Erinnerungen, Liebe und Götterkinder

3. Ich treffe auf dich

„Kompletter Absturz des Schlagzeilen Sternchen Gaiá. Gestern Abend wurde sie wieder in einen ihrer Lieblingsclubs gesichtet. Zugedröhnt und hoch betrunken, beobachteten einige Passanten, wie sie eine Prügelei anfing und aus dem Club geschmissen wurde. Dort pöbelte sie weiter, bis sie von der Polizei festgenommen wurde. Ist der Ruhm zu viel für sie? Gaiá, die anfangs als Talentierte Schauspielerin und Sängerin galt, rutscht immer weiter ab und scheint am Tiefpunkt ihres Lebens angekommen zu sein. Nachdem sie ihre beste Freundin und Managerin, aus der Gewahrsam der Polizei befreit, kam es zu einem heftigen Streit auf offener Straße. Gaiá verschwand wutentbrannt in die Dunkelheit. Kaum fähig gerade zu gehen. Mal davon abgesehen, dass ihre Kleidung vollgekotzt war und sie sich irgendwo in eine Gruft verschanzt hat. Bilder zeigen, wie sie erneut an einem Joint zieht. Was ist nur aus der glamourösen Schauspielerin geworden? Ein Haufen Dreck, den niemand mehr engagieren will. Der Direktor des neuen Films, der momentan gedreht wurde, überlegt alles zu cutten. Ist es das wert?" Astrid warf mir die Zeitschrift entgegen.

„Au." brummte ich und rieb mir den Kopf. Weder die Sonnenbrille noch die Kopfschmerztablette ließen das Dröhnen verschwinden.

„Das reicht, Gaiá!" Astrids Augen funkelten wütend. „Ich sehe nicht weiter zu, wie du dein Leben ruinierst. Verdammt nochmal, was ist mit dir los?"

Ich starrte meine sonst so ruhige beste Freundin an. „Nicht so laut."

„Doch, ich muss laut werden. Weißt du eigentlich was passiert ist?" sie deutete auf die Zeitschrift. „Vermutlich nicht, so wie du dich abgeschossen hast. Ich musste dich aus deiner eigenen Kotze rausholen, an der du fast erstickt wärst. Das ist nicht die beste Freundin, die ich damals kennengelernt habe. Es war absolut erbärmlich. Du hattest über nichts mehr kontrolle. Hailey musste dich an den Tropf hängen, als wir dich heute früh wiedergefunden haben, weil du so weg warst. Ohne uns wärst du vermutlich nicht mehr da gewesen."

„Ich kann nicht sterben."

„Verdammt, Gaiá. Ich mache mir verdammt noch mal sorgen!" sie schüttelte den Kopf und sank neben mich auf die Couch.

„Mir geht's gut." sagte ich leise.

Sie fuhr sich durchs Gesicht. „Nein, dir geht es nicht gut. Lüg mich bitte nicht an."

Ich sank erschöpft zurück. Ich musste absolut schrecklich aussehen, aber wenigstens war ich irgendwie abgeduscht und in frische Klamotten geworfen worden.

Schweigend kaute ich auf meiner Unterlippe.

Astrid atmete tief durch. „Ich will das du dir eine Auszeit nimmst."

„Auszeit? Astrid, ich drehe bald den nächsten Film."

„Wirst du nicht. Der Direktor hat abgesagt, nach der Aktion. Du wirst dir also eine Auszeit nehmen." sie richtete ihren Blick in meinen. „Kates Schwester Liz, hat mir jemanden empfohlen."
„Sag nicht, ich muss zu ihrer verrückten Mutter in diesen Tempel?"

„Wenn du mein Angebot nicht annimmst, wird es darauf hinauslaufen."

Ich schluckte. „Was ist dein Angebot?"

„Du wirst deine Auszeit auf der blue Arrow verbringen."

„Dem Piratenschiff?" ich kratzte mich am Kopf. „Auf keinen Fall."

„Willst du in den Tempel?" sie zog die Augenbrauen hoch.

„Nein, ich will nichts von beiden."

„Du entscheidest dich für eins von beiden. Denn wenn du nicht diese Auszeit nimmst, dann sehe ich keinen anderen Weg, als dich als Managerin sitzen zu lassen. Und wir beide wissen, dass dein Ruf im Moment so schlecht ist, dass dich keiner haben will. Du verdienst kein Geld mehr und wirst hier alleine unter gehen."