26. Der 'nette' Max

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In der Mensa angekommen, entdecke ich auch schon sofort meine 'Gang', zu der ich mich an den Tisch setze. Noch immer übertrieben schmunzelnd, lasse ich mich auf einen freien Stuhl zwischen Joanne und Luana plumpsen.

"Was grinst du denn so glücklich? Ist da was zwischen dir und Herr Meyer gelaufen, oder wie?" fragt mich Dianne lachend, während sie ihre Augenbrauen spöttisch auf und ab bewegt.

Scheiße! Ok... Jetzt bloß nichts anmerken lassen, ganz gechillt bleiben! Einfach eine Lüge erfinden und keine Panik schieben...!

"Nee, da muss ich euch, als auch mich, enttäuschen." lache ich kopfschüttelnd los. "Hab gerade gesehn wie ein echt heißer Typ Melinda unabsichtig angerempelt hat. Der hat sich nicht einmal entschuldigt und die dumme Gans ist ganz geschockt stehen geblieben und hat dem Kerl mit offenem Mund hinterher geschaut. Hat wohl gedacht der wird ihr als Entschuldigung die Füße abküssen..." erfinde ich rasch eine Lüge, über die Schlampe der Schule (Melinda).

Sofort kichern Luana, Joanne und Dianne los. Puuuuh, ist ja noch einmal gut gegangen! "Hat sie ja auch endlich Mal verdient!" klatscht Joanne zufrieden in die Hände.

Der Rest der Pause verläuft ganz normal, nichts außergewöhnliches eben. Wir reden über Mädchensachen und stalken einige unserer hübschen Jungs an der Schule.

Kurz bevor es klingelt, machen wir uns alle gemeinsam auf dem Weg zu unseren Spinden, um unsere Sportsachen heraus zu nehmen, um uns später zu den Sportshallen zu begeben. Dort angekommen ziehen wir uns in den Umkleiden um, und wie immer schlüpfe ich in einen kurzen engen Shorts und ein viel zu breites T-Shirt von meinem Bruder. Wir, also Joanne, Dianne und ich, treten dann in die Sportshalle ein, wo schon all die Jungs und der Lehrer auf uns warten. Wie fast immer, sind wir als erste Mädchen da.

Die Stunde verläuft ganz in Ordnung. Bevor die anderen Mädchen kommen, plappern wir mit Pit, Manuel und Daniel über belangloses Zeug. Da ich müde bin, lege ich meinen Kopf auf Joannes Schulter, da diese direkt neben mir steht, und schaue den Anderen nur beim Reden zu.

Während ich da stehe, spüre ich Ryans Blick immer Mal wieder auf mir, doch ich ignoriere ihn gekonnt, und probiere mich auf das Gespräch zu konzentrieren.

Als dann alle da sind, fangen wir zuerst Mal an 20 Minuten lang im Kreis zu laufen, und dann später spielen wir 40 Minuten lang Tennis, was eigentlich ganz ok läuft.

Die nächste Stunde, Französisch, verläuft ziemlich ruhig, da jeder noch müde vom Sport ist, und nur die wenigsten dafür interessieren sind, welche Redensarten es mit dem Verb "sehen" im Französischen gibt...

Als es klingelt, verabschiede ich mich von Luana, Joanne, Dianne, und Manuel mit einer schnellen Umarmung, bevor ich mich ganz schnellen Schrittes zur Richtung Tür begebe. Ich werde versuchen den Bus schon um 16:05, anstatt um 16:35 zu kriegen, um dem Max aus dem Weg zu gehen.

Als ich die Straße entlang gehe, wo der Bus hält, erkenne ich schon von Weitem, wie jener schon von der Bushaltestelle wegfährt. Verpasst, schade...

Leicht genervt lasse ich mich auf einen kalten Metallsitz des Bushäusschen plumpsen, jetzt muss ich noch eine halbe Stunde lang warten! Seufzend packe ich mein Notizblock aus meinem Rucksack, um schon mit dem Schreiben einer Geschichte für mein Englischfach anzufangen, um die Zeit sinnvoll zu verbringen. Dabei stecke ich mir Kopfhörer in die Ohren, um ganz in der Geschichte vertieft zu sein.

Nach knapp 10 Minuten erkenne ich von der Seite aus eine große Gestalt, die sich neben mich gesetzt hat, was merkwürdig ist, da hier normalerweise selten Leute sind. Ich ignoriere diese Gestalt jedoch gekonnt.

Etwas mürrisch grummele ich, als mich mein Gegenüger schon nach kurzer Zeit auf der Schulter antippt. In Rekordgeschwindigkeit drehe ich mich zu der Person um... Max. Das hätte ich erahnen können.

Dieser grinst mich nur scheu an, wie ein kleiner Junge. Eigentlich sieht er so kultiviert, höfflich, süß und zuvorkommend aus, wenn er so guckt. Ich dachte am Anfang, dass er auch so ist. Naja, er kann seine böse Ader wohl gut verdecken. Nach kurzem Mustern bemerke ich sein linkes Auge, das angeschwollen ist und blau noch dazu. Ob das wohl Luca ihm angetan hat?

Genervt rolle ich die Augen und schaue wieder auf mein Blatt, jedoch nicht für lange Zeit. Es dauert nur kurz, bis Max mir ein Ohrstöpsel sanfte aus dem Ohr herausschiebt. "Was machst du da?" fragt er vorsichtig, wie ein kleiner Junge.

Einmal seufze ich übertrieben, und steck mir sie wieder in den Ohr. Nach kurzem Überlegen nimmt er sie mir wieder raus. "Luna, ich will mich entschuldigen..." flüstert er betrübt. Als ich wieder kurz davor bin, sie wieder reinzustecken legt er sanft seine Hand auf meine Schulter, "Bitte, hör mir kurz zu!" probiert er mich hektisch zu überreden. "

"Lass mich in Ruhe!" murmele ich emotionlos und rücke leicht weg von ihm. "Luna es tut mir wirklich leid, bitte lass mich ausreden!" meint er mit zittriger Stimme und hält mich am Arm fest, damit ich die Ohrstöpsel nicht schon wieder ins Ohr stecke.

Skeptisch schaue ich ihn von der Seite aus an. Irgendwie tut er mir leid mit seinen großen, schwarzen, verzweifelten Glubschaugen und dem blauen Auge. Leider interessiert mich es auch, was er zu sagen hat. Ein kleines höffliches Schmunzeln mit einem Hauch von Hoffnung bildet sich auf seinen zierlichen Lippen. Ich seufze einmal laut auf "Na gut..." murmele ich, und rücke wieder in meine vorherige Position.

"Luna, es tut mir einfach mega Leid! Ich war mir nicht Bewusst, was für ein Schwein ich war... Keine Ahnung, ich war auf meinem Bad-Boy Trip, irgendwie wie in Hypnose. Einmal, da bin ich dir an einem Freitag Abend hinterher gegangen, du wars mit Ophelie in dem Cafe in der Ecke, weißt du an welchen ich denke?" Kurz nicke ich.

"Naja, ich wollte schon gehn, da ist aber auf einmal Herr Meyer gekommen und dann bin ich geblieben. Ich bin dir danach hinterher gegangen, danach ja auch dem Vincent. Ich war dabei als ihr irgendwie 'zusammengefunden' habt. Ich schwöre Luna, ich hab keine Ahnung was dann passiert ist, eine Wut hat sich in mir angestaut... Ich hab dich die nächsten Tage verfolgt, denn ich war so wütend, dass da zwischen euch Beiden etwas läuft. Ich war ganz auf mein eigenes Wohlergehen fixiert, dass ich ganz vergessen habe wie es dir dabei ergeht..." Ein kurzer Seufzer seiner Seits.

"Luna, die Nachricht... Ich weiß nicht, wirklich... Tut mir einfach Leid! Und das ist kein mieser Plan oder so... Ich habe einfach übertrieben, ich habe wegen diesem Scheiß meinen besten Freund verloren! Ich hoffe du nimmst meine Entschuldigung an, und wir können wieder Freunde sein?"

Ich überlege intensiv. Wie soll ich darauf reagieren? Unmöglich, dass wir je wieder Freunde werden!

"Max, ich möchte nichts mehr mit dir zu tun haben. Sprich mich nicht mehr an. Ich ignoriere dich, und du mich! Das was du getan hast, war einfach zu dreckig. Du verstehst mich hoffentlich? Keine ahnung, ich fühle mich jetzt besser, wegen der Entschuldigung, aber trotzdem... Das war echt ne miese und falsche Sache! Freunde machen so etwas nicht... Freunde betatschen sich nicht gegenseitig unfreiwillig, Freunde stalken sich nicht, sie drohen einanander nicht, und sie nennen sie nicht 'Bitch'. Das ist einfach nur... Ich weiß nicht. Tut mir leid, dass du und Luca nicht mehr Freunde seid, am Anfang habe ich versucht genau das zu vermeiden, doch dann ist mir nichts anderes übrig geblieben. Wie auch immer... Kann ich bitte weiter schreiben?"

Habe ich das gut gesagt? Wahrscheinlich schon... Während er geredet hat, hat er mich angeschaut und ich den Boden. Während ich geredet habe, habe ich ihn jedoch zurück in die Augen geschaut. Da wir nebeneinander sitzen, ist der Abstand zwischen unseren Gesichtern ungefähr 15 cm, was mich jedoch nicht stört, ihn hoffentlich auch nicht.

Kurz nachdenkend schaue ich den Block in meinen Ärmen an, und wieder zurück zu Max, der mich mit hochgezogenen Augenbrauen mustert. Langsam rücke ich wieder bisschen weiter weg von ihm, um weiter zu schreiben.

"Du hast Recht Luna, ich werde dich in Ruhe lassen! Du solltest jedoch wissen, dass ich immer dein Backup-Boyfriend sein werde..." zwinkert er mir zu, woraufhin ich zu lachen beginne. Wenn er nur wüsste, dass Ryan eigentlich meine Reserve ist ;)

Guter Lehrer & verführerische SchülerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt