weiß ist, dass sie Robert Downey Jr doch nicht so gut kannte wie sie dachte. Sie hätte ihm nicht direkt abstempeln sollen.

Die Aufzugtüren öffnen sich nahe zu geräuschlos und die Schwarzhaarige tritt heraus, doch bleibt vor ihrer Suite stehen, da Robert nur langsam aus dem Fahrstuhl herauskommt.

„Sir?" fragt sie zaghaft was Robert aus den Gedanken reißt

„Ja?" antwortet er mit einem undefinierbaren Blick

„Möchten sie noch reinkommen?" entgegnet sie ihm selbstsicher und deutet mit einer Hand auf ihre Türe. Robert ist sichtlich geschockt über dieses Angebot, doch nimmt es natürlich dankend an.

Gemeinsam betreten sie die Suite und die Zimmertür isoliert sie vom Rest der Welt.

Uhhhhh

the night we met | 𝐫𝐝𝐣 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt