20. Wir geben Beziehungstipps

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„...oh Skalla, ich kann doch nicht. Unsere Liebe ist nicht für die Öffentlichkeit bestimmt." murmelte ich und schlug zur nächsten Seite um, um zu wissen wie es weiter ging.

Es klopfte.

Entnervt sah ich von meinem Bett auf dem Schiff auf. Vor zwei Tagen hatten wir es tatsächlich wie geplant zurück zum Schiff geschafft. „Ja?"

Rider schob sich durch die Tür. „Hey, störe ich?"

„Ich lese nur das neue Drehbuch." ich ließ es sinken und schob mir die Lesebrille von der Nase. Wie gut das Delta nicht reingeplatzt war. Sie hätte sich sicherlich über die Brille lustig gemacht. Ich deutete auf mein Bett, auf dem ich saß. „Setzt dich."

Er zögerte nicht lange und ließ sich neben mir auf dem Bett nieder. „Ist es spannend?"

„Zumindest vielversprechend." sagte ich. „Ein Drama das in den frühen sechziger Jahren spielt."

„Tatsächlich." er sah zur Seite die ich aufgeschlagen hatte. „Ist es das, das Oscar nominiert ist?"

„Es ist nicht nominiert, aber Anwärter auf diesen Preis." ich schlug es zu. „Und nichts für neugierige Nasen. Sonst könnte ich ärger mit dem Regisseur bekommen."

Er seufzte. „Darfst du mir wenigstens sagen worum es geht?"

„Ein lesbisches Liebesdrama." sagte ich schließlich und streckte mich. „Skalla und Helena, die sich gegen ihre gewalttätigen Ehemänner zu Wehr setzen und eine Organisation gründen und sich zufällig bei der gemeinsamen Arbeit verlieben."

„Das hört sich doch gar nicht so schlecht an." sagte er ehrlich. „Basiert es auf einer wahren Begebenheit?"

„Woher wusstest du das?"

„Geraten." er zuckte mit den Schultern und lächelte dann schließlich. „Wirst du dich für dieses Drehbuch entscheiden?"

„Ich weiß nicht. Mich hat eine gewisse Person mitten in einer spannenden Stelle unterbrochen." ich sah ihn an.

Er lächelte unschuldig. „Unmöglich."

Ich stieß ihn an und legte dann das Drehbuch beiseite. „Also geliebter Bruder, was schleichst du dich hier rein?"

„Ich wollte nur nach meiner kleinen Schwester sehen."

„Kleine Schwester? Wir sind gleich alt und nur falls ich das nicht schon oft genug erwähnt habe, ich bin eine Stunde älter als du."

„Unwichtig." er wank ab. „Ich bin emotional Reifer."

Ich zog die Augenbrauen hoch. „Also das zu erwähnen ist jetzt unhöflich."

Er grinste und das ließ ihn um einiges jünger aussehen. Wie der kleine Junge mit dem ich früher zusammen trainiert und gespielt hatte. Es erinnerte mich an alte Zeiten, als wir beide noch jung gewesen waren und eine gute Beziehung zueinander gehabt hatten. Ich dachte darüber nach, was Delta am Lagerfeuer gesagt hatte. Das ich die Leute von mir stieß. Das ich Rider keine Chance gab, weil ich Angst hatte, ihn zu verlieren und dabei die Zeit lieber nutzen sollte. Rider war jetzt hier und er war immer noch mein Bruder. Die einzige beständige Person in meinen Leben. Trotz der Jahrhunderte, die wir uns kaum gesehen hatten.

„Wie geht's dir?" fragte ich schließlich und versuchte mich zusammen zu reißen.

Seine dunklen Augen hatten diesen sanften Ausdruck, der mich schon damals so eingenommen hatte. Als wäre ich bei ihm sicher. Ich schluckte leicht, als die alten Gefühle mich zu verschlingen drohten.

„Mir geht's sehr gut. Vor allem, weil ich jetzt weiß, dass es dir und auch Delta gut geht. Danke das du auf sie aufgepasst hast. Sie hat erzählt was passiert ist. Du hast ihr das Leben gerettet."

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