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Seine Beine sind in einem Schneidersitz verbunden und während er in dieser Position aufrecht auf dem Bett sitzt, beobachtet er Suga. Dieser schläft. Er sieht so friedlich aus. Seine Gesichtszüge sind zart und für Taehyung ist dieser Typ immer noch eine Schönheit, welche einmal von seinen Augen aufgefangen, nie wieder seine Gedanken verlassen will und wird.

So ruhig, so schön und die Töne der Atmung, fast wie eine sachte Melodie. Er scheint ihm nicht wie ein Mafiaboss. Ein wahrscheinlicher Massenmörder, welcher als Suga verkörpert, vom Aussehen her einer immer schlummernden Katze ähnelt. Dabei ist das Tier, welches viele Menschen in ihrem Haus halten, ein echt guter Vergleich. Katzen schlummern viel, die meisten von ihnen sind faul. Aber trotz ihrer Umgewöhnung ruht eines schon immer in ihnen. Der Jagdinstinkt. All die Generationen, all die Jahre mit Menschen zusammen, in denen sie das Jagen nicht mehr brauchten und dennoch bringen viele von ihnen, frisch gefangen, ab und zu, eine tote Maus oder doch einen Vogel vor die Tür.

Sachte hebt er seine Hand an, will nach dem Schlafenden fassen und ihn berühren. Jedoch stoppt er und keine Berührung erfolgt.

Er legt seinen Kopf schief. Sein Blick ist fest, fast schon haftend, auf das ruhende Gesicht gerichtet. Trotz des Schlafes, trotz der emotionslosen Auffassung und den gefallen geschlossenen Augen, sie offenbaren es. Die Tiefe der Seele. Er sieht trotz seiner Träume so müde, schwach und einfach nur fertig mit allem aus. Wurde er in die Mafia gesetzt, als seine Lunge das erste Mal eine komplette Entfaltung, so flatternd frisch mit Luft, errang oder musste er sich diesen Posten erkämpfen? Ist er eine komplett gebrochene Seele, mit einer grausamen Vergangenheit? Ist die Tatsache, dass mit ihm und seinen Leben gespielt wurde, der Grund, weswegen er es selbst so sehr liebt? Der Grund, welcher ihn danach streben lässt, Taehyungs süße und so zärtlich kleine Gestalt aus einer Gasse zu entwenden? Seiner Freiheit zu berauben. Ist dies vielleicht so, stimmen seine Gedanken? Er weiß es nicht.

Aber... er will es wissen. Alles in ihm zittert nicht mehr vor Angst, sondern vor Freude und Neugier. Sein Inneres ist nicht nur erfreut darüber, von so einer gefährlichen Person der Spielpartner zu sein, sondern will auch alles über diese auf der Erdoberfläche lebenden Gestalt erfahren. Der Junge will die Vergangenheit von Suga durchforsten, ihn am liebsten fast schon studieren und seine Handels, als auch Entscheidungswege nachvollziehen.

Trotz, dass sein Blick weiterhin auf diese schlafende Schwäche gebunden ist, berührt seine Hand endlich was. Mit einer Bewegung, welche dem zart kühlen Wind des in der Nacht offenen Fensters, mit einer plötzlichen Böe, ähnelt, streicht er durch die Haare des Hellblonden. Eine Strähne ist im Schlafe versaust über seine Stirn, verdeckend, über das rechte der geschlossenen Augen gefallen. Eigentlich will er eine mögliche Sicht, beim Öffnen der Augen ohne Hindernisse ermöglichen, jedoch wird er plötzlich am Handgelenk gepackt. Ein fester Griff, stoppt seine ruhige Bewegung, noch bevor er die Strähne komplett aus der Reinheit des Gesichtes entfernen kann.

Sugas Augen sind offen. Sie strahlen diese Kühle aus, welche in der Nacht der Träume eine grässlich ziehende Gänsehaut herbeiruft. Die Seelenfenster vom Mafiaboss mustern den Jungen vor sich genaustens und gründlich. Sie scheinen so aktiv und aufmerksam, fast als wären sie schon ewig wach, hätten nie geschlafen. Vor allem nicht noch vor eben erst geschlagenen Sekunden.

„Warum schläfst du nicht?"

„Ich kann nicht."

„Hat das einen bestimmten Grund?"

„Weiß nicht. Ist mein Bettpartner, welcher eine der gefährlichsten Personen aus Seoul sein könnte, Grund genug?" Suga setzt sich auf. Es ist nur in der Dauer einer Sekunde, jedoch erkennt Taehyung es genau. Er schmunzelt. Wieso huscht dem Typen eine Erhebung der amüsanten Freude über die Lippen, wenn der Junge Bedenken und eine kleine, dennoch in ihn ruhende, Angst ausspricht?

„Ich bin die gefährlichste Person in Seoul. Ich bin nicht nur eine davon, sondern höchstpersönlich vor dir sitzend, bin ich es."
Ein Mundwinkel des Jungen hebt sich an, um genau zu sein, der Linke, seine Augen weiten sich minimalistisch, jedoch weit genug, dass Sugas Augen diese Bewegung erkennen und sie verfolgen.
„Ach tatsächlich? Diese Tatsache ist selbstverständlich sehr beruhigend, ich werde sogleich ohne weitere Verzögerung schlafen können."

Die Augen des Älteren funkeln leicht auf, jedoch schon länger nicht mehr von der amüsanten Lage dieser Situation gesteuert. Es scheint eher leicht genervt und herausfordernd. „Dafür, dass du anscheinend aus Angst nicht schlafen kannst, reißt du deine Klappe aber echt weit auf."

„Es ist nicht aus Angst, sondern aus Unwissenheit. Du könntest so vieles, fast schon alles, mit mir anstellen, wenn ich meine Augen schließe." Taehyungs Blick nimmt die Herausforderung des Älteren an. Ihre Worte tanzen aneinander vorbei, treffen nicht aufeinander und wagen einen eleganten Walzer. Sie sind zu sehr damit beschäftigt, was es auch immer ist, wenn es von dem anderen ausgesprochen wurde muss eine dümmliche Antwort fallen. Die Aussage des anderen muss dabei wie unnütz auftreten und fast schon zum Auslachen erscheinen. Ihre Tiefe einer Bedeutung verlieren.

„Warum vertraust du mir nicht, Taehyung? Du brauchst Schlaf und einen ruhigen Kopf, sonst fallen dir bald keine guten Aussagen mehr ein. Und mit müdem Kopf macht das Spielchen keinen Spaß mehr." Suga streckt seine Arme leicht nach hinten und stützt sich auf ihnen ab, damit er eine scheinbar gemütliche Position auf dem Bett einnimmt. Obwohl diese dem Jungen eher angespannt erscheint. „Weswegen sollte ich jemanden vertrauen, der sich in einer dunklen Gasse gelegen dachte, ‘den Jungen nehme ich mit.’ Warum sollte ich?"

„Ganz einfach. Weil ich was anderes dachte. ‘Den Jungen nehme ich mit. Ab heute ist er mein. Mein Spielkamerad.’ Und bis zum Schachmatt, bist du wohl an meiner Seite, vielleicht ist es wie ein ewig erscheinendes Leben."

„Selbstverständlich. Wenn etwas ungewollt ist und die Gedanken aktiv laufend an etwas haften, man wegwill und erhofft, dass die Zeit schnell vergeht, beginnt diese zu schleichen. Und bei dir Suga, erreicht sie eine unglaubliche Langsamkeit, es erscheint tatsächlich und sofort auftretend wie die Ewigkeit."
Schnaufend nimmt der Angesprochene die Worte des Jungen so auf, wie dieser es wollte. Ob er sich leicht angegriffen fühlt? Immerhin will er einen Spielkameraden, aber dieser fühlt sich in seiner Nähe so unsicher, dass er am Spiele nicht aus Spaß, wie er selbst, teilnimmt, sondern weil es für ihn wie eine Pflicht ist. Taehyung ist noch jung. Er will sein Leben nicht wegwerfen und aufgeben.

Jedoch sind dies bei weitem nicht die einzigen Gründe. Weiterhin erhofft er eine Situation, die er ausnutzen kann, um Jimin zurückzuholen und gleichzeitig, will er die Person vor sich analysieren. Er fühlt sich in Sugas Gegenwart zwar unwohl und ohne Schlaf, fühlt sich die Zeit in ihrem Verlauf gleich noch langsamer an. Aber dies ist gut, komplett nach seinem Willen. Je langsamer die Zeit, desto länger und mehr kann er die Person betrachten, welche ihn auf eine nicht verständliche Art und Weise fasziniert.

„Was kann ich tun, um dein Vertrauen zu erlangen?"

„Bring mir meinen besten Freund. Ich will Park Jimin wieder an meiner Seite haben."

illegal. | taegi & jikook  ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt