21. Lucas Reaktion

3.5K 94 10
                                    

Müde schlendere ich die Straße entlang. Von hier aus kann ich schon unser Gebäude sehen. Als ich dies bemerke schlucke ich einmal schwer. Gott, wie wird das wohl enden?

Ich habe Vincent schon eine Nachricht geschrieben, dass Anonym meinem Bruder die Fotos geschickt hat. Er meinte "Shit", aber ich erklärte ihm dass das besser ist, als dass er zur Polizei gegangen wäre.

Ich habe ihm aber nicht geschrieben, dass Max Anonym ist, das möchte ich lieber persönlich sagen, aus welchem Grund auch immer...

Ich atme einmal scharf die Luft ein als ich die Tür des Gebäudes aufsperre und mich im Trepeenhaus befinde. Scheiße, wird das gut gehen?

Mit zittrigen Beinen probiere ich so wenig Geräusche wie möglich zu machen, um unsere Nachbarn nicht auf zu wecken, da es ja fast Mitternacht ist.

Als ich mich vor unsere Wohnungstür befinde, entsperre ich wieder mal die Tür und öffne sie.

Das Wohnzimmer ist dunkel und sieht ziemlich verlassen aus. Ängstlich schälte ich das Licht an, mit der Hoffnung dass Mum nicht womöglich während einem Film auf der Couch eingeschlafen ist, und Luca den Fernseher und die Lichter ausgeschaltet hat, denn ich würde Mum sehr ungern erwachen.

Das Glück liegt auf meiner Seite, niemand liegt auf dem Sofa.

Die Küche, die nur durch eine kleine Trennwand vom Wohnzimmer getrennt ist, ist genause wie das Wohnzimmer blitze blank aufgeraumt. Wer sie wohl aufgeräumt hat?

Erschöpft gehe ich kurz in mein Zimmer um dort meine Tasche und meine Jacke auf mein Bett hinzuwerfen und meine Schuhe auszuziehen. Um zu meinem Zimmer zu gelangen, muss ich am Zimmer meines Bruders entlang gehen. Als ich dies tue, sehe ich an einem kleinem Spalt am Boden, dass bei ihm Licht im Zimmer noch brennt.

Als ich meine Tasche aufs Bett hingeschmissen habe, trete ich wieder vor die Tür meines Bruders. Nervös öffne ich sie langsam und erblicke meinen Bruder, wie er am Computer sitzt.

"Hey!" murmle ich knapp und lasse mich auf sein Bett plumpsen. Als er mich bemerkt nimmt er langsam seine Kopfhörer aus seinem Ohr, die an seinem Laptop angeschlossen sind.

Er dreht seinen Drehstuhl langsam so, dass er mich ansehen kann. "Hallo" flüstert er und verschränkt seine Arme. Einen Moment lang mustert er mich und grinst mich dann schließlich leicht an.

"Wie wars bei Monika?" fragt er, während er sein Handy von seinem Schreibtisch nimmt. "Ich war bei Monika, ehrlich!...und es war ok" sage ich den letzten Teil kleinlaut.

Leicht lachend nickt mein Brudef schnell und entschuldigend mit dem Kopf. "Chill dich, keine Panik auf der Titanik! Wir sind nur in meinem Zimmer. Ich glaube dir, dass du bei Monika warst. Ich habe sie im Hintergrund lachen gehört, als ich dich gefragt habe, ob du was mit Herr Meyer hättest." erklärt er belustigt. Den Schluss murmelt er nur noch, während er mit seinen Händen spielt und beschämt den Boden anschaut.

Einige Minuten lang schweigen wir uns an. Nun ja, besser gesagt einige Sekunden, doch es fühlt sich länger an.

Unerwartet seufzt Luca einmal, nimmt meine Hand in seine und streichelt sie sanft. "Luna, ich frage dich nochmal. Ich möchte, dass du ehrlich antwortest. Also, es würde mich glücklich machen, wenn du nicht lügen würdest. Ich würde nähmlich gerne, dass du weißt, dass ich dich immer liebe, nie wütend auf dich sein werde, vollstes Verständniss haben werde, und es niemanden erzählen werde. Bitte vertraue mir, das bedeutet mir viel!" flüstert Luca sanft und schaut mich mit großen Augen an.

Er macht eine kleine Pause um meine Gesichtszüge zu mustern, jedoch probiere ich so gut wie es geht, neutral zu schauen.

"Also, Luna... Hast du etwas/ bist du in einer Beziehung / womöglich sogar in einer sexuellen Beziehung, mit deinem Mathelehrer, Herr Meyer?"

Mein Herz fängt so stark zu klopfen an, dass ich befürchte, dass Luca es hört. Scheiße, wofür soll ich mich entscheiden: Lüge oder Wahrheit?

Nervös fange ich an meine Nägel zu kauen und schaue dabei eine ziemlich lange Zeit meinen Schoss an. Erschrocken mache ich große Augen as ich eine Träne auf mein Bein fallen sehe. Seit wann heule ich?

Ich hab zwar heute Abend nicht mitgezählt wie oft ich schon geflennt habe, aber ich kann mir vorstellen dass das das hundertste Mal ist. Genervt deswegen schniefe ich einmal vorsichtig und blicke kurz nach oben.

Luca schaut mich bemitleidendswert an und nickt langsam mit dem Kopf. "Also ist das ein Ja?" flüstert er leise und grinst mich leicht ermutiegend an, aus welchem Grund auch immer.

Ich schnaufe einmal tief und nicke hektisch mit dem Kopf. "Du bist wütend, oder?" frage ich vorsichtig und schaue dabei die ganze Zeit über, bloß meinen Schoss an.

"Nicht viel, ich bin froh dass du mir die Wahrheit gesagt hast. Ich finde es sogar leicht lustig, wie du es hinbekommen hast etwas mit Herrm Meyer anzufangen. Alle Mädchen aus unserer Schule wollen das! ... Erzähl mir mal am besten alles vom Anfang an, bitte!".

Leicht lachend nicke ich und erzähl ihm alles: wie ich einmal bei ihm im Auto mitgefahren bin, ich traurig war und nur am flennen war (den Grund dazu, also Max, sagte ich ihm nicht), wie nett er war und mich nach der Stunde bat zu bleiben um über meine Probleme zu reden, ich bemerkte was für ein toller Mensch er eigentlich ist, und ich ihn quasi verführt habe. Wie es nicht Herr Meyers Schuld war, sondern meine, wie er am nächsten Tag sagte, wir sollten es sein lassen, ich es akzeptierte und kurz darauf er wieder etwas mit mir anfangen wollte (aus Mitleid). Ich wütend war, wir uns jedoch am gleichen Abend wieder vertragen haben, und sozusagen, zusammen gekommen sind, und wir seitdem etwas zusammen haben.

Erwartungsvoll schaue ich Luca an, als ich fertig mit erzählen bin. "Achso." nurmelt er und schaut überlegend seine Füße an. "Und warum schickt mir Max dann so ein Foto? Du sagtest er will sich damit rächen. Für was rächen?" murmelt er aufgeregt.

Ich atme einmal scharf die Luft ein "Eigentlich hatte ich vor, dir das nicht zu erzählen, da du dann womöglich anders über Max denkst. Ihn dann sogar vielleicht hasst. Nunja, aber das ging zu weit..." flüstere ich traurig und ziehe dabei mit meinen Zähnen die tote Haut an den Seiten meiner Nägel ab.

"Max hat mich gegen meinen Willen einmal in seinem Auto angefasst. Es ist nicht zu Sex gekommen, nur zu Betatschungen."

Ich schließe kurz meine Augen, da eine Träne runterkullert. Langsam öffne ich sie wieder, als ich das laute Ein- und Ausatmen meines Bruders höre. Ich erblicke Luca mit einer wütenden Miene, die Augenbrauen zusammengedrückt, die Augen wütend zusammengekniffen und die Hände zu Fausten geballt.

"Dieser kleiner, mieser, verfickter Hurensohn" schimpft er laut, woraufhin ich ihm schnell den Mund zuhalte "Mama schläft, sei ruhig!".

Wütend schnappt er sich seine Jacke aus seinem Schrank und stampft rüber in mein Zimmer, weshalb ich ihm folge. Dort angekommen, hebt er meine Jacke von meinem Bett auf und hält sie mir hin, so dass ich sie anziehen kann. Meine Tasche drückt er mir schnell in meine Hand.

"Was machst du da Luca?" frage ich mit fester Stimme und stelle mich vor meine Zimmertür, bevor er wütend herausstampfen kann. "Wir fahren zu Max" sagt er wütend und schiebt mich vorsichtig von der Tür weg "Folg mir einfach!".

Leicht nervös probiere ich, so gut wie es geht, ihm zu folgen. "Und dann? Was machst du dann?" frage ich hibbelig. Kurz bleibt Luca vor der Haustür stehen und schaut mich unerwartet entspannt an. "Keine Ahnung. Mal schau'n." meint er, bevor er schnell die Tür hinter uns schließt, und die Haustreppen runtergaloppiert, gefolgt von mir.

Guter Lehrer & verführerische SchülerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt