(2)

546 24 27
                                    

Die fremden Arme sind um seine Taille geschlungen. Leicht besitzergreifend drückend, nach hinten gerichtet, jedoch nicht in einer starken Spanne, welche jegliche Bewegung verhindert. Aber er will seinen Körper gar nicht bewegen, also wäre eine Verhinderung keineswegs der Auslöser für innere Panik. Oder er kann sich wohl eher wahrheitsgemäß angepasst, nicht bewegen.

Komplett erstarrt, ist das einzige, was in ihn arbeitet, sein Gehirn. Dieses ist mit Fragen überfüllt und vom Denken ergriffen, fragt er sich, ob er überhaupt eine Nachfrage starten will. Antworten sind interessant, dies sind sie meistens und bestimmt würde einiges erklärt werden. Aber in dieser Lage einer Situation gefangen, will man da überhaupt Antworten?

Vielleicht machen sie es nur schlimmer.

Aber wann hat ihn ein Verlauf, der ins Schlechte, zur Strafe, schlendert, jemals gestoppt?
Das Risiko ist sein Ansporn und die Neugier, welche dem Adrenalin pulsierend ein Auftreten erlaubt, schon länger alles, was Jimin und er in ihrem Leben als Wert anerkennen.
„Woher kennst du meinen Namen?"

Die Nase des Fremden, von dem er noch nicht einmal etwas, außer Arme, erblicken durfte, stoppt. Bis eben hat sie zart über seinen Hals gestrichen, mit ihrer sanften Bewegung eine leicht kitzelnde Gänsehaut hervorgerufen, jedoch entfernt sie sich nun. Der plötzlich schwindende Kontakt macht ihm Angst. Ist diese Gestalt hinter ihm jemand, der sein Leben in der Hand hält und dieses schnell beenden könnte? Der Kopf des Typen scheint nach vorne gerichtet und sein Blick wie Taehyungs in die Dunkelheit gerichtet, welche gleichzeitig so hell erscheint.

„Es gibt viele Arten, wie man von jemandem den Namen herausfinden kann. Eine von diesen habe ich mir angeeignet und in deinem Fall, wie du es wohl bemerkt hast, auch ausführend angewendet." Die Stimme ist so nah an seinem Ohr. Sobald die Worte den sprechenden Mund verlassen, scheinen sie sofort eintretend von diesem aufgefangen.

„Kannst du es mir erläutern? Wenn ich gestalkt wurde, wären mir Details lieb. Vielleicht weißt du mittlerweile, es kommt auf den Zeitraum an, mehr über mich als ich selbst." Die um ihn geschlungenen Arme spannen sich an, der Körper drückt von hinten immer mehr gegen den Jungen.
„Irgendwie hätte ich Angst erwartet. Aber du bist ja komplett gelassen."

„Nein. Ich mach mich gleich nass. Aber überspielend, versuch ich mich zu beherrschen und will Antworten. Also umgeh meine Frage nicht, sondern hau raus."
Ein Schnauben, Massen von austretender Luft treten in sein Ohr, aber keine Worte ertönen. Es bleibt ruhig. Aber nicht ohne Handlung. Der Typ löst plötzlich seinen linken Arm und fährt mit diesem leicht über die Seiten des Jungen. Bei ihm bildet sich sofort eine starke Spanne auf der Haut. Warum ist er auch so vorlaut? Er hat keinen blassen, wer hier vor ihm, oder eher hinter ihm, steht. Die Hand des Typen streicht unter sein Shirt. Die plötzliche Kälte, welche von dieser ausgeht, lässt ihn zusammenzucken und die Gänsehaut wird nochmal um einiges intensiver. Nun ertönt ein leicht hauchendes Lachen der amüsanten Art.

„Ich merk schon. Wenigstens lügst du mich nicht an. Nett nett." Noch einmal streicht die leicht raue Fläche, über die bis eben bedeckte Haut, eh sie wieder aus dem Stoff herausfährt und komplett umarmend zur anderen wandert.

Sein Kopf dreht sich wieder zur Seite und haucht die nächsten Worte kräftig, jedoch auch zart und leicht, in sein Ohr.
„Ich stalke dich seit zwei Jahren ununterbrochen und bin froh, dich endlich bei mir zu haben!" Taehyung weiß nicht, woher sein Körper diese Kraft nimmt, aber diese Vorstellung mit Angst kombiniert, lässt ihn in den Armen des Fremden eine Drehung vollziehen. 180°. Seinen Kopf hat er etwas zurückgezogen. Berührungen, welche in Bezügen von Gesicht zu Gesicht stehen, verweilen in keinem Interessengebiet.
„Was?!", von einem gigantischen Schock gesteuert, sind seine Augen aufgerissen und sein Herzschlag sprintet fast schon alles endend aus seiner Brust. 2 Jahre?!

Bevor er den Typen das erste Mal richtig mustern kann und somit erfasst, was nun vor ihm steht, zuckt er erneut zusammen. Ein Lachen dieses klingt kehlig aus dem Herzen heraus aufgetreten, tatsächlich als komplett lustig. „Dieser Ausdruck. Oh man.", so schnell wie der schallende Laut, dem Raum die Stille nahm, kehrte diese wieder zurück. Sein Blick fällt endlich in das Gesicht von dem Typen. Sein Ausdruck ist komplett kalt, keine einzige Emotion ist erkennbar. Es ist glatt zu hinterfragen, ob er eben tatsächlich die Person war, welche gelacht hat.

„Ich hab dich gestern das erste Mal gesehen. Und alles, was ich über dich weiß, weiß ich dank meiner Kontakte. Den Kontakten, welche nur fünf Sekunden an ihrem Computer sitzen und sagen können, wann du zuletzt im Café neben deiner Schule warst." Eigentlich sollte sein Schock sich etwas legen, er hat immerhin nicht seinen zweijährigen Stalker kennengelernt, aber eine Minderung seiner geweiteten Augen tritt nicht auf. Nein, vielleicht erhöht sich ihr Durchmesser sogar noch.

„Wer bist du, dass solche Kontakte in deiner Liste stehen?"

Die Augen des Typen funkeln leicht auf, jedoch antwortet er nicht direkt, wie ein schon geladenes Katapult, welches endlich abschießt, wenn der Gegner zu nahekommt. Langsam löst der Jüngere seine Augen aus denen des anderen. Sein Blick analysiert das Gesicht des Fremden komplett. Und ohne es überhaupt erst richtig anzustarren, kann er eines sagen; wunderschön.

Die Lippen sind rosig und wohlgeformt. Sie sehen weich aus und zur Überprüfung, würde er gerne seine Hände heben und sie entlangfahren. Jedoch ist mal wieder, von seinem Körper ausgehend, keine Bewegung möglich. Die Nase ist gerade und in ihrer Größe ein perfekt ergänzendes Stück. Kein Berg im Gesicht, welcher die Harmonie durchbricht und ein auffälliges Hindernis darstellt. Und dann fällt sein Blick wieder zurück in die Augen. Sie sind so schön geformt. Es erinnert ihn bei ihrer spannenden Musterung, fast schon an eine Katze, welche ihre bewegliche Beute beobachtet. Die Maus, welche im Käfig seiner Augen gefangen ist, ist dabei Taehyung.

„Kannst du es mir nicht sagen?"

Der Junge scheint den Fremden aus seinen Gedanken gerissen zu haben, denn dieser schüttelt minimal den Kopf. „Doch eigentlich sogar ohne Zögerung sofort. Ich bin-"
Er wird unterbrochen. Sofort sieht Taehyung über die fremde Schulter und der Typ dreht sich für eine bessere Erkennung leicht nach hinten.

„Boss. Verzeihen Sie bitte diese Störung, aber es ist wichtig."

„Natürlich. Ich komme sofort.", er dreht sich wieder um und sieht den Jungen fest an.
„Bleib in dem Zimmer Taehyung. Ich mag keine Schnüffler und du willst mich nicht als Feind haben. Das kann ich dir versprechen."
Mit diesen Worten löst er seine verbundenen Arme um den Körper des Jungen.

Bevor Taehyung überhaupt reagieren kann und vielleicht nochmal das Wort ergreift, ist er weg. Schnellen Schrittes durch die Tür getreten, in welcher eben noch ein weiterer Fremder stand. Dieser hat ihn Boss genannt.

Was ist hier bitte los?

Und wer verdammt, war jetzt dieser Typ!

illegal. | taegi & jikook  ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt