7. Wir gehen fast über Bord

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„Land in Sicht!" es waren die Worte, die mich sofort aufsehen ließen. Und tatsächlich. Vor uns öffnete sich ein kleiner Hafen.

Eine Gestalt trat neben mich.

Ich sah zur Seite. „Hier sind aber keine Riesen oder?"

Rider schüttelte den Kopf. „Das hier ist ein Außenposten von den Berserkern die in Jotunheim angesiedelt sind. Die Riesen halten sich meistens fern, aber bekommen fünfzig Prozent des Handels. So ist der Friedensdeal hier."

„Ich kann es kaum erwarten Land unter meinen Füßen zu haben." ich sah der untergehenden Sonne entgegen.

„Übertreib es nicht."
Ich sah ihn an. „Ich brauche keinen Aufpasser."

„Das hast du reichlich bewiesen." er senkte seine Stimme. „Und jetzt bist du hier. Astrid zählt darauf, dass ich auf dich aufpasse."

„Ich brauche keinen Aufpasser, Rider. Ich bin erwachsen. Mehr als erwachsen. Du verstehst einfach nicht, dass ich mein Leben einfach genieße!" düster sah ich ihn an und stellte mich an die Reling. Dabei glitt mein Blick zu einer schemenhaften Gestalt am Steuer. Sie war durch die schwache Innenbeleuchtung nicht ganz so gut zu sehen, aber ich würde die Umrisse überall erkennen. Delta.

Ohne auf Riders ruf zu achten. lief ich eilig die Treppen hoch und in die Steuerkabine rein. „Kann da jemand einparken?"

„Witzig." sie sah gelassen auf.

„Ich bin immer witzig." nachdem ich sie seit dem Frühstück so gut wie nicht gesehen hatte, war es angenehm, einen Moment für uns zu haben. Ich ließ mich neben sie auf die Hockerbank fallen, während der Hafen sich bereits vor uns fand.

„Jeremy hat erzählt, dass er dich ans Steuer gelassen hat." sagte sie schließlich.

„Ja, aber das war doch nichts." ich wank ab. Wann immer Jeremy die letzten Nächte Dienst am Steuer gehabt hatte, hatte ich die Zeit beim ihm verbracht. Die letzte Nacht hatte er mir sogar ganz das Ruder überlassen, das war ziemlich nervenauftreibend gewesen.

„Bescheidenheit."

„Wie bitte?" ich sah sie an.

„Bescheidenheit." wiederholte sie und sah mich aufmerksam an. „Das hätte ich von dir nicht gedacht."

„Ich kann auch Charmant sein." ich grinste.

Sie schnaufte. „Hier, es Zeit das du das hier auch lernst." sie rutschte zur Seite.

„Niemals, ich mach was kaputt."

„Feigling."

„Ich bin kein Feigling." ich verschränkte die Arme vor der Brust.

„Dann zeig, was du gelernt hast. Ich helfe dir. Keine Sorge." und da war er wieder. Dieser herausfordernde Blick, der langsam zu meiner Schwäche wurde.

„Schön." ich nahm das Lenkrad in die Hand und setzte mich auf ihren Platz, während sie daneben stand und aufmerksam blieb.

„Leg die Hand an den Hebel, weniger Knoten." sagte sie.

Ich legte die Hand auf den Hebel und zog ihn ein wenig in meine Richtung um die Geschwindigkeit zu verringern.

„Siehst du das äußere Dock? Da müssen wir hin. Fahr langsam darauf zu. Mit Gefühl. Wie beim Autofahren."

„Das ist aber kein Autofahren." angespannt versuchte ich mein Bestes zu geben, während mein Herz unruhig schlug. Ich wollte mir gar nicht erst ausmalen, was geschah, wenn wir volle Kanne gegen das Dock stießen. Wir kamen ihm immer näher. Ich knirschte mit den Zähnen. „Du solltest übernehmen."

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